Typisches Fehlverhalten unserer Hunde

Hier schauen wir uns mal das typische Fehlverhalten unserer Hunde etwas genauer an. Es gibt "typisch"? Ich bin also mit meinem rotzfrechen und ungehorsamen Rüpel nicht allein?

Tatsächlich ist dieses Fehlverhalten so symptomatisch, dass jeder, der sich intensiver mit Hunden beschäftigt, ganze Opern davon singen kann. Immer und immer wieder gibt es die gleichen Auffälligkeiten, Störungen und Verhaltensmuster. Sicher wirst auch du gleich weise mit dem Kopf nicken und sagen

"Ja, das kenne ich von meinem auch!"

Fehlverhalten 1 Ressourcen-Verteidigung

Der Hund verteidigt Futter und/oder Spielzeuge. Sogar mit den Zähnen. Und das kann sich wirklich bis zum blutigen Beißen hochschaukeln. In besonders krassen Fällen wird schon mal in die Hand gebissen, die gerade den Futternapf zum Hund stellt.

Hintergrund: Das ist übrigens ein ganz natürliches und instinktives Verhalten, das wenig mit Dominanz, aber viel mit Überlebensinstinkten zu tun hat: Wer das Futter beherrscht, der kann über Leben und Tod bestimmen. Denn Futter bedeutet Leben. Und in der freien Natur ist bei Weitem nicht jede Jagd erfolgreich. Futter ist also eine sehr begrenzte Ressource, die man klugerweise verteidigt, wenn man sie hat.

Fehlverhalten 2 Aggression gegen Autos, Radfahrer, Jogger, etc.

Kurz gesagt: Aggression gegen so ziemlich alles mögliche und unmögliche, das bedrohlich wirkt und/oder zu nahe kommt.

Hintergrund: Auch das ist natürliches/instinktives Verhalten, das dem eigenen Schutz dient: In der freien Natur ist alles, was nicht Beute ist, grundsätzlich erst einmal bis zum Beweis des Gegenteils eine potenzielle Gefahr.

Fehlverhalten 3 Verlassens-Ängste und deren Folgen

Der Hund muss zu Hause bleiben. Schließlich verdient sich das Geld, das wir fürs Futter brauchen, nicht von allein. Doch kaum schließen wir die Wohnungstür auf, bekommen wir einen Herzinfarkt: Da hat jemand aber mal so richtig gründlich die Wohnung umgeräumt: Das Sofa ist zerfetzt, die Daunenfedern aus dem Bett sind in der ganzen Wohnung verstreut, die Wohnungstür ist mit riesigen Bissspuren versehen worden, kurz: Es sieht schlimmer aus, als wenn eine Heavy-Metal-Band hier gehaust hätte. Und als ob das noch nicht genug wäre, springt dein Nachbar aus seiner Wohnung und beschwert sich, dass dein Hund den ganzen Tag zum Gotterbarmen geheult und gebellt hätte. Und er habe nur deshalb nicht die Polizei gerufen, weil er dich bis gestern noch ganz gut leiden konnte. Das würde sich aber ab jetzt ändern...

Hintergrund: Und auch das ist ein völlig natürliches/instinktives Verhalten: In der freien Natur bleibt ein Rudel zusammen. Individuen werden nur dann vereinzelt, wenn sie vom Rudel ausgesetzt werden oder sich verirrt haben. Und das ist da draußen grundsätzlich immer eine potenzielle Todes-Gefahr.

Fehlverhalten 4 Selektive Schwerhörigkeit

Unter dieser Problem-Überschrift kann man so ziemlich alle Verhaltensweisen zusammenfassen, die unter "allgemeiner Ungehorsam" oder auch "Respektlosigkeit gegenüber anderen Individuen" laufen: Der Hund macht einfach nicht, was er eigentlich machen soll. Er hört auf keine Kommandos, oder wenn, dann nur ziemlich sporadisch und wenig vorhersagbar. "Er hat eben seinen eigenen Kopf", wie man so schön sagt.

Hintergrund: Und wieder: Auch das ist natürliches/instinktives Verhalten, denn in der freien Natur gelten völlig andere Regeln, als in der (ziemlich engen und völlig anders gearteten) Welt der Menschen. Der Hund ist also zunächst einmal nicht zwingend "ungehorsam". Er folgt lediglich dem, was er weiß: Und wenn er wenig oder nichts über deine Welt weiß, dann folgt er eben vorzugsweise (oder nur) seinen Instinkten.

Wirklich Fehlverhalten? Oder etwas anderes?

Aus der Sicht der Menschen ist all das logischerweise "Fehlverhalten". Es passt nicht in unsere geregelte und getaktete Welt, dass unser Hund sich mal 10, mal 100 Minuten Zeit nehmen will, wenn wir mit ihm auf dem ja leider notwendigen "Kack-Spaziergang" sind und ihn - mal wieder ärgerlicherweise - frei laufen lassen haben, was er prompt zum Verschwinden ausnutzte. Es passt nicht in unsere enge (Wohnungs-)Welt, in der wir den Futternapf nun mal da hinstellen müssen, wo wir auch vorbeigehen, dass er uns dann auch noch anfällt, wenn gerade Futter im Napf ist. Es passt nicht in unsere von Uhren und Terminkalendern beherrschte Welt, dass unser Hund nicht mal ein paar Stunden allein zu Hause bleiben kann, ohne dabei massiv umzudekorieren.

Aber hat mal jemand den Hund gefragt? Hat sich mal jemand für die Meinung des Hundes interessiert? Glaubt wirklich jemand, es wäre für den Hund spaßig, mit viel Energie Ressourcen zu verteidigen; mit hohem Blutdruck gegen potenzielle Feinde anzubellen; vor lauter Angst, verlassen worden zu sein, beinahe zu sterben; oder ständig gerüffelt zu werden, weil er mal wieder nicht auf das Kommando gehört hat?

Für unseren Hund ist all das KEIN "Fehlverhalten"; sondern eine ganz natürliche Verhaltensweise, die ihm die Instinkte raten. Warum? Weil er es nicht besser weiß. Weil du es ihm nicht anders gezeigt hast. Weil du ihm deine Welt nicht erklärt hast. Denn im Gegensatz zu dir kann er sich nicht allein weiterbilden. Er ist darauf angewiesen, dass seine Instinkte ihm schon das Richtige empfehlen werden, wenn es ihm an (Erziehungs-)Wissen fehlt, um eine schwierige Situation zu lösen.

Lösung Dein Hund zeigt Fehlverhalten? Dann beginne mit der Erziehung!

Wenn dein Hund alle, einige oder auch nur eines dieser typischen Fehlverhaltens-Muster zeigt: Hilf ihm! Erziehe ihn! Übernimm den Job als Rudelführer in eurem kleinen Rudel! Und beantworte alle seine Fragen, die er hat! Erwirb seinen Respekt! Zeige ihm, welche Lösung der verschiedenen Probleme du bevorzugst! Dann wird sich das Fehlverhalten deines Hundes schnell in Luft auflösen. Denn dein Hund will sich dir anpassen. Er muss nur wissen, wie er das machen kann.

Sei dein eigener Hunde-Trainer!

Ebenso häufig, wie das vorgenannte "Fehlverhalten" unserer Hunde ist dann auch schnell der Ruf

"Da muss ein Hunde-Trainer her!
Nur der kann sowas lösen!"

Und das stimmt tatsächlich! Wenn dein Hunde ein Auto ist. Oder eine Waschmaschine. Oder einfach nur ein Spielzeug. Sowas kann nur jemand reparieren, der sich damit auskennt. Ein Spezialist. Ein Experte.

Wenn du aber vorhast, mit deinem Hund auch noch zusammenzuleben, wenn der Hunde-Trainer wieder ausgezogen ist, dann solltest du anfangen, dich dafür zu interessieren, warum Hunde-Trainer anscheinend "goldene Hände" haben; warum sie reparieren können, woran du bisher so kläglich gescheitert bist. Und dann solltest du dir vielleicht ganz ernsthaft die Frage stellen:

"Was ist das Geheimnis der Hunde-Flüsterer?"