Die größten Fehler bei der Erziehung deines Hundes

In diesem Abschnitt schauen wir uns die größten Fehler, die wir bei der Erziehung unseres Hundes machen können, an. Und ja: Es gibt ziemlich viele Fehler, die wir so machen können. Mal ist es dieser, mal jener, und manchmal kommen gleich mehrere zusammen. Deshalb ist es wirklich wichtig, dass du dir dieser möglichen Fehler stets bewusst bist. Korrigere zuerst deine Fehler. Dann die des Hundes. Und du wirst sehen: Plötzlich sind sogar Wunder möglich...

Suche die Fehler immer zuerst bei dir selbst! Auch, wenn es weh tut: Es ist wirklich wichtig, dass du die Fehler zuerst bei dir selbst suchst. Wirst du dort fündig, kannst du sie nämlich im Handumdrehen beseitigen. Es liegt dann nur bei dir und nicht beim Hund.

Fehler? Ich? Quatsch! Jeder kann intuitiv richtig erziehen. Ich ganz besonders!

Logisch! Wir können Kinder bekommen, ohne dafür eine Hochschule besucht haben zu müssen. Und aus den meisten Kindern wird sogar etwas richtig Gutes. Also kann jeder ganz instinktiv und intuitiv richtig erziehen! Wie kann man da also Fehler machen?

Doch die Antwort wird dir nicht gefallen: Zwar sind Hunde intellektuell beinahe mit 3-jährigen Kindern zu vergleichen; doch ihnen fehlt ... nun, der Verstand, mit dem sie unsere Gesetze, unsere Regeln, unsere Vorstellungen studieren und adaptieren könnten. Dafür haben sie sehr mächtige Instinkte. Dummerweise sind die aber auf eine natürliche Umgebung justiert. Eine Umgebung, in der alles Fremde erst mal potenziell gefährlich ist. Eine Umgebung, in der man sein Essen selbst fängt. Nicht auf eine menschliche Welt mit menschlichen Regeln, menschlichen Gesetzen und menschlichen Vorstellungen von richtig und falsch.

Und als ob das noch nicht genug wäre: Wir Menschen verschlimmern diese Probleme noch durch haufenweise eigene Verhaltens-Fehler. Fehler, die uns bei der Erziehung unseres Hundes nur behindern. Die typischsten, häufigsten und schlimmsten sind dabei die folgenden Fehler:

  • Vermenschlichung des Hundes
  • Inkonsequenz
  • Ungeduld
  • Überforderung
  • Unterforderung
  • Lob zur falschen Zeit
  • Falsche Strafen, Anbrüllen, etc.
  • Zu viel Gequatsche
  • Unklare Signale (Körpersprache & Stimme)

Du siehst: Es gibt eine ganze Reihe von Fehlern, die wir machen können. Daher ist es wichtig, sie zu kennen. Denn wenn wir sie kennen, können wir sie auch vermeiden. Oder wenigstens reduzieren.

Fehler Vermenschlichung des Hundes

Bei aller Tierliebe: Dein Hund ist ein HUND. Und er will ein Hund bleiben. Er wird immer ein Hund bleiben. Wenn du deinen Hund also wirklich liebst, dann lass ihn einen Hund bleiben!

Wirklich echte Freude an einem Hund haben Sie erst,
wenn Sie nicht versuchen,
aus ihm einen halben Mensch zu machen.
Ziehen Sie stattdessen doch einmal die Möglichkeit in Betracht,
selbst zu einem halben Hund zu werden.
Edward Hoagland

Also vermenschliche ihn nicht! Akzeptiere, dass er ein Hund ist und bleiben will. Und achte stets darauf, dass er ein Hund bleiben kann. Kurz gesagt: Respektiere deinen Hund!

Die Mutter aller Fehler Inkonsequenz

Man kann es wohl nicht oft genug sagen: Konsequenz ist die Lösung für (fast) alle Probleme, die du bei der Erziehung deines Hundes haben kannst: Entweder du willst, dass dein Hund etwas macht. Dann bestehe auch darauf, dass er es macht. Oder du willst es nicht. Dann bitte ihn gar nicht erst, etwas zu tun.

"Ja!" bleibt "Ja!" und "Nein!" bleibt "Nein!" Ganz egal, wie lieb die treuen Hundeaugen blicken können.

Dabei bedeutet Konsequenz NIEMALS; dass du lauter werden sollst. Du sollst nur darauf bestehen, dass der Hund macht (oder lässt), was er soll. Je klarer dein Hund weiß, dass Diskutieren zwecklos ist, desto seltener wird er mit dir um die Ausführung eines Kommandos feilschen.

Fehler Ungeduld

Dein Hund wird zeit seines Lebens nicht intelligenter als ein etwa 3-jähriges Kind werden. Es ist also an dir, dieselbe Geduld mitzubringen, die du einem Kleinkind beim Erlernen von Handlungen zugestehen musst. Übe dich insbesondere beim Erlernen von Neuem in großer Geduld. Dein Hund braucht Zeit, um zu verstehen, was du von ihm willst. Zeige es ihm immmer wieder mit unendlicher Geduld und er wird dich mit Vertrauen und Respekt belohnen.

Fehler Überforderung

Stelle dir mal vor, man hätte dir schon in der 3. Klasse die Integralrechnung beibringen wollen. Das wäre grandios gescheitert; ganz egal, wie viel Mühe sich die Lehrer gegeben hätten, nicht wahr?!

Verlange also niemals zu viel von deinem Hund! Schon gar nicht, wenn es um komplexe Aufgaben geht. Wenn dein Hund Neues lernen soll, dann unterteile das Training in kleine Schritte. Bringe deinem Hund die Aufgabe Schritt für Schritt bei. Und mache erst dann den nächsten Schritt, wenn dein Hund den aktuellen Schritt wirklich absolut sicher beherrscht.

Fehler Unterforderung

Dein Hund wünscht sich ein ausgefülltes Leben an deiner Seite. Bekommt er das nicht, beschäftigst du ihn zu wenig oder falsch, dann entwickelt dein Hund eben eigene Ideen.

Nur ausgeglichene, art- und charakter-bezogene Beschäftigung sorgt für einen ausgeglichenen Hund.

Und dann hast du schon bald einen Kläffer, der aus Langeweile Leute vom Gartenzaun oder vom Fenster der Wohnung vertreibt. Im schlimmsten Fall hast du irgendwann einen völlig neurotischen Hund, der die verrücktesten Ticks entwickelt hat. Und die wieder loszuwerden wird dich deutlich mehr Zeit, Kraft und Geld kosten, als du in ein erfülltes Leben mit deinem Hund investieren müsstest.

Daher geht nichts über einen sinnvolle körperliche UND geistige Auslastung deines Hundes. Gar nichts. Absolut überhaupt nichts. ... natürlich nur, wenn du Verhaltens-Probleme deines Hundes vermeiden willst.

Fehler Lob zur falschen Zeit

Dein Hund will dir gefallen. Wenn du dich freust, freut er sich auch. Deshalb gibt er sich - solange er nicht völlig verzogen ist - auch große Mühe, dir zu gefallen und zu gehorchen. Und da beginnt schon das erste Problem: Lobst du deinen Hund zur falschen Zeit - und das kann schon wenige Sekunden zu früh oder zu spät sein -, dann kann er das Lob nicht mehr sicher zum Verhalten zuordnen. Und das kann bedeuten, dass du ihn gerade für FALSCHES Verhalten lobst.

Machen wir ein Beispiel: Du rufst deinen Hund. Er kommt angeflitzt und springt freudig an dir hoch. Wenn du ihn jetzt lobst, dann lobst du ihn NICHT fürs Zurückkommen, sondern fürs Hochspringen. Also lernt dein Hund, dass du willst, dass er dich anspringen soll. ... Nicht gerade das, was du dir vorgestellt hast, oder?!

Für die richtige Verknüpfung von Verhalten und Lob braucht es also einen SEHR GENAUEN ZEITPUNKT. Im Regelfall hast du also nur wenige Sekunden Zeit, um die richtige Verknüpfung herzustellen.

Fehler Falsche Strafen, Anbrüllen, etc.

Oh ja, Hunde können einen in den Wahnsinn treiben. Doch bedenke: JEDE Strafe - vom Anbrüllen bis zu Schlägen - zehrt am Respekt deines Hundes zu dir. Zu oft, zu viel, zu hart oder zu lange bestraft, bedeutet, dass dein Hund jeglichen Respekt vor dir verliert; ja, sogar zur Gegenwehr übergeht, weil er diesen Tyrannen, der du geworden bist, nicht mehr ertragen kann.

Genauso, wie falsches Lob gibt es auch falsche Strafen. Wenn dein Hund die Strafe ("Korrektur") nicht versteht, dann ist die Strafe sinnlos und nichts anderes als deine Rache für angebliches Fehlverhalten.

Wie straft man richtig? Durch Zurechtweisung WÄHREND der Tat Durch ausbleibendes Lob. Durch Nicht-Beachtung des Hundes. Dein Hund will dir gefallen (also jedenfalls, solange du noch kein Tyrann geworden bist). Deshalb registriert er sehr wohl, wann du ihn lobst und wann nicht. Und er wird sich viel Mühe geben, öfter gelobt und seltener nicht gelobt zu werden. ... sei versichert: Das ist eine stabilere Basis als eine Terror-Herrschaft über den Hund.

Fehler Zu viel Gequatsche

Dein Hund versteht die menschliche Sprache nicht. Je mehr du also quatscht, desto mehr "Rauschen" erzeugst du. Und das macht es deinem Hund sehr schwer, die eigentlichen Kommandos herauszuhören.

Nicht quatschen! Machen! Dein Hund liebt klare, kurze Ansagen. Die versteht er. Die kann er umsetzen.

Deshalb gilt: Vor jedem Kommando und während aller Übungen und Trainings wird nur das Nötigste gesprochen. Je weniger du quatscht, desto leichter machst du es deinem Hund, dir auch wirklich gehorchen zu können.

Fehler Unklare Signale (Körpersprache & Stimme)

Hunde verstehen zwar kein Wort, das du sprichst; aber sie sind wahre Meister im Lesen deiner Körpersprache. Und sie hören an deiner Stimme sehr genau, in welcher Stimmung du gerade bist. Wenn du also willst, dass dein Hund etwas macht, dann sorge dafür, dass deine Körpersprache und deine Stimme zusammenpassen und der Situation angemessen sind!

Beispiel: Du rufst deinen Hund. Weil du aber schon eine ganze Weile wartest, wirst du sauer. Deine Körperhaltung ist angespannt, deine Stimme versucht, den Hund durch Locken zum Kommen zu bewegen. ... Wärst du ein Hund: Würdest du gern zu diesem Menschen gehen? Würdest du nicht auch viel lieber zu jemandem gehen, der sich freut, dass du da bist? Auch, wenn du "ein bisschen zu spät kommst"?

Horror! Wie soll ich all das vermeiden?

Versuche es, so gut es geht! Du musst nicht perfekt sein. Du musst es aber versuchen. Dein Hund kann damit leben, wenn du hier oder da mal einen Fehler machst. Aber er kann nicht damit leben, wenn du andauernd Fehler machst. Denn jeder Fehler, den du machst, kratzt am echten, freundschaftlichen Respekt, den dein Hund dir geben will und gibt. Und um eurer Freundschaft willen solltest du dich für eure Freundschaft auch anstrengen; aber ohne dabei perfekt und unfehlbar sein zu müssen.

Niemand verlangt Perfektion!
Aber den Versuch, perfekt zu werden!