Wann sollte ich mit meinem Hund zum Tierarzt gehen?

Es dürfte logisch sein, dass ein Tierarzt-Besuch unvermeidlich wird, wenn der Hund ernsthafte medizinische Probleme hat. Doch abseits davon?

Manche nehmen es super-ernst und halten alle möglichen (und unmöglichen) Vorsorge-Untersuchungen und Vorsorge-Impfungen ein; andere sehen es lockerer und/oder nehmen es komplett auf die leichte Schulter. Letztlich ist es ja auch eine Frage des Geldes. Und ein Tierarzt kann gehörig ins Geld gehen.

Wichtige Anzeichen, wann du einen Tierarzt aufsuchen solltest

Unabhängig davon, dass du lieber zehn Mal zu oft, als einmal zu selten zum Tierarzt gehen solltest: Wenn du diese Anzeichen siehst, wird es Zeit:

  • Dein Hund frisst über mehrere Tage deutlich weniger als normal
  • Dein Hund trinkt erheblich mehr als normal
  • Dein Hund kotzt scheinbar grundlos öfter als einmal innerhalb von 12 Stunden
  • Dein Hund verhält sich beim Kacken oder Pinkeln ungewöhnlich
  • Dein Hund atmet anders als normal und/oder sein Atem riecht ungewöhnlich
  • Dein Hund hat einen ungewöhnlichen Blick (glasige Augen, vertränt, häufiges Blinzeln, etc.)
  • Dein Hund verliert büschelweise Fell und/oder die Haptik des Fells verändert sich deutlich
  • Dein Hund bekommt Beulen an ungewöhnlichen Stellen
  • Dein Hund ist längere Zeit ungewöhnlich hyperaktiv
  • Dein Hund ist längere Zeit ungewöhnlich lustlos, lethargisch oder müde
  • Dein Hund zeigt Zeichen von Schmerzen (Winseln, Jaulen, Berührungsempfindlichkeit, Krümmen, ungewöhnlicher Gang, Aufstehen, Hinlegen und Hinsetzen sehen abnormal aus; ungewöhnliche Suche nach Einsamkeit und Ruhe vor anderen Lebewesen)

Prüfe zuerst, ob du die Ursache selbst identifizieren kannst. Manchmal ist es ja nur eine Futter-Umstellung. Oder ungewöhnliche Tageshitze. Oder einfach nur Müdigkeit nach einem langen und anstrengenden Tag. Wenn du jedoch alles ausschließen kannst, was in deiner Macht steht, dann suche einen Tierarzt auf!

Lerne frühzeitig und so exakt wie möglich das Verhalten deines Hundes "lesen". Je genauer du weißt, wie er sich in jeder beliebigen Situation "normal" verhält, desto eher fällt dir auf, wenn er ins Unnormale abgleitet.

Mache dir gegebenenfalls Notizen: Dein Tierarzt wird nach den genauen Begleitumständen der Auffälligkeiten fragen. (Wann? Wo? Was geschah unmittelbar vorher? Was, glaubst du, könnte die Ursache sein? Wie verhält er sich exakt? ... Beschreibe es so exakt, wie möglich!) Je genauer du sie beschreiben kannst, desto gezielter (und preisgünstiger) kann er helfen.

Vorbeugen ist billiger als auf die Schuhe kotzen!

Auch - und gerade - wer wenig Geld hat, sollte mit dem Tierarzt seines Vertrauens über die absoluten Mindest-Notwendigkeiten tierärztlicher Betreuung seines Hundes sprechen. Je nach Rasse, genetischer Veranlagung und Haltungsbedingungen können das mehr oder auch deutlich weniger Arzt-Besuche als beim Durchschnitt werden.

Der Tierarzt ist dein Priester! Beichte ihm alles, so ehrlich, wie nur irgend möglich. Übertreibe nicht. Aber untertreibe auch nicht. Die Probleme sieht er sowieso. Dein Lügen und Ausweichen macht die Behandlung nur teurer für dich. Und je besser du deinen Hund kennst, desto genauer kannst du die Probleme beschreiben. Und je genauer du die Probleme beschreiben kannst, desto weniger (teure) Suche nach den Ursachen muss dein Tierarzt veranstalten.

Nur auf diese Weise kannst du deine Chancen verbessern, durch zu großes Zögern nicht am Ende vor eine horrend teure OP oder sogar die Frage "Nehme ich einen Kredit auf und bezahle die OP; oder lasse ich ihn sterben?" gestellt zu werden.

Und ja, NATÜRLICH wollen Tierärzte Geld verdienen. Und ja, sie verdienen ihr Geld mit der Behandlung deines Hundes. Doch wenn du das offene Gespräch mit ihnen suchst, ihnen klipp und klar sagst, dass du nicht Krösus bist und keinen Goldesel zu Hause hast, dann werden sie dir auch ebenso offen sagen, was sie für deinen Hund für unbedingt erforderlich; und was für vernachlässigbar halten. Und wenn deiner das nicht macht, dann hast du eindeutig den falschen Tierarzt.

(Und da die Frage kam: Bin ich Tierarzt? Oder verdiene ich daran? --- Nein. Ich habe nur seit vielen Jahren ein sehr vertrauensvolles und ehrliches Verhältnis zu meinem Tierarzt. Und das hat mir schon so manchen Euro gespart und so manchen Fehler, den ich sonst gemacht hätte, verhindert. Warum soll ich diese Erfahrung nicht an dich weitergeben?)

Wann sollte ich hingehen?

Zeigt dein Hund auffälliges Verhalten; und kannst du nicht mit Sicherheit sagen, dass es nur vorübergehend ist, dann würde ich die paar Euro in die Hand nehmen und hingehen. Lieber lasse ich mich "Da ist nix! Das geht von alleine weg!" runde 20, 30 Euro kosten; als nach Monaten oder Jahren zu erfahren: "Wärst du mal früher gekommen. Nun kommen wir um 2.500 Euro für eine OP nicht mehr herum."

Worüber kann und sollte ich mit meinem Tierarzt reden?

Rede mit ihm über ALLES, was deinen Hund betrifft! Medizinische Besonderheiten seiner Rasse, Auffälligkeiten seines Charakters, notwendige und weniger notwendige Behandlungen, Impfungen, Routine-Checks, Futter, Haltungsbedingungen, täglicher Auslauf, Erziehung, Training, gute und schlechte Spiele und Spielzeuge für deinen Hund. Einfach alles.

Dein Tierarzt kann dir zu fast allem gute und wichtige Tipps geben, die dir helfen, spätere teure Behandlungen zu vermeiden oder wenigstens zu reduzieren.

Wie oft sollte ich MINDESTENS mit meinem Hund zum Tierarzt?

Selbst wenn du auf (fast) alles verzichten möchtest: Stelle deinen Hund EINMAL IM JAHR deinem Tierarzt vor! Teile ihm dabei aufrichtig(!) mit, was du an Besonderheiten am Hund festgestellt hast. So kann er beurteilen, ob sich etwas verändert hat, was eventuell der Korrektur oder Beobachtung bedarf.

Die Kohle ist knapp? Eine Impfung ist um ein Vielfaches billiger als die Behandlung einer Krankheit.

Und selbst, wenn du auch darauf verzichten möchtest (oder glaubst, aus finanziellen Gründen zu "müssen"): Stelle deinen neuen Hund in jedem Fall wenigstens einmal zeitnah nach dem Einzug bei dir vor! Und gehe mit deinem Hund in den letzten (geschätzt) 3-5 zu erwartenden Lebensjahren JEDES JAHR mindestens einmal hin. Sage dann dem Tierarzt aufrichtig, dass du es wegen des Geldes so knapp hältst. Dann kann er dir guten und wichtigen Rat geben, ob es so ausreicht.