Warum bellt mein Hund?

Bellen ist eine der Kommunikations-Arten in der Sprache unseres Hundes. Und wenn man mal genauer hinhört, dann kann man auch ziemlich schnell unterschiedliche Arten des Bellens heraushören. Ob und falls das etwas zu bedeuten haben könnte, werden wir uns hier genauer anschauen.

Hunde bellen NIEMALS ohne Grund. Es mag DIR unwichtig oder sinnlos erscheinen. Doch dein Hund sieht die Sache offensichtlich anders. Dein Job ist es daher, es zu klären und die Situation zu bereinigen.

Gründe fürs Bellen

Unser Hund kann aus ganz verschiedenen Gründen bellen.

  • Territoriales Bellen
    Das territoriale Bellen ist wohl die am häufigsten vermutete Ursache, wenn die Leute einen Hund bellen hören: "Alles klar, der verteidigt sein Territorium." Tatsächlich versucht der Hund durch das laute Bellen allen anderen Hunden, Radfahrern, Joggern, Fußgängern, Autos, Motorrädern, ... anzuzeigen, dass er gewillt ist, sein Territorium zu verteidigen. Doch das "Territorium" eines Hundes muss nicht nur die eigene Wohnung oder den eigenen eingezäunten Garten umfassen. Es kann auch das Auto, in dem er selbst häufiger mitfährt sein; und es kann sogar den üblichen Weg des Spaziergangs umfassen, wenn dieser Weg ein sich ständig wiederholender Weg ist.
  • Aufmerksamkeit-heischendes (bettelndes) oder Aufmerksamkeit-forderndes Bellen
    Diese Art des Bellens ist in aller Regel - willentlich oder nicht - durch den Halter antrainiert: Der Hund bellt, um Aufmerksamkeit, Lob, Leckerlie oder ähnliches zu bekommen. Selbst ein gebrülltes "Nun halte aber mal die Schnauze, Bello!" ist für ihn durchaus Aufmerksamkeit, auf die er mit seinem Bellen abstellt.
  • Freudiges/Aufforderndes Bellen
    Dieses Bellen ist die Vorstufe bzw. Grundlage des Aufmerksamkeits-heischenden Bellens. Je öfter du ihm in der jeweiligen Situation direkt nachgibst, desto mehr wird es zum antrainierten Bellen. Das freudige/auffordernde Bellen ist der Weg des Hundes, zum Einen positive Aufmerksamkeit zu bekommen; und zum Zweiten anzuzeigen, dass er jetzt eine bestimmte Aktivität erwartet. Das kann bettelndes Bellen sein, das kann Spiel-aufforderndes Bellen sein, das kann Leckerlie-forderndes Bellen sein; es kann auch einfach ein freudiges Bellen während eines aktiven Spiels sein, ... was es genau ist, ergibt sich aus der jeweiligen Situation unter Einbeziehung der Körpersprache des Hundes.
  • Grüßendes Bellen
    Das grüßende Bellen ist genau, was der Name sagt: Es ist ein "Hallo! Ich kenne dich!". Oft ist es auch ein "Schön, dich zu sehen!"; doch nicht immer. Um es sicher sagen zu können, müssen der aktuelle Kontext (die aktuelle Situation) und die Körpersprache des Hundes berücksichtigt werden.
  • Alarm-Bellen
    Dein Hund bellt gegen alles mögliche? Geräusche, Bewegungen, ja, manchmal sogar Schatten? Dann ist er im Alarm-Modus. Er verteidigt also nicht das Territorium gegen tatsächliche Feinde, sondern er arbeitet als Alarm-Anlage und signalisiert seinem Rudel potenzielle Feinde. Dieser Modus ist für den Hund oft mit sehr großem Stress verbunden.
  • Frustriertes Bellen
    Das frustrierte Bellen ist dem wütenden Aufschreien eines Kindes vergleichbar. Der Hund will irgendwas erreichen, beispielsweise eine bestimmte Handlung von dir oder an einen bestimmten Gegenstand herankommen; es gelingt ihm jedoch nicht. Dann nutzt er das frustrierte Bellen, um seinem Frust Ausdruck zu verleihen und sich abzureagieren.
  • Soziales Bellen
    Manche Hunde bellen "im Chor". Sie hören dann irgendwo andere Hunde bellen; und sie stimmen in diesen Chor ein. Meistens ist es ein Hund aus der Nachbarschaft; doch sie stimmen durchaus auch in Fern-Chöre ein und bellen dann gemeinsam mit einem Hund, der irgendwo in 5 oder noch mehr Kilometern Entfernung bellt.
  • Bellen vor Schmerzen
    Manche Hunde bellen, um ihrem Frust über bzw. seiner Angst vor den Schmerzen Ausdruck zu verleihen. Das Schmerz-Bellen unterscheidet sich in der Tonlage aber deutlich vom Frust-Bellen und klingt meist sehr gequält und kurz; oder geht in ein Jaulen oder Wimmern über. Solltest du unsicher sein: Suche sicherheitshalber einen Tierarzt deines Vertrauens auf! Schmerz-Bellen geht nur weg, wenn die Schmerzen weggehen oder der Hund sich selbst aufgibt.
  • Bellen vor Angst
    Einige Hunde bellen, wenn sie große Angst haben. Ganz besonders die Angst vor dem Verlassen-Werden motiviert Hunde zu dieser Art des Bellens. Im Regelfall kann man es daran erkennen, dass der Hund zusätzlich auch weitere Symptome der jeweiligen Angst zeigt.
  • Zwanghaftes Bellen
    Zwanghaftes Bellen kann viele Ursachen haben; ist aber immer großer Stress für den Hund. Es ist eine Zwangshandlung, gegen die er sich nicht wehren kann. Fast immer entsteht sie durch massive Erziehungs-Fehler. Das zwanghafte Bellen ist im Regelfall relativ einfach von allen anderen Arten des Bellens zu unterscheiden: Der Hund steigert sich in eine wütende "Bell-Arie" hinein, die wie eine kaputte Schallplatte klingt. Er wiederholt also bestimmte "Wau-Wau-Wau"-Serien immer und immer und immer wieder. Das kann dann beispielsweise so klingen: "Wau-Wau-Wau-Wau-Wau ... (kurze Pause) ... Wau-Wau-Wau-Wau-Wau ... (kurze Pause) ... Wau-Wau-Wau-Wau-Wau ..." oder auch "Wau-Wau ... (kurze Pause) ... Wau-Wau ... (kurze Pause) ... Wau-Wau ..." Und das macht er dann bis er heiser wird und bis zur totalen körperlichen Erschöpfung, wenn man ihn da nicht rausholen kann.

Du siehst mal wieder: Unser Hund kann einen ganzen bunten Strauß von Absichten in das Bellen stecken. Welche Art des Bellens es jeweils genau ist, WARUM der Hund also jetzt gerade bellt, ergibt sich immer nur als Gesamt-Betrachtung aus der aktuellen Situation und der Körpersprache des Hundes.

Du willst das es aufhört? Dann finde zuerst den Grund heraus!

Manches Bellen kann durchaus nervig sein. Anderes ist sogar äußerst stressig für den Hund. Aber wenn du deinen Hund aufmerksam beobachtest, wirst du die unterschiedlichen Arten schnell unterscheiden lernen können. Und das musst du auch. Denn um das Bellen abstellen zu können, musst du ...

  1. ... entweder die Ursache des Bellens abstellen, ...
  2. ... oder die Führung in der Situation übernehmen können.

Und für beides musst du wissen: "WARUM bellt mein Hund gerade?" Beobachte also das Umfeld! Und achte auf die Körpersprache deines Hundes! Dann findest du in aller Regel ziemlich schnell heraus, warum dein Hund gerade bellt.

Achte dabei durchaus auch auf scheinbare Kleinigkeiten! Manchmal bellen Hunde nur weiße Autos an, alle anderen jedoch nicht. Manchmal ist es eine bestimmte Kleidung, die sie an Fußgängern und Joggern nicht mögen. Manchmal ist es ein mehr oder weniger starker Geruch oder ein fernes Geräusch, das sie zum Bellen veranlasst. Es kann wirklich fast jede Kleinigkeit sein. Und je genauer du das "Warum?" beschreiben kannst, desto leichter wirst du das Bellen los.

Was du dann konkret tun kannst bzw. musst, hängt stark von der Antwort auf die Frage nach dem "Warum?" ab. So wirst du das territoriale Bellen durch Übernahme der Führung reduzieren können; ein Bellen vor Angst jedoch erst, wenn du die Ursachen der Angst bekämpfst, etwa durch Desensibilisierung.

Das territoriale Bellen und das Alarm-Bellen

Beide Arten des Bellens sind oft ursächlich auf Ängste des Hundes zurückzuführen, vor denen sie sich vorbeugend schützen wollen. Dazu kommt, dass Hunde sich in die territoriale Verteidigung und das Alarm-Bellen im Laufe der Monate und Jahre so sehr hineinsteigern können, dass es zu einem zwanghaften Bellen wird; und damit schwere bis schwerste gesundheitliche Belastungen für den Hund darstellen kann.

Gerade hier sollte man also mit Augenmaß an die Sache gehen und die Grenze zwischen gewollter territorialer Verteidigung bzw. gewolltem Alarm einerseits und pathologischer Obszession andererseits sorgfältig abwägen. Das gilt ganz besonders für Reviere, die exponierter liegen; also etwa eine Straßenlage mit stärkerer Fußgänger- und/oder Auto-Frequenz.

Oft hilft ein einfacher Sichtschutz, um das territoriale Bellen bzw. das Alarm-Bellen drastisch zu reduzieren.

Problem! Territoriales Bellen ist selbstverstärkend!

Wenn du das territoriale Bellen nicht kontrollierst, wird es sich im Laufe der Zeit selbst verstärken. Das Problem ist mal wieder, dass Menschen und Hunde die Welt unterschiedlich betrachten.

Da der Hund die "Feinde" hinter dem Zaun oder dem Fenster mit seinem Bellen zu vertreiben versucht, ist es für ihn natürlich ein großer Erfolg, wenn der Fußgänger, den er am Zaun entlang wütend bellend "begleitet" und zu vertreiben versucht, am Ende wirklich verschwindet. Aus der Sicht des Hundes wollte der Fußgänger nicht nur sowieso vorbeilaufen, sondern eigentlich eindringen ... und er hat es durch sein territoriales Bellen erfolgreich verhindert. Auf diese Weise BELOHNT sich der Hund durch diesen "Erfolg" selbst und wird den nächsten Fußgänger noch motivierter "vertreiben". Im Laufe der Zeit wird daraus oft eine krankhafte Besessenheit, die der Gesundheit des Hundes, deinen Nerven und den Nerven der Passanten ordentlich zusetzen kann.

Je häufiger dein Hund also Anlass zum territorialen Bellen hat, desto intensiver musst du es kontrollieren und begleiten.

Alarm-Bellen

Weil das Alarm-Bellen nicht gerade zu den am leichtesten zu erkennenden Arten des Bellens gehört, noch ein paar Worte dazu: Es unterscheidet sich typischerweise vom territorialen Bellen, weil der Hund nicht am Zaun entlang rennt; sondern einfach mitten im Garten stehenbleibt und in eine fast beliebig erscheinende Richtung bellt. Im Regelfall bekommt er dabei auch keinen "Tobsuchts-Anfall", sondern er alarmiert einfach still stehend oder sich langsam bewegend das eigene Rudel. Obwohl es also fast harmlos wirkt, kann dieses Alarm-Bellen krankhaft werden. Im ungünstigsten Fall kann er sich dabei so weit in das Alarm-Bellen hineinsteigern, dass der Hund selbst seinen eigenen Schatten als Bedrohung empfinden und das Rudel davor warnen wollen.

Hunde, die zu Hause ein ausgeprägtes Territorial-Bellen zeigen, tendieren in der Fremde häufig zum Alarm-Bellen.

Bellt dein Hund also scheinbar ohne jeden Anlass im Garten oder hinter dem Fenster, dann ist es fast sicher Alarm-Bellen. Macht er das häufiger (mehrmals am Tag), kann es zum Problem für ihn und dich werden.