Wie sage ich meinem Hund, dass ich ihn liebe?

Immer wieder taucht im Angesicht dessen, dass wir hier ständig Konsequenz, Geduld & Disziplin fordern und davon sprechen wenig und zurückhaltend zu loben, weil ein falsches Lob in der Erziehung schädlicher ist, als gar kein Lob, und selbst eine Belohnung nicht unbedingt eine richtige Belohnung sein muss, die Frage auf:

"Wie sage ich denn dann meinem Hund,
dass ich ihn liebe?"

Wie gibt man seinem Hund in der Hunde-Sprache zu verstehen: "Ich liebe dich über alles, mein Schatz!"? Nach allgemeinem Verständnis geschieht das doch eben gerade durch Lob & Leckerlie, bis dem Hund die Ohren bluten und der Magen platzt, ... oder?! Gibt es etwa jenseits der Vermenschlichung des Hundes einen anderen, gar einen hunde-gerechteren Weg? Und da wir ja ein guter Rudelführer sein wollen, schauen wir uns das mal an...

Wie sagen sich Hunde gegenseitig, dass sie sich lieben?

Wer sich schon mal die Mühe gemacht hat, Hunde wirklich verstehen zu wollen, der ist nicht darum herum gekommen, sie intensiv zu beobachten: "Wie loben sich eigentlich Hunde untereinander? Wie sagen die sich gegenseitig, dass sie sich lieben?" Und die Antwort ist ziemlich ernüchternd für uns Menschen: Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob sie es nie sagen. Es gibt scheinbar keinerlei erkennbare Zeichen, die uns zeigen: "Oh schau! Die beiden lieben sich!" (Manche werden hier einwenden, das sähe man doch, wenn sie aufeinander hocken. Aber das ist Sex. Der hat mit Liebe wenig zu tun. Und auch Hunde können das sauber trennen.)

Doch sobald wir genauer hinschauen und uns wirklich auf die Sprache der Hunde einlassen, entdecken wir es doch: "Liebe" ist da vielleicht das falsche Wort, denn Hunde kennen keine monogamen oder längeren Beziehungen emotionaler Art. Aber sie kennen gegenseitigen Respekt zueinander. Und das kommt dem, was wir Menschen Liebe nennen, am nächsten.

Wie drücken sie ihre Zuneigung, ihr gegenseitiges Wohlwollen, ihren gegenseitigen Respekt also aus? Und was können wir davon übernehmen, um unserem Hund in seiner Sprache zu sagen:

Te amo!
Seni seviyorum!
Nakupenda!
Ich liebe dich!
oder "auf hündisch":
Ich respektiere dich!

Die Stimmung muss passen

Da Hunde bekanntlich auch nur Menschen sind, geht es ihnen natürlich auch wie Menschen: Sind sie gerade nicht besonders empfänglich für unsere Liebesbekundungen, dann verpuffen die schnell. Daher nutze den richtigen Zeitpunkt für deine Liebes-Botschaft!

Wann der richtige Zeitpunkt ist? Dein Hund zeigt es dir!

Fange mit "Ich liebe dich auch!" an

Am einfachsten findest du den richtigen Zeitpunkt, wenn du auf sein "Ich liebe dich!" ANTWORTEST. Ein langer, ruhiger Blick deines Hundes in deine Augen. Ein langer und verträumter Blick in deine Richtung, während er beobachtet, was du machst. Ein Anlehnen oder Ankuscheln an deine Beine. Ein sanfter Druck gegen deine streichelnde Hand. Ein aufforderndes Nahekommen, das du sonst reflexartig nutzt, um deinem Hund mit 3, 4, 5 Schlägen das Fell auszuklopfen. Ein freiwilliges Absetzen oder Ablegen sehr nahe bei dir; ohne oder mit sanftem Körperkontakt. ... all das sind Signale, mit denen dein Hund dir sagt: "Ich liebe dich!"

Und all das sind auch Signale, die dir zeigen: Jetzt, GENAU JETZT, ist der perfekte Zeitpunkt, um meinem Hund zu sagen "Ich liebe dich auch, mein Schatz!"

Laaaanger und ruhiger Blickkontakt

Normalerweise hassen Hunde langen Blickkontakt, bedeutet er doch bei Fremden üblicherweise bestehende oder aufkommende Feindseligkeit. Hunde lernen jedoch schnell von uns Menschen, dass WIR den langen Blickkontakt lieben.

Wenn du deinem Hund also etwas Gutes tun willst, dann warte einen Moment ab, in dem er super-chillig irgendwo herumliegt und dich anschaut oder beobachtet. Nutze diese Gelegenheit und schaue ihm ebenfalls tief und lange in die Augen. Rühre dich dabei nicht, sondern entspanne den gesamten Körper. "Starre" ihn auch nicht an, sondern schaue ihm liebevoll in die Augen und vergiss das Blinzeln nicht.

Nutze deine "Baby-Stimme"

Eltern kennen das; ganz besonders Frauen: Kaum sehen sie ein Baby, schon schießt ihnen die Milch ein und ihre Stimme wird fast schrill, so hoch geht sie. Das ist ein reflexhaftes, natürliches Verhalten, das Zuneigung und Wärme ausdrückt. Auch Hunde kennen - und lieben - es.

Ganz egal, was du jetzt sagst; und ja, du kannst hier auch die übelsten Schimpfwörter verwenden: Solange du die hohe Stimmlage benutzt und einigermaßen ruhig sprichst, wird dein Hund es als großes Lob und Ausdruck deiner Zuneigung zu ihm empfinden.

Sanftes(!) Anlehnen am Hund

Es gibt ja diese bekannte Unart, einen Hund wie einen Teppich auszuklopfen, dass man die Bronchien seiner Lunge stöhnen hören kann. Die Hunde-Version davon ist das sanfte Anlehnen aneinander. Das kannst du übrigens auf fast jeder Hundewiese fast jeden Tag gut beobachten: Zwei Hunde stehen, sitzen oder liegen dicht nebeneinander. Nicht aufeinander, sondern mit sanftem Körperkontakt.

Wenn ihr also beim Wandern/Spaziergang eine Pause macht, oder wenn dein Hund bei dir zu Hause entspannt herumliegt: Hocke, setze, lege dich doch einfach zu ihm. Ruhig. Entspannt. Kuschle dich SANFT an ihn heran. Gerade so weit, dass ihr beide Körperkontakt habt. Dein Hund wird es verstehen...

Sanfte(!) Berührungen

Einfach mal so, durchaus auch ohne jeden Grund, etwa als Lob für eine gute Kommando-Ausführung, ... lege deinem Hund sanft die Hand auf den Nacken oder eines der Schulterblätter. Du musst gar nicht Streicheln. Du musst auch nicht sprechen oder gar loben. Ihm genügt diese stille, fast zufällig wirkende Berührung.

Aber natürlich kannst du ihm auch eine sanfte(!) Massage verpassen. Einfach mit den Fingerspitzen aller fünf Finger in kleinen Kreisen und ohne großen Druck durch das Fell ziehen. Das kann er laaaaaaange aushalten...

Gemeinsam "den Gedanken nachhängen"

Anstatt dich beim Spaziergang auf die Parkbank zu setzen und deinen Hund zu deinen Füßen abzulegen, versuch's doch mal damit: Gehe ein Stück auf die Wiese, lege dich hin, rufe deinen Hund zu dir, lege ihn neben dir (auch ohne Körperkontakt) ab, ... und dann träumt einfach gemeinsam eine Weile vor euch hin.

Wenn dein Hund gern im Sitzen träumt, dann setze dich neben ihn. Schaue in dieselbe Richtung, wie er. Und träume gemeinsam mit ihm. Und wenn du die Zeit dafür hast, dann lasse ihn doch mal entscheiden, wann es genug ist.

Genieße die Stille! Es bedarf keiner Worte. Im Gegenteil. Die würden jetzt nur stören.

Last, but not least: Dein Gesichtsausdruck

In der Zeit des Zusammenlebens mit dir lernt dein Hund auch von dir: Er beginnt, deinen Gesichtsausdruck zu interpretieren, deine Körpersprache zu lernen. Wenn du ihm also sagen willst, dass du ihn liebst, dann ZEIGE es ihm, indem du dein "Liebes-Gesicht" aufsetzt. Ein freundliches Lächeln, ein liebevoller Blick, ... und dein Hund wird dich verstehen. Je länger er bei dir lebt, umso besser.

Die Dosis macht das Gift!

Wie bei Allem, so gilt auch bei der Liebesbekundung: "Die Dosis macht das Gift!" Wenn du deinen Hund permanent mit Liebesbekundungen überschüttest, wird er schon bald lernen, dass dieses Verhalten deinerseits die "Normalität", also den Alltag, darstellt. Dann ist es kein Liebesbeweis mehr; sondern das Fehlen deines "Liebesbeweises" wird er dann als negativ, ja, womöglich sogar als Korrektur oder Strafe an seinem Verhalten, empfinden.

Setze also auch deine Liebesbekundungen weise und überlegt ein! Wie Schokolade...

Wie du IMMER zeigst, dass du ihn liebst

Noch viel lieber als die Liebesbekundungen von dir, mag dein Hund es, wenn er sich nicht um die Rudelführung kümmern muss, sondern sie vertrauensvoll in deine Hände legen kann. Dann hat er nämlich die Zeit, sich um all die wirklich wichtigen Dinge im Leben eines unbeschwerten Hundes zu kümmern: Das Gras wachsen hören, Schmetterlinge fangen, Wasser aus brackigen Pfützen trinken, sich in Scheiße wälzen, mit dem Wind um die Wette laufen, Mäuse in ihren Löchern zu verfolgen, Wildenten hüten, ... kurz gesagt: ein unbeschwertes Leben zu haben, in dem er sicher ist, dass du ihn vor all den Gefahren in deiner Welt beschützt.