Verhalten im Hundepark

Lasse uns an dieser Stelle mal ein bisschen über gesunden Menschenverstand und das Verhalten auf der Hundewiese bzw. im Hundepark plaudern. Logisch: Da geht man hin, lässt den Hund von der Leine und hat dann so 1, 2, 3 Stunden Freizeit, weil alle anderen sich um meinen Hund kümmern müssen. Richtig?! Oder besser noch: Man geht dahin, lässt den Hund von der Leine und mault dann kurz darauf laut kläffend und drohend andere Hunde-Halter an, wenn ihr Hund unseren Hund unfreundlich behandelt. ... So scheint es zumindest manchmal.

Wann bin ich bereit für den Hundepark?

Eigentlich sollte man meinen, die folgenden Regeln seien schon mit dem gesunden Menschenverstand von allein selbstverständlich. Aber irgendwie hat sich irgendwas in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Gesunder Menschenverstand wird jedenfalls immer rarer...

  1. Mein Hund ist mindestens 6 Monate alt
    Im Park rennen meist viele erwachsene Hunde herum. Und so mancher von ihnen hat mehr oder weniger schwere soziale Defizite mangels guter Erziehung. Das ist kein Platz für die Welpenrunde.
  2. Mein Hund ist aktuell geimpft
    Es ist eine Zumutung für alle, die Wert auf die Gesundheit ihrer Hunde legen, wenn da so eine Krankheitsschleuder im Park herumrennt. "Nicht impfen" ist dein gutes Recht. Doch dann gehe bitte nicht auf Plätze, wo die Leute mehr oder weniger gesteigerten Wert darauf legen. Die Welt ist groß. Wald, Feld, Fluss, See, Wiese ... es gibt soooo viel Platz für dich und deinen Hund.
  3. Mein Hund hat wenigstens grundlegende soziale Kenntnisse und Fähigkeiten
    Auch, wenn die Hundewiese ein guter Platz zum Feinschliff der sozialen Fähigkeiten deines Hundes ist: Es ist ein schlechter Platz, um dort deine Erziehungs-Defizite auszubügeln. Und wenn doch: Dann FRAGE WENIGSTENS die bereits Anwesenden, ob sie oder ihre Hunde damit ein Problem haben, dass du gleich einen Rüpel von der Leine lassen wirst!
  4. Mein Hund beherrscht den Abruf ("Komm her!")
    Auf so einer Wiese gibt es haufenweise Ablenkung und Freude für deinen Hund. Wenn der Abruf nicht sicher klappt, kann es sein, dass du dort mehr Stunden verbringst, als du eigentlich vorhattest.
  5. Mein Hund ist sterilisiert oder zumindest nicht in Hitze
    Auf der Wiese gibt es haufenweise potenzielle Väter und Mütter für viel Nachwuchs. Und die absolute Kontrolle über den Hund ist dort weder gewährleistet, noch gewollt. Daher gebietet es die Höflichkeit (und die Geldbörse, denn sowas kann teuer werden, wenn dein "Dorfköter" einen "Papier-Hund" mit mehr Namen als es Leute in deiner Familie gibt, besteigt und schwängert), dass man selbst möglichst alles dafür tut, dass es nicht zu ungewollten Schwangerschaften kommt. (Übrigens nicht nur zwischen den Hunden, kann ich, glücklicherweise nicht aus eigener Erfahrung, berichten.)

Gibt's noch mehr Regeln?

Neben den oben genannten Vorbereitungen als Mindest-Bedingungen gibt es eine ganze Reihe weiterer ungeschriebener Gesetze. Sie alle waren mal dem gesunden Menschenverstand geschuldet und daher irgendwie SELBST-VERSTÄNDLICH. Lass uns ein paar davon ins Gedächtnis rufen:

  • Sind die Zäune Hunde-sicher?
    Gerade innerhalb von Städten werden Hundewiesen und -parks oft eingezäunt. Bevor du deinen Hund ableinst, solltest du dich versichern, dass die Zäune auch wirklich Hunde-sicher sind und/oder der Abruf wirklich 100%ig klappt. Läuft dein Hund auf die Straße und verursacht einen Unfall, kann es nicht nur traurig, sondern auch teuer werden.
  • Gibt es hier Gebiete für große und kleine Hunde?
    Manche Parks unterhalten separate Gebiete für größere und kleinere Hunde. Halte dich an die Park-Ordnung!
  • Leine deinen Hund nur ab, wenn du siehst, dass sein Aktivitäts-Level zu den bereits spielenden Hunden passt
    Wenn du einen schüchternen Hund hast; und wenn da schon ein paar Grobiane wild herumrennend den Wind einfangen; dann tust du deinem Hund nichts Gutes, wenn du ihn dazu zwingst. Und dann wirken deine Beschwerden, wenn die anderen ihn ein ums andere Mal umrennen oder seine Sensibilität herausfordern, einfach nur noch absurd.
  • Gibt's hier eine "Kack-Ordnung"?
    Auf manchen Wiesen ist es verpönt, den Hund einfach frei kacken zu lassen. Auf anderen wird es geduldet. Frage die Anwesenden, wie es hier gehandhabt wird. Und dann halte dich daran!
  • Gibt's hier Wasser?
    Manche Parks und Wiesen haben - natürliche oder künstliche - Tränken für die Hunde. Andere nicht; dann musst du eigenes Wasser mitbringen. Aber dein Hund braucht gerade nach einer Weile sehr aktiven Spiels und/oder an wärmeren Tagen dringend Wasser.
  • Sind Spielzeuge und Leckerlies erlaubt?
    Gerade städtische Parks haben oft eine eigene Platzordnung. Halte dich daran!
  • IMMER FRAGEN! Darf ich fremde Hunde (mit Leckerlie) füttern?
    Ganz egal, wie gut du es vielleicht meinst: Der Halter des Hundes hat das letzte Wort. Wenn du einen fremden Hund mit Leckerlie beglücken willst, hole dir VORHER das Einverständnis des Halters. Es kann Tausend Grüde geben, warum ein Leckerlie jetzt nicht so gut wäre.
  • IMMER FRAGEN! Darf ich fremde Hunde anfassen?
    Was für das Leckerlie gilt, gilt auch für das Anfassen: IMMER ERST FRAGEN! Es kann Tausend Gründe geben, warum ein Hund mit anderen Hunden super klarkommt; mit Menschen aber weniger. Finde es auf dem verbalen Weg heraus. Das ist im Zweifel weniger schmerzhaft.
  • IMMER FRAGEN! Darf ich fremde Hunde abrufen?
    Auch für den Abruf gilt: ZUERST DAS EINVERSTÄNDNIS DES HALTERS einholen! Auch hier kann es Tausend Gründe geben, warum ein Hund nicht von Fremden abgerufen werden sollte; selbst, wenn er nach dem Abruf brav zu dir trotten würde.
  • Auch dein Hund muss die Regeln beachten!
    Benimmt sich dein Hund wie die Axt im Walde, ist es DEIN JOB, es unter Kontrolle zu bringen! Frühzeitig. Konsequent. Wenn du das nicht leisten kannst, weil er heute mal besonders austickt, oder weil du generell nicht dazu in der Lage bist, dann meide die Wiese bzw. den Park.
  • Kümmere dich stets UM DEINEN EIGENEN Hund!
    Benehmen sich mehrere Hunde daneben; und ist deiner involviert, dann kümmere dich um deinen Hund! Nicht um die anderen! Schon gar nicht schreie andere Hunde an!
  • Du bist für deinen Hund aufsichtspflichtig!
    Lasse deinen Hund auch in umzäunten und sicheren Gebieten nicht aus den Augen! Du bist aufsichtspflichtig und letztinstanzlich verantwortlich, wenn etwas passiert.
  • Rufe deinen Hund ab, wenn neue Hunde auf die Wiese kommen!
    Das gilt ganz besonders an Engstellen, wie Eingangstoren oder Durchlässen an Hecken, durch die man die Wiese oder den Park betritt: Je voller die Wiese bzw. der Park wird, desto eher brauchen Neuankömmlinge ein paar Minuten, um sich zu akklimatisieren. Dann ist es sehr unhöflich, wenn dein Hund - zusammen mit 10, 20 oder 30 weiteren - auf den Neuankömmling losstürmt. Ganz egal, wie nett es gemeint sein mag: Es kann selbst auf gut sozialisierte Hunde und deren Halter äußerst bedrohlich und beänstigend wirken. Und du selbst würdest es ebenfalls als sehr unangenehm empfinden.
  • Fällt dir das Verhalten eines Hundes in Bezug auf deinen Hund auf: Sprich mit dem Halter!
    Hunde spielen, toben und kämpfen auf der Wiese. Dabei kann es auch schon mal (scheinbar oder tatsächlich) rauer zugehen. Fällt dir ein bestimmter Hund auf, schreie ihn nicht an; und beschwere dich nicht beim Halter; sondern spricht mit dem Halter! In den allermeisten Fällen ist es unproblematisches Verhalten der Hunde, das kaum der Rede wert ist. Und fast immer haben die beiden Hunde sich schon längst wieder vertragen, bevor du auch nur den ersten bösen Satz von dir gegeben hast.
  • Habe wenigstens Grundwissen zum Verhalten von Hunden! Oder nutze die Zeit, um von den anderen Haltern - und vor allem von den Hunden - zu lernen!
    Nicht jedes ängstliche Quieken deines Hundes bedeutet Gefahr für ihn. Nicht jedes grimmige Knurren gegen deinen Hund bedeutet potenzielle Bisswunden, die genäht werden müssen. Auf der Wiese bzw. im Park kannst du über die Sprache der Hunde SEHR VIEL LERNEN. Nutze die Zeit intensiv, mehr über das natürliche Verhalten deines Hundes zu lernen; und spare dir Beschwerden wegen "übler Behandlung" deines Hundes, wenn du eigentlich gar nicht weißt, was da gerade passiert.
  • Räume deinen Scheiß alleine weg!
    Du möchtest gern deinen Hund auf eine Wiese schicken, die einigermaßen sauber ist, nicht wahr?! Dann hilf mit, sie sauber zu halten! Räume weg, was du mitgebracht und angerichtet hast. Hinterlasse die Wiese besser als du sie vorgefunden hast. Wenn wir uns alle an diesen simplen Grundsatz halten würden, hätten wir traumhafte Bedingungen zur Erholung für unseren Hund und für uns selbst.

Überforderte und ängstliche Hunde zeigen typische Signale der Angst und defensiven Aggression. Siehst du das bei deinem Hund: Rufe ihn ab! Lasse ihn ein paar Minuten bei dir, bis er sich beruhigt hat. Schaukelt er sich mehrfach schnell zu Angst oder Aggression auf, ist es sicherlich ein guter Zeitpunkt, den Park bzw. die Wiese zu verlassen. Vielleicht ist die Hundewiese bzw. der Park nichts für ihn. Vielleicht waren die falschen Hunde da. Vielleicht ist heute einfach nicht sein Tag. Vielleicht fehlt ihm aber auch ein bisschen soziale Erziehung.

Bedenke, dass alle Hunde Individuen sind und obendrein gute und schlechte Tage haben können. Dass der andere Hund charakterlich gut zu deinem passt, bedeutet noch lange nicht, dass sich beide auch wirklich jeden Tag vertragen.

Gerade gröbere Fang-Spiele sind oft abwechselnd. Eben noch wird dein Hund anscheinend grob angerempelt und umgerannt. Manchmal quiekt oder jault er dabei, als sei er unzufrieden oder ängstlich. Doch schon Sekunden später wird der angebliche Grobian selbst zum Gejagten. Das ist Teil des natürlichen Spiels von Hunden. Da geht es auch mal mit Körperkontakt zur Sache. Du kannst es leicht vom Ernst unterscheiden: Ein Hund der gerade gern gejagt werden möchte, schaut sich hin und wieder nach seinem Verfolger um, läuft dabei in erratischen Wegen und wird mal schneller, mal langsamer, ja, stoppt zwischendurch auch schon mal, um seinen Verfolger aufholen zu lassen. Ein ängstlicher Hund flüchtet ohne zu bremsen, ohne sich umzublicken, mit eingezogenem Schwanz; und meist in gerader Bahn. Doch Achtung! Allein ein eingezogener Schwanz sagt noch nichts aus! Manche Hunde ziehen ihren Schwanz auch (halb) ein, während sie einfach nur schnell zu laufen versuchen.

Auch Knuren & Bellen gehört oft zum Spiel. Gerade Hunde die sich häufiger mal laut ausdrücken, halten sich im Spiel nicht zurück. Da kann insbesondere ein Hund, der eine tiefe Stimme hat, schon mal beängstigend wirken. Achte dann auf die gesamte(!) Körpersprache aller beteiligten Hunde, BEVOR du anfängst, dich zu beschweren!

Das freie Spiel braucht eine halbwegs funktionale Sozialisierung deines Hundes! Wenn ein Hund hier Defizite hat, kann es leichter zu Missverständnissen kommen, die gelegentlich auch in Prügeleien enden. Dann hilft es nicht, irgendjemanden anzuschreien; schon gar nicht die Hunde. Die meisten Prügeleien sehen zwar vielleicht grob aus, enden aber unblutig. Und manchmal ist es besser, das Ende abzuwarten, weil der betreffende Hund hier gerade eine Lektion lernt. Mache die Halter der betroffenen Hunde auf die Prügelei aufmerksam; und begib dich selbst in eine Position von der aus du eingreifen kannst, wenn es blutig werden sollte.

Nur die wenigsten sozialen Idioten sind auch "garstige Hunde". Meist sind es sogar eher die gutmütigen Hunde, die Lücken in der Sozialisierung haben: "Los! Komm! Spiel mit mir! Ach, komm schon! Das wird bestimmt toll! Spiel mit mir! Na los! Mach schon! Lass uns spielen!", während sie die Ablehnung des anderen Hundes entweder gar nicht bemerken oder tapfer ignorieren und auf ihre Überredungskünste (die bei dir immer funktionieren ;)) vertrauen. Die bekommen dann kurz eins auf die Nase, weil sie vielleicht allzu aufdringlich einen Hund zum Spiel auffordern, der gerade nicht mit ihnen spielen möchte. Das klärt sich dann im Regelfall in Sekunden; selbst, wenn es ziemlich grob aussehen mag. Betrifft es deinen Hund, ist es jedoch meist besser, sofort einzugreifen, wenn du missverstandene Signale erkennst. So vermeidest du die Auseinandersetzung.

Und schließlich: Nicht jeder Hund mag Hundewiesen und/oder Hundeparks. Gerade für eher schüchterne Hunde ist ein "volles Haus" sogar eher eine Tortur als Freude. Achte also die ersten Male ganz besonders darauf, wie dein Hund sich akklimatisiert. Und wenn du feststellst, dass es wohl doch nicht seins ist, dann akzeptiere das!