Dominanz & Disziplin

In diesem Abschnitt geht es um das wohl heikelste und umstrittenste Thema in der Hunde-Erziehung: Dominanz. Wir schauen uns an, was das bedeutet und warum es einfach nicht ohne geht. Und wir schauen uns an, wo die Grenzen der Dominanz liegen: Einerseits in der Richtung der anti-autoritären Erziehung, andererseits bei der Aggression. Denn von beidem sollten wir tunlichst die Finger lassen.

Aber steigen wir mal langsam und geruhsam in dieses Thema ein...

Worum geht's hier?

Viele Menschen, die sich einen Hund anschaffen wollen, oder die bereits einen Hund haben, reagieren affektiert und entsetzt auf die Worte "Dominanz" und "Disziplin".

Das kommt vor allem daher, dass diese Worte in der heutigen Gesellschaft negativ besetzt sind. Jeder von uns kennt einen "dominanten Chef", der seine Leute schikaniert und diszipliniert; und den er am liebsten auf den Mond schießen will. Sowas würde man seinem Hund nie antun wollen.

Dominanz und Disziplin gibt es in allen sozialen Gruppen. Sie sollen Konflikte und Aggressionen der Individuen untereinander auf ein Minimum reduzieren helfen.

Warum braucht es Dominanz?

In unserer menschlichen Welt voller Regeln und Gefahren für jeden, der diese Welt nicht kennt, braucht es jemanden, der führt. Und am besten führt wohl derjenige, der sich am besten auskennt, nicht wahr?! Doch um führen zu können, braucht es Autorität. Also Dominanz.

Was ist Dominanz?

Dominanz bedeutet nichts anderes als Vorherrschaft; also das Recht, die letztgültige Entscheidung treffen zu dürfen. Doch dazu braucht es den Respekt der Rudel-Mitglieder. In der Familie genauso, wie in der Politik, im Unternehmen oder eben im Zusammenleben mit unserem Hund.

Was ist Dominanz NICHT?

Echte Dominanz hat nichts, wirklich gar nichts, mit "dauerhafter Unterdrückung" zu tun. Und schon gar nicht hat echte Dominanz mit Brüllen, Toben, Zerren oder Schlagen zu tun. Denn wer tobt, brüllt, zerrt oder schlägt, der hat schon verloren. Er setzt seinen erworbenen Respekt aufs Spiel.

Sind nicht alle Hunde dominant?

Oh nein, ganz im Gegenteil: Die Natur braucht nicht so viele Häuptlinge; aber viele Indianer. Deshalb sind nur die allerwenigsten Hunde wirklich echt dominant. Es gibt zwar haufenweise unecht dominante Hunde. Doch die leiden unter einer schlechten (oder sogar gar nicht vorhandener) Erziehung und wissen sich dann oft nicht anders zu helfen, als wenigstens so zu tun, als wären sie dominant.

Echt dominante Hunde sind eine Seltenheit. Wenn du glaubst, dein Hund sei dominant; dann ist er vermutlich eher unecht dominant; noch wahrscheinlicher aber einfach nur nicht erzogen.

Wenn du also vielleicht glaubst, dein Hund sei ein dominanter Hund: Mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit liegst du falsch. Echt dominante Hunde sind viel zu selten, als dass ausgerechnet du einen abbekommen haben solltest.

Praxis-Beispiel Schaue dir die Hunde auf der Hundewiese an!

Beobachte die Hunde auf der Hundewiese im freien (nicht angeleinten) Spiel miteinander! Findest du den oder die echt dominanten Hunde heraus? Kannst du sie von den unecht dominanten Hunden unterscheiden?

Meist ist es ziemlich einfach. Trainiere deinen Blick dafür! Ganz besonders, wenn dein Hund dort mitmischt. Denn es hilft dir, besser einschätzen zu lernen, ob dein eigener Hund noch unecht dominantes Verhalten zeigt. Und es zeigt dir auch, wie dominant dein Hund tatsächlich ist.

Dir fehlt der Ansatz dafür noch? Im Thema Echte & unechte Dominanz gibt's eine Hilfestellung.