Verwechsle nicht Dominanz mit Aggression!

Viele Leute, die sich zum ersten Mal intensiv mit dem Thema Dominanz beschäftigen, rutschen allzu schnell und leichtfüßig über den (eigentlich gar nicht so schmalen) Grat zur Aggression. Doch das ist mehr als nur kontraproduktiv. Deshalb nehmen wir uns die Zeit und schauen mal genauer hin:

Dominanz und Aggression sind zwei verschiedene Paar Schuhe!

Warum das so wichtig ist? Ganz einfach: Jedes aktive Ausüben deiner Dominanz kostet dich erworbenen (freundschaftlichen) Respekt. Aber das Ausleben von Aggression kratzt nicht nur am erworbenen Respekt, es dellt ihn heftig ein. Jeder Tobsuchtsanfall, den du bekommst, wirft dich um Wochen, Monate oder sogar Jahre im Respekt deines Hundes dir gegenüber zurück.

Was ist Dominanz?

Die perfekte Dominanz ist erreicht, wenn du deinen Hund anschaust und über seinem Kopf die Gedankenblase förmlich sehen kannst: "Ich weiß, dass du weißt, dass ich weiß, dass du könntest. Also lasse ich den Unfug bleiben." Es wird dich sicherlich noch ein paar Monate oder vielleicht auch Jahre kosten, bis du dort angekommen bist. Aber das Ziel lohnt sich.

Echte Dominanz ist ruhig, selbstsicher und sich ihrer respektablen Präsenz bewusst. Sie greift nur ein, wenn es einen guten Grund gibt. Sie greift nur so stark ein, wie es unbedingt erforderlich ist, um die Ordnung wiederherzustellen. Und sie zieht sich SOFORT wieder zurück und kehrt zur Normalität zurück. Kein Nachtreten. Kein Nachtragen.

Faustregel Du willst oder musst "härter durchgreifen" und deine Dominanz-Karte ausspielen? Dann überlege sehr genau, wie weit du gehen willst und ob du genau jetzt die Zeit dafür hast, in aller Ruhe zu eskalieren, BEVOR du beginnst. Es kann dich durchaus etliche Minuten kosten. Starte mit einer Bitte, steigere zur Forderung, ende bei der Drohung. Und fahre die Dominanz SOFORT zur Normalität zurück, sobald dein Ziel auch nur ansatzweise erreicht wurde!

Was ist Aggression?

Zunächst einmal dürfte klar sein: Prügeln, Schreien, Toben, ... ist absolut eindeutig Aggression. Selbst dann, wenn du sie nicht gegen deinen Hund richtest, wird er sie befremdet aufnehmen. Spare also damit. Oder lebe es wenigstens so aus, dass dein Hund davon nichts mitbekommt.

Aggression ist nicht mal unechte Dominanz, sondern aus der Sicht deines Hundes nur noch nackte, kalte Tyrannei.

Doch für deinen Hund ist noch einiges mehr Aggression:

  • Jede falsche Strafe (zu früh, zu spät, zu hart)
  • Jede überraschende (unerwartete) Strafe
  • Jede Sammel-Strafe ("Ich hab's mir jetzt lange genug mit angeschaut. Jetzt raucht's!")

All das wird er dir ganz sicher nicht als "berechtigte Maßregelung", sondern als tyrannische Aggression auslegen. Und dabei ist es mega-wichtig, im Kopf zu behalten, dass unsere Hunde ausschließlich im Hier & Jetzt leben. Sie kennen das Konzept der "Vergangenheit" nicht. Und das widerspricht dem menschlichen Verständnis von Maßregeleung fast vollständig. Doch dein Hund lebt in seiner Hunde-Welt. Er versteht das menschliche Konzept nicht. Und er wird es auch nie verstehen.

Warum das so wichtig ist

Dein Hund kennt den Rahmen und den Ablauf dominanten Verhaltens sehr, sehr genau. Sehr viel besser als du. Denn er versteht es INSTINKTIV. Deshalb hilft es dir auch nicht, wenn du dich selbst belügst und glaubst, "gerade noch nicht aggressiv, sondern eben noch dominant" zu sein, wenn du deinen Hund maßregelst. Kenne also den Unterschied und halte dich von der Aggression fern!