Jobbeschreibung "Rudelführer"
Guter Rudelführer dringend gesucht!

In diesem Abschnitt schauen wir uns an, was einen Rudelführer auszeichnet, warum es Rudelführung braucht, wie Rudelführung funktioniert, und was wir dabei für eine Rolle spielen (sollten). Kurz gesagt: Wir schauen uns die

Jobbeschreibung
eines Rudelführers

aus der Sicht des Hundes; aber auch aus der Sicht des Menschen genauer an. Das ist keine Raketenwissenschaft! Tatsächlich ist es eigentlich nur eine Erinnerung an unsere natürlichen Instinkte, die wir ein wenig vernachlässigt haben, seitdem uns Mauern vor der Natur schützen...

Wozu überhaupt einen Anführer?

Nun, dass anti-autoritäre Erziehung nicht funktioniert - jedenfalls nicht beim Hund -, haben wir uns bereits an anderer Stelle angeschaut. Da unser Hund sich also nicht überreden lassen wird, es zur Abwechslung mal mit geheimen Wahlen, gleichberechtigter Demokratie oder vielleicht sogar mit individualistischer Anarchie zu probieren, muss irgendeiner den Job machen.

Und nach reiflicher Überlegung, äußerst aufwändigen Experimenten, sehr komplizierten Berechnungen und langen intensiven Beratungen mit Nobelpreisträgern und anderen Genies sind wir zu dem Schluss gelangt, dass wohl vermutlich derjenige am besten als Anführer geeignet ist, der sich am besten auskennt. Es bleibt also nur die eine Frage offen:

"Wer kennt sich in der menschlichen Welt mit ihren menschlichen Regeln und menschlichen Konzepten besser aus? Der Hund? Oder der Mensch?"

Welches Ziel hat der Anführer?

Oberstes Ziel eines jeden Anführers - ganz egal, ob in der Familie, in der Firma, im Staat oder eben in einem Rudel - ist eine funktionierende Gemeinschaft. Also eine Gemeinschaft, die möglichst wenig Aggressionen untereinander braucht, weil es möglichst wenig Konflikte gibt. Also eine Gemeinschaft, die gemeinsam am gleichen Strang zieht, um das gemeinsame Ziel - vor allem also Lebensfreude für alle gleichermaßen - zu erreichen. Und das bedeutet:

Wenn sich ALLE Mitglieder der Gemeinschaft gegenseitig respektieren, dann hat der Anführer schon den größten Teil seines Weges hinter sich. Denn das bedeutet: Seine Gemeinschaft hat die beste Grundlage, um souverän und gemeinsam(!) allen Herausforderungen dieser Welt entgegentreten zu können.

Welche Aufgaben hat der Anführer?

Deine Aufgabe als Anführer ist ganz einfach beschrieben:

Dein Hund lebt in deiner Welt. Eine menschliche Welt voller menschlicher Regeln. Eine Welt, die überhaupt nichts - wirklich GAR NICHTS - mit seiner natürlichen und instinktiven Welt zu tun hat. Und weil er darin trotzdem gern eine positive Rolle übernehmen und dir damit eine Freude machen möchte, hat er endlos viele Fragen.

Und du kennst dich in deiner menschlichen Welt aus. Für dich ist sie vertraut und selbstverständlich. Du hast die Antworten. Es ist also logisch, dass deine Antworten auf die Fragen deines Hundes ihm helfen, sich besser in deiner Welt zurechtzufinden, nicht wahr?! Also beantworte seine Fragen!

Welche Eigenschaften braucht der Anführer?

Als guter und souveräner Anführer mit echter Dominanz brauchst du keine besonders spektakulären Eigenschaften. Du musst nicht fliegen können. Und du musst auch nicht übers Wasser laufen können. Schließlich ist das Ganze keine Raketenwissenschaft, sondern eigentlich völlig instinktiv-natürliches Verhalten. Nur mit dem Haken, dass wir diese natürlichen Instinkte etwas vernachlässigt haben, seitdem uns Mauern vor der Natur schützen. Deshalb erinnern wir noch einmal daran:

  • Konsequenz! Das bedeutet: "Nein bleibt Nein!" und "Ja bleibt Ja!"; ... ganz egal, wie oft der Hund nachfragt.
  • Geduld! Das bedeutet: Du beantwortest seine Fragen an dich mit maximaler Ruhe und Geduld. Auch du brauchst manchmal mehr Zeit, um etwas zu begreifen. Gestehe das deinem Hund ebenfalls zu.
  • Disziplin! Das bedeutet: Lege Regeln fest! Und dann bestehe darauf, dass sie eingehalten werden! Konsequent und geduldig einfordernd.

Naja, und wenn du noch eine ordentliche Portion ruhiger Gelassenheit obendrauf packen kannst, bist du der perfekte Kandidat für diesen Job. Nicht alles muss gemaßregelt werden; nicht immer muss zur Ordnung gerufen werden. Auch ein gelegentlich (absichtlich) überhörtes Kommando braucht nicht immer "Strafexerzieren auf dem Übungsplatz". Stattdessen braucht es ein gutes Bauchgefühl, wann es eine Regelübertretung ist, die deine Autorität nicht infrage stellt; und wann sich etwas zu einem echten Problem auswachsen kann, wenn man es nicht rechtzeitig begrenzt.

Wer ist geeignet für diesen Job?

Jeder, der bereit ist, sich auf seinen Hund wirklich einzulassen; zu akzeptieren, dass der Hund ein Hund ist und bleiben will, ist für diesen Job geeignet. Jeder. Wer jedoch glaubt, Hunde erzögen sich selbst oder Hunde müssten sich jeder unserer Launen (im Positiven, wie im Negativen) bedingungslos unterordnen, der sollte vielleicht darüber nachdenken, sich eher ein Plüschtier als ein lebendes Wesen zuzulegen.

Alles, was es braucht, sind die ehrliche Absicht und der feste Wille, sich wirklich auf seinen Hund einzulassen.

Bei allem bleibt unser Hund ein Tier. Er hat Instinkte, er hat Bedürfnisse, er hat eigene Vorstellungen von dieser Welt. Darauf MÜSSEN wir uns einlassen. NICHT NUR WOLLEN, SONDERN MACHEN! Dann ergibt sich der Rest fast ganz von allein, sobald man erst mal die richtige Spur gefunden hat.

Lerne von den Hunden! Bessere Hundetrainer bekommst du nicht.

Wenn du ein guter Rudelführer werden willst, dann schaue dir an, wie sich dominante Hunde verhalten! Es gibt unzählige Videos bei Youtube & Co. dazu. Und du kannst auf jede Hundewiese in jeder Stadt gehen. Je mehr Hunde dort sind, desto besser. Beobachte sie! Finde die dominanten Hunde! Und dann lerne von ihnen! Sie können dir sehr viel besser als jeder Mensch zeigen, was sie unter guter Führung verstehen. Du musst nur bereit sein, hinzuschauen und zu lernen.