Warum kaut mein Hund Schuhe, Möbel, ... an?

Es ist völlig normal, dass Hunde auf allen möglichen Dingen herumkauen, während sie die Welt erkunden. Doch manche Hunde fangen irgendwann an, auf Sachen herumzukauen, von denen wir das gar nicht wollen. Schuhe sind sehr beliebt; aber auch Möbel und sogar Türrahmen können Opfer der Zähne der Hunde werden.

Kauen ist völlig normal

Fangen wir mit dem Wichtigsten an: Hunde nutzen das Kauen vorrangig zu zwei Zwecken. Beides ist für sie völlig natürlich und lässt sich auch mit viel Training und harten Erziehungsmaßnahmen nicht beseitigen. Man kann es aber kontrollieren und in die gewünschten Bahnen lenken.

  1. Stress-Abbau
    Wenn ein Hund sich sehr gestresst fühlt, weil er in einer Situation steckt, aus der er keinen Ausweg weiß, dann kann er anfangen, alles mögliche anzuknabbern. Gar nicht so selten sind dann Schuhe und alle möglichen Sachen aus Holz die ersten Opfer. Je nach Stress-Level kann es aber so weit gehen, dass dein Hund die komplette Wohnung umdekoriert und sogar Türrahmen und Fensterrahmen anknabbert.
  2. Zahnpflege
    Das Kauen ist die Zahnpflege des Hundes und zugleich ein Kaumuskel-Training.

Was nun den Stress-Abbau betrifft: Finde zunächst die Ursache des Stresses. Beseitige dann den Stress. Und dein Hund wird aufhören, gestresst zu kauen.

Was die Zahnpflege betrifft: Es gibt zahlreiche Kaumittel im Handel. Probiere aus, was dein Hund mag. Und dann tausche es von Zeit zu Zeit aus, denn wenn dein Hund es komplett durchgesabbert hat, wird selbst der Lieblings-Kaustock für ihn genauso langweilig, wie ein ehemaliges Lieblings-Spielzeug für Kinder.

Warum kauen Welpen auf allem herum?

Welpen haben im Wesentlichen zwei Gründe, alles mögliche auf seinen Geschmack zu testen:

  1. Sie wollen wissen, wie es schmeckt
    Welpen erkunden die ganze Welt nicht nur mit der Nase, sondern auch mit den Zähnen. Sie wollen wissen, wie die Dinge aussehen, wie sie riechen, wie sie sich anfühlen ... und wie sie schmecken. Ganz besonders, wenn diese Dinge auch noch Geräusche machen, können sie sehr attraktiv werden.
  2. Zahnschmerzen
    Auch Welpen zahnen; verlieren also ihre Milchzähne und bekommen ihr Gebiss. Und genauso, wie Menschenkindern, kann ihnen das unangenehm werden. Dann versuchen sie dem Zahnschmerz durch mehr oder weniger exzessives Kauen auf verschiedenen Dingen beizukommen.

Beides ist völlig natürlich. Und du wirst es auch nicht wirklich los, bis es von allein aufhört. Der Vorteil ist, dass Welpen noch nicht über die Kraft verfügen, ein ganzes Sofa-Bein wegzukauen. Aber mit ein paar Kerben und Kratzern hier und da und dort wirst du leben lernen müssen. Auch Beschränken oder Ablenken hilft hier nur temporär, wenn es um "Welt-erkunden" geht: Solange der Hund nicht weiß, wie es schmeckt, wird er immer wieder versuchen, es herauszufinden. Falls du also Angst um dein Designer-Wohnzimmer hast, wird dir kaum etwas anderes bleiben, als den Hund nicht ins Wohnzimmer zu lassen.

Ist es Langeweile?

Gelangweilte Hunde suchen sich eine Beschäftigung. Das ist nicht immer sonnenbaden oder Nachmittagsschläfchen, sondern kann durchaus auch "Und jetzt kaue ich ein bisschen am Tischbein" sein.

Sorge dafür, dass dein Hund hinreichend Beschäftigung hat, die er auch als solche akzeptiert! Das heißt eben nicht, dass du ihn einfach mit Spielzeugen überschütten sollst und dann den Ärger los bist; sondern es heißt, dass du ihn mit fordernden Aufgaben (vom Spaziergang über gemeinsame Spiele bis zum Erlernen von Tricks, Kunststücken und Kommandos) gut genug beschäftigen musst, dass er in der Freizeit keine Lust mehr hat, gelangweilt am Tischbein zu knabbern.

Ist es Hunger?

Hunde, die auf strikten Diäten sind und Hunger haben, suchen sich logischerweise irgendwas, von dem sie hoffen, dass es ihren Hunger stillt ... oder sie vom Hunger ablenkt. Da ist ein alter Knochen sehr willkommen. Aber auch ein Stück Holz, etwas Holzkohle, oder ein Spielzeug das nach Futter riecht, kann dann Opfer ihrer Zähne werden.

Darüber hinaus verschaffen sich sehr hungrige Hunde auch schon mal selbst Zugang zu den Futterreserven. Und wenn dann eine Tür oder ein Schrank im Weg ist, erfährt sein Mensch schnell, was gute Zähne alles wegschaffen können, wenn die Besitzer dieser Zähne Hunger haben.

Ist es Frust?

Frustrierte Hunde können, um ihren Stress abzubauen, ebenfalls spontan anfangen, irgendwas anzuknabbern. Da wird schon mal - im wahrsten Sinne des Wortes - in ein Tischbein oder eine Tischplatte gebissen, wenn der Hund seinen Frust abbauen will. Doch er macht das nicht, um dich zu ärgern, sondern für ihn ist es ein Mittel, den aktuellen Frust, der in seinem Körper tobt, unter Kontrolle zu bringen oder sogar loszuwerden.

Wenn dich dieses Verhalten stört (und das sollte es immer), dann biete deinem Hund Ablenkung an: Anstatt ihn für das Knabbern an der Tischplatte auszuschimpfen (womit er nichts anfangen kann), biete ihm doch einfach ein Rauf- oder Zerrspiel mit dir an. Das verschont die Möbel und stärkt eure gemeinsame Bindung.

Ist es Verlassens-Angst?

Hunde, die unter Verlassens-Ängsten leiden, versuchen, ihren Stress durch Kauen abzubauen. Dabei kauen sie ziemlich wahllos an allem möglichen herum; vom Bein eines Sofas über die Füllung eines Sofas bis zu den Tapeten über dem Sofa ist nichts wirklich vor ihnen sicher.

Dabei kann die Verlassens-Angst durchaus schon auftreten, wenn du noch (oder schon wieder) eine ganze Weile im Haus bist. Du kannst erkennen, ob es Verlassens-Angst ist, wenn dein Hund auch andere typische Zeichen dieser Angst zeigt: Massive Unruhe, "Weinen", Jaulen, dich Stalken, mangelnde Stubenreinheit, etc.

Ist es etwas anderes?

Manche Hunde kauen und lutschen exzessiv auf irgendwelchen Klamotten herum. Hier weiß man bis heute nicht so genau, warum sie das machen. Manche glauben, es sei die Kühle des Stoffs, die ihnen gut tut; andere glauben, es sei der Geschmack der Farbstoffe oder der Geruch, der es ihnen angetan habe.

Entscheidend ist, dass du hier mindestens ein Auge darauf wirfst, auch, wenn dich die Opfer nicht sonderlich stören: Der Hund kann hier längere Streifen (unverdaulichen oder schwer verdaulichen) Stoffs abreißen und sich beim Verschlingen selbst ersticken. Und auch, ob es wirklich so gesund ist, Unmengen an Farbstoffen unserer Klamotten wegzulecken und -zulutschen, darf gern bezweifelt werden.

Kaut er viel und verteidigt er seine "Kaugummis"?

Wie bei allem, so gilt auch hier: "Die Dosis macht das Gift!" Wenn dein Hund gar zu viel kaut; auch dann, wenn er "nur" auf seinen Lieblings-Kaustöckern herumkaut: Es kann zu einer krankhaften Besessenheit werden. Das gilt umso mehr, wenn der Hund seine Kaugummis zu verteidigen beginnt und sogar den eigenen Halter oder ein Familienmitglied anknurrt.

Du willst es in kontrollierte Bahnen lenken?

NICHT SCHIMPFEN! NICHT BESTRAFEN! Für Hunde ist es instinktiv völlig natürlich und normal, alles mögliche anzuknabbern. Sie verstehen deine Zurechtweisung nicht. Biete deinem Hund stattdessen umgehend eine Ersatzhandlung an: Ein alternatives Ding, auf dem er kauen darf. Ein gemeinsames Spiel zur Ablenkung. Die Vorführung einiger Tricks mit viel Lob und Zuwendung. Und schon hat dein Hund vergessen, dass er eben noch am Bein des 3000-Euro-Sofas kauen wollte.

Es gibt im Handel "Anti-Kau"-Mittel. Probiere aus, auf welche dein Hund empfindlich reagiert. Und dann besprühe Gegenstände, die er nicht ankauen soll, nach Gebrauchsanleitung (meist alle 1-2 Tage) mit dem Zeug. Wie du es herausbekommst? Nimm einen Kaustock deines Hundes, auf dem er immer noch wenigstens ab und zu herumkaut. Besprühe ihn mit dem Zeug. Dann biete ihn deinem Hund an und beobachte die Reaktion.

Außerdem kannst du deine Wohnung "Hunde-sicherer" machen: Lasse Schuhe nicht offen herumstehen. Schließe Klamotten in den Schrank oder in den Wäschekorb. Lege Bücher nicht auf den Boden oder auf den Tisch, sondern ins Regal. ... und ... und ... und ...

Biete deinem Hund unterschiedliche Kau-Spielzeuge an. Auch er kann Launen haben und mal dieses, mal jenes bevorzugen wollen. Tausche die Kau-Spielzeuge aus, wenn sie durchgesabbert sind. Auch dein Hund mag - gerade bei Kau-Spielzeugen - gern mal was frisches, das nicht schon so bekannt riecht und schmeckt.

Gib deinem Hund ganz gezielt unkritische und schmackhafte Dinge, auf denen er herumkauen kann: Schweineohren, Rinderschwänze, Rinder- oder Schweinehaut, Olivenholz-Wurzeln (splittern nur mit vom Speichel aufgeweichten Fasern), ... all das sind Dinge, die du im Handel, beim Schlachter oder als Restaurant-Abfall bekommst; und auf denen dein Hund gefahrlos herumkauen kann. Wenn er dann noch lernt, dass die schmackhaftesten Dinge von dir kommen, wird er sukzessive aufhören, Schuhe und andere Sachen anzuknabbern und auf die leckeren Sachen warten und hoffen...

Denke daran, dass nicht nur rohe, gekochte und gebratene Geflügelknochen, sondern auch viele gekochte oder gebratene Knochen von Schwein, Rind & Co splittern, wenn sie zerbissen werden.

Wenn du mehrere Hunde hast: Denke daran, dass der kauende Hund anfangen kann zu schlingen, um sein Spielzeug vor den anderen Hunden zu schützen. Dann kann es passieren, dass er größere Stücken vom Knochen oder größere Holzsplitter herunterzuschlingen versucht. Und das muss nicht immer gut ausgehen.

Versuche auch herauszubekommen, ob dein Hund bevorzugt zu bestimmten Zeiten an Dingen herumkaut. Vielleicht ist das ja eine Zeit, in der er besonders gelangweilt oder gestresst ist? Wenn ja: Stelle die Ursache ab; und dein Hund wird weniger knabbern wollen.

Wenn du einen starken Kauer zuhause hast, versuche ihn komplett zu überwachen und jedes "falsche Kauen" rechtzeitig durch ein Alternativ-Angebot zu be- oder verhindern. Je schneller dein Hund die Alternativen akzeptiert, und je konsquenter du ihm "bei Bedarf" die Alternativen anbietest, desto schneller wirst du das zerstörerische Kauen los.