"Mein Hund ist anders! Da klappt das nicht!"

Eines der sehr, sehr, sehr, sehr häufig gehörten Argumente, wenn es um die Frage nach nicht funktionierender (oder nicht vorhandener) Erziehung des Hundes geht, lautet immer und immer und immer und immer wieder:

"Mein Hund ist anders!
Da klappt das mit der Erziehung nicht!"

Tatsächlich ist dieses Argument so häufig, dass anscheinend mindestens 50% der Hunde nicht auf eine "normale Erziehung" ansprechen. Und das bedeutet: Dieser ganze Erziehungskram, den sich Leute in Jahrtausenden ausgedacht und praktisch erprobt haben, und in den unzählige helle Köpfe ihr Hirnschmalz gesteckt haben, ... all das ist nicht das Papier wert, auf dem es niedergeschrieben wurde.

Und wer hat's herausgefunden? Die Frau vom Nachbarn vom Schwager vom Arbeitskollegen! Bewiesen an unserem eigenen Hund! Denn ganz egal, was wir auch an ihm herum-erziehen: Das Vieh ist renitent und will unsere Erziehung einfach nicht annehmen.

Die Erziehung klappt nicht?
Schuld hat nur der Hund!
Der ist halt dumm, wie Brot.

Zurücklehnen! Entspannen! Nachdenken!

Kommt dir das wirklich glaubhaft vor?

  1. Wenn ja: Tue doch dir und deinem Hund einen Gefallen und gib deinen Hund jemandem, der sich mehr für Erziehung interessiert!
  2. Wenn nein: Dann höre auf, dich und deinen Hund zu belügen und fange an, ihn zu erziehen! Denn du belügst nur euch beide. Alle anderen machen sich ihre eigenen Gedanken über euer Gespann.

Mehr realistische Optionen haben wir nicht. Denn alles andere liefe auf Tierquälerei hinaus. Und ein Tierquäler, der sadistische Freude am Leid seiner Tiere hat, bist du sicher nicht, oder?!

"Frechheit! Wie kannst du es wagen? Du kennst meinen Hund doch gar nicht!"

Wie kann man sich so ein eindeutiges und hartes Urteil bilden? Noch dazu, ohne den Hund oder dich jemals gesehen und erlebt zu haben?

Nun, es gibt sie tatsächlich, die "völlig un-erziehbaren" Hunde. Doch die sind seltener als eine Stecknadel im Heuhaufen, denn Hunde sind zutiefst soziale Wesen. Sie sind genetisch darauf programmiert, im Rudel zu leben. Sie brauchen die Ruhe und die Ordnung eines Rudels, so klein es auch sein mag. Sehr viel häufiger, und damit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit, ist also fundamentales Versagen bei der Erziehung. Glaubst du nicht? Stelle dir die folgenden Fragen --- und beantworte sie absolut ehrlich:

  1. Bin ich immer konsequent?
  2. Bin ich immer geduldig?
  3. Verlange ich meistens Disziplin?

Das sind die absoluten Grundlagen der Erziehung von Hunden. Jede Abweichung davon führt zwangsläufig zu Problemen. Na? Ganz ehrlich! Schaffst du das? Immer? Jeden Tag?

Oder geht dein Hund gern an der straffen Leine voraus; und du rennst mit ausgestrecktem Arm hinterher, permanent darauf bedacht, nicht auch noch umgerissen zu werden? Bekommt dein Hund feste Regeln, die er - im Haus und draußen - einhalten muss? Kläfft er ungestört am Zaun, während du nur denkst "Nie hat man seine Ruhe!" Rufst du ihm dann nur zu "Bello! Halt doch endlich mal die Schnauze!" Sprintet er dir auch davon, wenn du ihn ableinst, und du denkst nur bang "Hoffentlich stellt er nix an!"? Kläfft er Radfahrer, Jogger, Motorräder oder Autos an, während ihr gemeinsam unterwegs seid?

All das sind Anzeichen fehlender oder falscher Erziehung. All das lässt sich beheben. Oft in wenigen Tagen. Der Rest in wenigen Wochen. Du musst nur wollen. Und du musst es umsetzen. Konsequent. Geduldig. Diszipliniert. Bis es dir eines gar nicht so fernen Tages so sehr in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass es dich fast keine Mühe mehr kostet. Sogar weniger als jetzt gerade die Nicht-Erziehung bzw. lückenhafte Erziehung deines Hundes.

Lass mich in die Glaskugel schauen und hellsehen!

Immer noch nicht überzeugt? Dann lass mich deinen Hund beschreiben! Nachfolgend findest du eine kurze Liste von Problemen, die dein Hund hat:

  1. Ressourcen-Verteidigung
    Dein Hund verteidigt Futter oder Spielzeug. Durchaus auch drohend.
  2. Aggression gegen Autos, Radfahrer, Jogger, etc.
    Dein Hund springt am Zaun oder an der Leine alle möglichen und unmöglichen Leute, Autos, Fahrräder, etc. an und versucht sie wütend zu vertreiben.
  3. Verlassens-Ängste und deren Folgen
    Dein Hund jammert zum Gotterbarmen, wenn du das Haus verlässt. Es kommt sogar auch vor, dass er in der Zwischenzeit die Wohnung umdekoriert.
  4. Selektive Schwerhörigkeit
    Du weißt nie so genau, ob und wann dein Hund auf Kommandos hört. Meistens eher nicht.

Mindestens eines davon trifft auf deinen Hund zu? Sogar mehrere? Sogar alle vier? Na sowas aber auch! Wie ... nun, ja, Wie soll ich sagen? ... "überraschend"!

Woher ich das weiß? Das sind klassische Anzeichen für fehlende oder schlechte Erziehung. Zehntausende, Hunderttausende Halter und ebenso viele Hunde kämpfen mit diesen Problemen gerade jetzt, wo du diese Zeilen liest. Und sie kämpfen so sehr damit, dass davon ganze Industrien leben können. Du bist also nicht allein.

Du bist nicht allein.
Dein Hund ist nicht einzigartig.
Ihm fehlt nur Erziehung.

Aber das wirst du jetzt ändern, nicht wahr?! Ab heute wird bei euch ein neuer, ein frischer Wind wehen. Und du wirst deinen Job als Rudelführer von jetzt an wirklich ernst nehmen.