Unser täglich Futter gib uns heute!

Für viele Hundehalter ist die Fütterung eher ein notwendiges Übel. Dabei kann die Fütterung durchaus sinnvoll eingesetzt werden.

Wie läuft's normalerweise?

Im Regelfall bekommt unser Hund sein Futter im Napf portioniert. Meist morgens und abends eine Portion. Die schlingt er dann hinunter. Manche Hunde verteidigen in dieser Zeit ihren Napf, so dass Herrchen und Frauchen nur auf Zehenspitzen daran vorbeizuschleichen wagen.

Zudem ist unser Tag normalerweise einem ziemlich strengen Zeitplan unterworfen. Wuffi bekommt also morgens um 6:30 Uhr und abends um 19:30 Uhr regelmäßig sein Futter. Direkt danach kommt die leider notwendige "Kack-Runde", auf der er sich dann so schnell wie möglich erleichtern soll, schließlich drängt die Zeit.

Die Sache mit der Regelmäßigkeit

Hunde können zwar die Uhr nicht lesen, aber sie haben ein verdammt gutes Zeitgefühl. Und sie gewöhnen sich sehr schnell daran, dass es um 6:30 Uhr Frühstück gibt. Das ist im Alltag toll; doch was, wenn du mal ausschlafen willst? Was, wenn du mal ins Krankenhaus kommst und der Hunde-Sitter erst nachmittags Zeit hat?

Viele Hunde werden bei Abweichungen vom gewohnten Zeitplan nervös. Manche kommen damit sogar überhaupt nicht klar. Und einige beginnen dann mit unangenehmen Dingen. Sie wecken dich; sie randalieren, weil ihr Timing empfindlich gestört wurde, ...

Die Abhilfe?

Versuche möglichst zu vermeiden, deinen Hund allzu regelmäßig zu füttern. Welpen sollte man noch regelmäßig füttern; doch schon ab Junghunden ist das nicht mehr sinnvoll. Selbst, wenn du einen noch so engen Zeitplan hast: Du wirst immer mal hier, mal da die notwendigen 5-10 Minuten finden, um deinen Hund IRGENDWANN AM TAG zu füttern. Mal mit der gesamten Tagesration auf einen Schlag; mal mit mehreren Portionen über den Tag verteilt.

Der Vorteil? Dein Hund wird nie wieder morgens um 6:30 Uhr bei dir am Bett stehen und auf einer pünktlichen Fütterung bestehen.

Wie sieht es in der Natur aus?

Nehmen wir mal an, dein Hund hätte nicht das Glück, bei dir aufzuwachsen; sondern müsste sich irgendwo draußen in der Natur herumschlagen. Gibt's da auch regelmäßig und pünktlich Essen? Im Edelstahlnapf? Mit höhenverstellbarem Trog? Nein? Stirbt der Hund dann?

Hunde sind Raubtiere. Und als solchen hat die Natur ihnen mitgegeben, dass nicht jede Jagd zum selben Zeitpunkt oder sogar überhaupt erfolgreich ist. Sie können wunderbar damit leben, dass es mal früher, mal später, mal etwas mehr, mal etwas weniger zu essen gibt. Ja, selbst mit Fastentagen kommen sie super klar.

Dasselbe gilt für die Umstände der Fütterung: Du wirst nie, nie, wirklich niemals, einen Hund erleben, der sich sein Futter erst auf einem Rhabarber-Blatt anrichtet, bevor er es frisst. Stattdessen wird er seine Beute auch im größten Dreck fressen und kein Problem damit haben.

Gestalten wir doch die Fütterung natürlicher!

Dabei ist es gar nicht so schwer, die Fütterung etwas natürlicher zu gestalten. Wir haben hier so viele Optionen, wie deine Fantasie zulässt. Es geht also auch mega-abwechslungsreich. Ein paar Beispiele?

BEISPIEL I: Nimm die gesamte Tagesration deines Hundes in seinem Napf, trage es hinaus in den Garten und verstreue das Futter auf der Wiese. Dann rufe deinen Hund zu dir, lass ihn "Sitz!" machen und dir fest in die Augen schauen. So bleibst du 10, 20, 30 Sekunden lang in festem Augenkontakt mit deinem Hund. Und dann erlaubst du ihm die Suche nach seinem Futter. Er wird dir anzeigen, wenn er fertig ist; also kannst du dich unbesorgt um deine anderen Dinge kümmern.

BEISPIEL II: Nimm die gesamte Tagesration deines Hundes in seinem Napf, trage es hinaus in den Garten, stülpe einen Eimer darüber. Dann rufe deinen Hund und lasse ihn nach dem Futter suchen. Er wird dem Geruch schnell folgen. Und dann muss er überlegen, wie er an das Futter kommt. Das kannst du mit zahlreichen Gegenständen, Lappen, Laub, was-auch-immer variieren. Und dein Hund macht ganz nebenbei ein physisches (Nase) und geistiges (Wie komme ich ans Futter?) Workout.

BEISPIEL III: Nimm die gesamte Tagesration deines Hundes in einem Plastikbeutel mit auf den Spaziergang. Dort übt ihr dann die Kommandos und Tricks. Statt Leckerlie bekommt dein Hund dann eine kleine Handvoll seines Futters. Direkt aus deiner Hand; oder auf die Wiese gestreut.

Hunde arbeiten gern für ihr Futter! Meine Hunde bekommen nur 1/3 ihres täglichen Futters im Napf. Manchmal nicht mal das. Für den Rest, also für die anderen 2/3, müssen sie jeden Tag arbeiten. Dafür bekommen sie aber auch für jede Kleinigkeit, die sie richtig machen ein bisschen Belohnung.

Die Hand-Fütterung

Futter ist die stärkste Ressource, die ein Hund sich denken kann. Wer das Futter beherrscht, der herrscht über Leben und Tod. Diese instinktive Haltung deines Hundes kannst du zu zahlreichen erzieherischen Maßnahmen ausnutzen. (Mit "Leckerlie" machst du das ja schon; meist jedoch gedankenlos.)

Gerade Hunde, die zur Futter-Verteidigung neigen, kann man hier relativ leicht von ihrer Obszession ablenken: Anstatt das Futter im Napf zu bekommen, erhalten sie es nun direkt von dir. Aus deiner Hand. Nicht auf den Boden geworfen; sondern direkt aus der Hand fressend.

Das ist - ganz ohne jegliche offensive Dominanz - ein sehr, sehr mächtiges Erziehungsmittel.

Mit Futter wird NICHT GESPIELT! Keinesfalls halten wir unserem Hund die Hand mit dem Futter hin und ziehen sie dann wieder weg. Das frustriert den Hund und kann ihn dazu veranlassen, mal spontan zuzupacken und deine Hand festzuhalten. Und dafür hat er nur die Zähne.

Richtig ist daher: Hand hinhalten & dann stillhalten, bis er alles gefressen hat. Über die Futtermenge in deiner Hand kannst du jederzeit bestimmen, wie lange das dauern wird.

Du magst sein Feuchtfutter nicht in die Hand nehmen? Das ist ekelig? Besorge dir medizinische Handschuhe! Oder nimm ein Paar Gartenhandschuhe. Die kann man abwaschen und mehrfach benutzen.

Wir BARFen!

Seit die Menschen im Westen viel Zeit für Ernährungs-Ideologien und gesunde Diäten haben, entwickeln sie auch zunehmend Futter-Kulte für die Hunde. Dazu gehört ironischerweise auch das BARFen. Dabei werden aus tiefgekühltem Fleisch, Innereien, Knochen, Fleisch, Fisch, aber auch Obst und Gemüse roh und/oder abgekocht exakt zusammengemessene Menüs für den Hund zusammengestellt. Es gibt mittlerweile ganze Rezept-Kulte darum.

Das kann man machen. Muss man aber nicht. Mir ist jedenfalls kein Fall eines Hundes oder Wolfes bekannt, der mit Küchenwaage und Einkaufszettel durch den Wald gerannt wäre und gemurmelt hätte: "So, das Fleisch haben wir. Jetzt noch ein paar Mohrrüben, etwas Mais und einen Barsch! Dann gibt's Essen.'"

Nochmals: BARF ist die (fast) beste Ernährungsmehode für unseren Hund. Aber man muss keinen Zauber darum veranstalten!

Meine Hunde bekommen im Sommer - ganz besonders an heißen Tagen - einen Block tiefgefrorenen Fisch, Fleisch oder Gemüse zum Essen. Extra in Wasser in die Tiefkühltruhe gelegt, so dass sich viel, viel Eis um den Fisch, das Fleisch oder das Gemüse herum bildet. Und sie LIEBEN es. So kann man ALLES Fressbare einfrieren und dem Hund direkt aus der Kühltruhe geben. Wer sich durch Knochen beißen kann, dem macht ein bisschen Eis keine Probleme. Und es hilft an heißen Tagen, die Temperaturen herunterzuregeln und gleichzeitig Wasser aufzunehmen.

Mein Hund ist Vegetarier!

Manche Menschen kennen in ihrem Tierhass bzw. in ihrer Rücksichtslosigkeit keine Grenzen. So mancher Hund, der in einem vegetarischen oder veganen Haushalt sein Leben fristen muss, kann ein Lied davon singen: "Mein Hund wird vegetarisch aufgezogen. Ich bin selbst Vegetarierin. Und ich verabscheue es, wenn jemand Fleisch isst und deshalb ein Lebewesen getötet werden muss. Das gilt auch für meinen Hund!"

Diesen Leuten rate ich stets: "Schaue bitte nur ein einziges Mal in das Maul deines Hundes! Wenigstens das kannst du doch für deinen Hund tun, oder nicht?! Was siehst du da? Mahlzähne für Grashalme? Oder Reißzähne für Fleisch?" Hunde sind KEINE VEGETARIER! Sie werden es auch nie. Denn die Natur hat sie als Raubtiere erfunden. Wenn du damit ein Problem hast, dann gib deinen Hund ab und hole dir ein Karnickel oder ein Meerschweinchen! Aber lass deinen Weltfrust nicht an deinem Hund aus. Dabei gilt: Dir ist unbenommen, ob du dich mit paläo-, keto-, low-carb- oder welcher gerade modernen Ernährungsweise auch immer beschäftigen möchtest. Dein Hund ist jedoch Carnivore, also Fleischfresser. Und er wird es sein Leben lang bleiben.

Wie viel Futter ist genug?

Gar nicht so selten sieht man Hunde, deren Beine irgendwie zu kurz zu sein scheinen: Fast schleift der Bauch auf der Erde, so fett sind sie. Dabei muss das keineswegs sein, denn es ist leicht, das Futter deines Hundes zu regulieren. Schließlich dominierst DU diese Ressource.

FAUSTREGEL Bei einem gesunden Hund sind die Rippen gerade nicht mehr direkt sichtbar aber immer noch fühlbar.

Bei einem gesunden Hund sind die Rippen gerade nicht mehr direkt sichtbar aber immer noch fühlbar. Schaue dir also einfach deinen Hund an und dann entscheide, wie viel Futter er heute bekommen soll. Sieht man die Rippen? Dann bekommt er eben heute, morgen und übermorgen ein bisschen mehr. Fühlt man die Rippen schon kaum noch? Dann bekommt er eben ein paar Tage lang ein bisschen weniger zu fressen.

Das kannst du jeden Tag aufs Neue prüfen und regulieren. So einfach ist das? So einfach ist das! Es gibt wirklich KEINEN GRUND, einen verfetteten Hund im Haushalt zu haben, der dann kurzatmig über die Wiese hastet oder frühzeitig an Organverfettung stirbt, nur weil wir Tierliebe als Affenliebe missverstehen wollen.

Denke bei der Futter-Rationierung stets an zwei Dinge:

  1. Berücksichtige bei der Futterzuteilung auch die Leckerlie, die er über den Tag bekommt!
  2. Du wirst merken, wenn dein Hund zu wenig Futter hat. Er wird dann lustlos und träge.

Also: Keine Sorge! Dein Hund stirbt eher an Organverfettung als an Unterernährung. Letztere sieht man irgendwann unausweichlich. Und solange sie kein Dauerzustand oder gar zu extrem wird, ist sie auch gesundheitlich das weitaus kleinere Problem.

Mehr dazu erfährst du hier: Wie viel Futter braucht mein Hund?

Und Wasser?

Wasser ist so selbstverständlich, dass viele Leute gar nicht mehr darüber nachdenken. Und normalerweise braucht man das auch nicht.

  • Wasser wird NIEMALS in der Menge beschränkt.
  • Wasser wird NIEMALS im Zugang beschränkt.

Ich habe immer einen 10-Liter-Eimer im Haus und mehrere Wassereimer im Hof stehen. Und ich prüfe jedes Mal, wenn ich daran vorbeigehe, mit einem schnellen Blick, ob noch genug Wasser drin ist. Dieses Wasser wird NIE, NIE, NIEMALS "zu erzieherischen Zwecken" benutzt, beschnitten oder sonstwie reguliert. Es ist immer und jederzeit in ausreichender Menge vorhanden. Das gilt insbesondere an heißen Tagen und an Tagen, an denen (Null-)Diät angesagt ist.

Wenn dein Hund Zugang zu einem Teich, einem Bach oder einer anderen permanent verfügbaren Wasserquelle hat, dann ist es für dich sogar noch einfacher.