Warum bettelt mein Hund?

Viele kennen es: Da sitzt man gemütlich am Frühstückstisch und isst genussvoll das mit Schinken belegte Brötchen ... doch neben dem Tisch sitzt ein Hund, dessen Augen sagen "Wenn du mir nicht abgibst, werde ich verhungern. Auf der Stelle!". Sein Sabber tropft dabei auf Fußboden und unsere Hose; sein Kopf liegt schwer auf unserem Schoß.

Der Hund bettelt.

Warum macht er das? Und wie können wir es abstellen?

Woran erkenne ich, dass mein Hund gerade bettelt?

Klar, die oben beschriebenen Anzeichen sind unzweifelhaft: Kopf schwer auf dem Schoß, Sabber des Hundes auf der Hose; oder ein Hund, der in kaum einem Meter Entfernung sitzt und sehr genau jede deiner Bewegungen beim Essen beobachtet, ... all das sind völlig unzweifelhafte - und schon sehr fortgeschrittene - Bettel-Strategien. In noch krasseren Fällen winselt er Aufmerksamheit-fordernd oder bellt sogar aufdringlich.

Doch schon, wenn dein Hund mehr oder weniger unruhig um den Tisch herumstreunt und einen nach dem anderen anschaut, gar sanft berührt, bettelt er. Und zwar kräftig. Auch, wenn er in relativ geringer Entfernung vom Tisch sitzt oder liegt und euch genau zuschaut, wie ihr gerade esst, bettelt er.

Ist das normal?

Ja, betteln ist eine instinktive Verhaltensweise. Als Jäger ist Hunden instinktiv mitgegeben, dass Futter IMMER knapp ist; und dass man deshalb jede Gelegenheit, Futter zu bekommen, nutzen sollte. Hat man kein eigenes Futter; dann "fragt" man eben jene, die noch welches haben.

Das Problem ist - mal wieder - der Mensch

Zum Problem wird es jedoch - wieder einmal - durch uns Menschen: Je öfter wir das Betteln belohnen, also tatsächlich und scheinbar ohne Widerstand etwas von unserem Futter abgeben, desto intensiver wird der Hund zukünftig versuchen, diese Bettel-Strategie auszufeilen. Noch nicht einmal, weil er wirklich Hunger hat. Sondern ganz einfach, weil seine Instinkte ihm sagen "Wenn Betteln erfolgreich ist, dann bettle intensiver!"

Und wir Menschen verstärken diese Schleife dann immer mehr und mehr: Erschien es uns anfangs noch sooooo niiiiiieeeeeedlich, wie er da mit Kulleraugen saß und uns jeden Happen in den Mund zählte, bis wir ihm etwas abgaben, womöglich noch, weil wir wirklich glaubten, dadurch unsere gemeinsame Bindung zu stärken, schließlich teilen wir doch sogar das Futter; wollen wir irgendwann nur seine sabbernde Schnauze, sein winselndes Greinen oder sogar sein immer auffordernder werdendes Gekläffe loswerden, um in Ruhe frühstücken zu können. Und mit jedem Mal, wenn wir etwas abgeben, VERSTÄRKEN wir die Bettelei beim nächsten Mal. Nicht die Bindung. Sondern das Betteln.

Was kann ich dagegen machen?

Du willst es loswerden? Dann gib deinem Hund einfach nichts ab! Gar nichts. Überhaupt nichts. Nie. Ganz konsequent. Dein Hund ist nicht dumm. Er probiert eine Strategie, die ihm Erfolg verspricht. Scheitert die, probiert er andere Strategien. Scheitern alle, gibt er auf. Nicht sofort. Aber irgendwann. Je länger er vorher erfolgreich war, desto länger wirst du noch seine Bettel-Versuche ertragen müssen, denn er muss erst mühsam lernen, dass seine einst erfolgreiche Bettel-Strategien nun allesamt nicht mehr - und NIE WIEDER - funktionieren werden. Doch irgendwann, meist innerhalb weniger Tage, selten mehr als 2-3 Wochen, begreift der Hund es.

  • NICHTS abgeben! NIEMALS!
    Gar nichts. Nie. Nicht das kleinste Stück. Fällt etwas herunter, verbiete dem Hund, es sich zu angeln. Versperre ihm den Weg dahin. Betteln darf NIE WIEDER erfolgreich sein.
  • Nicht beachten!
    Ganz egal, welche Variation des Sterbenden Schwans der Hund aufführt: Du beachtest ihn nicht. Er existiert während des Essens nicht.
  • Nicht einmal anschauen!
    Der Hund wird JEDE deiner Bewegungen prüfen, ob du ihm jetzt die erwartete Aufmerksamkeit und Teile deines Futters gibst. Daher wird er auch einen kurzen Blick zu ihm als Ermutigung, jetzt unbedingt weiterzubetteln, auffassen. Und deshalb schaust du den Hund während des Essens nicht an. Nicht mal eine Sekunde lang.
  • Sorge für Abstand zwischen euch!
    Je stärker der Hund bettelt, desto mehr Abstand schaffe zwischen dem Tisch und dem Hund! Schicke ihn mindestens 2-3 Meter weg. Lege ihn dort ab. Und achte darauf, dass er liegen bleibt.
  • Schicke ihn auf seinen Platz!
    Falls dein Hund bereits eine gute Respekt-Basis mit dir hat, kannst du ihn auch während eurer Frühstücks-Vorbereitungen schon auf die Matte schicken. Dort soll er bleiben, bis ihr den Tisch wieder abgeräumt habt.
  • Sperre ihn aus der Küche aus!
    Hunde, die schon sehr lange sehr exzessiv betteln, kann man anfangs auch während des Essens aus der Küche aussperren. Wenn der Hund den Tisch und euch beim Essen nicht sehen kann, sinkt auch seine Ambition zum Betteln massiv.
  • Füttere ihn parallel im Garten!
    Nimm sein eigenes Futter, verstreue es großzügig in eurem Garten. Dann schicke den Hund auf Futtersuche, während ihr selbst in Ruhe in der Küche esst. Wichtig ist dabei, dass der Hund es bereits kennt, sein Futter aufwändig und großflächig zusammensuchen zu müssen, so dass er auch wirklich bereit ist, die notwendige Zeit im Garten mit der Suche nach dem Futter zu verbringen. Übe es also vorher mit ihm, indem du ihn wenigstens ab und zu auf diese Weise fütterst, auch, wenn ihr gerade nicht selbst essen wollt.
  • Gib ihm vor dem Frühstück ein Kau-Spielzeug!
    Beschäftige deinen Hund mit einer Alternativ-Handlung zum Betteln. Gerade Kau-Spielzeuge eignen sich sehr gut für eine längerfristige Selbstbeschäftigung, wenn dein Hund sie akzeptiert hat und vielleicht sogar gern mag. Achte dann anfangs darauf, dass er möglichst nicht von seinem Kau-Spielzeug abgelenkt wird (gib es ihm auf seinem Platz, oder so). Später kannst du es ihm auch in der Küche geben, so dass ihr sozusagen "gemeinsam" frühstückt.

Füttere einen Bettler nicht parallel zu eurem Frühstück! Schon gar nicht im Napf und mit Zugang zu eurer Küche. Ein bereits erfolgreicher Bettler wird sein eigenes Futter nur noch schneller herunterschlingen, damit er noch rechtzeitig Betteln kann. Wenn du also planst, länger als 30 Sekunden lang in Ruhe frühstücken zu wollen, holst dir damit nur zwei Nachteile zusammen; anstatt auch nur einen einzigen Vorteil daraus zu ziehen.