Hunde sind Nutztiere! Keine Kuscheltiere!

Jetzt wollen wir uns mit dem wohl härtesten Thema überhaupt beschäftigen: Der Tierliebe. Und Tierliebe beginnt mit Verständnis! Warum gibt es überhaupt Hunde? Wozu wurden alll die verschiedenen Rassen gezüchtet? Und, am wichtigsten,:

Welche Konsquenzen
ergeben sich daraus für uns?

Warum gibt es überhaupt Hunde?

Als der Mensch vor ca. 20.000 Jahren so in seiner Höhle hockte, stellte er fest, dass viele Dinge leichter gingen, wenn man die Aufgaben teilen könnte. Und er stellte sich vor, wie es wäre, wenn er aus dem "bösen Wolf" einen lieben Hund machen würde, der nachts, wenn der Mensch schläft, die Höhle bewacht und vor Eindringlingen beschützt. ... Zugegeben: Ganz so romantisch war es dann wohl doch nicht. Aber wir halten einen wichtigen Punkt fest:

Hunde wurden immer nur als "Nutz-Tiere" gehalten. Wie Kühe, Schafe und Pferde hatten sie von Anfang an eine Arbeits-Aufgabe.

Bewachen, Schützen, Jagen, Schlitten ziehen, ... Hunde sollen arbeiten!

Anfangs war der Hund nur ein Wachhund. Er sollte die Höhle bewachen. Doch im Laufe des Zusammenlebens mit dem Menschen bewies er, dass er unzählige Aufgaben erfüllen kann:

Er hilft bei der Jagd, er beschützt die Menschen, er zieht Schlitten, er findet Verschüttete, er bewacht Gebäude, er sucht Drogen (und neuerdings auch Krankheiten beim Menschen), er arbeitet als Therapie-Hund bei Alten, Kranken und Kindern ... kurz gesagt: Er hat an so vielen Stellen seinen Nutzen bewiesen, dass der Mensch sich große Mühe gab, diese besonderen Eigenschaften zu fördern.

... und so entstanden die verschiedensten Rassen der Hunde. Bei jeder Rasse wurden spezielle Arbeits-Eigenschaften des Hundes gefördert. Deshalb sehen sie unterschiedlich aus; deshalb beherrschen sie unterschiedliche Dinge unterschiedlich gut. Manche können besonders gut "beschützen", andere können besonders gut "apportieren", und wieder andere spüren Wild besonders effektiv und schnell auf... Doch unter dem Strich sind es Nutz-Tiere geblieben. Tiere, die ihren (wölfischen) Instinkten folgen; und deren Instinkte sich der Mensch zunutze macht.

Bis heute ...

Erst in den letzten Jahrzehnten hat man begonnen, auf die neuen Anforderungen der Menschen - namentlich: "Mein Hund soll nicht arbeiten. Er soll schön aussehen und nett sein. Das reicht mir völlig." - einzugehen. Und man züchtet erst seit sehr kurzer Zeit (seit etwa 20, 30 Jahren) spezielle "Haus-Tier"-Rassen der Hunde. Also Hunde, die "Arbeitslosigkeit" wenigstens ein bisschen besser verkraften können. Denn bisher wurden Hunde gezielt für das Arbeiten gezüchtet. "Faule Hunde" wurden aussortiert; "fleißige Hunde" durften sich vermehren. Das "Arbeiten-Wollen" steckt den Hunden also wirklich tief in den Genen.

Welche Konsequenzen hat das für uns?

Nun, die größte und schwerwiegendste Konsequenz ist wohl, dass wir uns von der Hoffnung, in dem Hund ein "Knuddel-Tier" gefunden zu haben, verabschieden sollten. Dem Hund zuliebe.

Denn trotz aller Bemühungen reichen kaum 50 Jahre "Haustier-Zucht" beim Hund einfach nicht aus, ihm all die natürlichen und "wölfischen" Eigenschaften wegzuzüchten. Er ist einfach nicht nur der Freund im Haus, den sich viele Leute leider fälschlicherweise vorstellen.

Es ist kein Karnickel, kein Hamster, kein Wellensittich und erst recht kein Mensch. Und er wird nie eines davon werden, so sehr sich die Züchter heute auch bemühen... Stattdessen steckt in jedem Hund - auch im kleinsten und niedlichsten - immer noch ein Wolf, samt seiner (auch sehr lieben!) Eigenschaften als Fleischfresser und Raubtier.

Und die zweite wesentliche Konsequenz ist: Selbst der beste Show-Linien-Hund hat in seinen Genen immer noch die Arbeit stecken. Er WILL arbeiten. Und wenn du ihn nicht ausreichend - sowohl geistig, als auch körperlich - beschäftigst, dann wird er früher oder später neurotisch werden und immer mehr "Macken" bekommen - und er wird wirklich darunter leiden..

Wie gebe ich meinem Hund "Arbeit"? Wir leben in der Stadt. Für alles ist gesorgt.

Nun stellt sich die Frage: "Wie gebe ich meinem Hund Arbeit?", wenn es einfach keine Arbeit gibt? Wir hüten keine Schafe, wir brauchen keinen Wachhund, ... er soll doch einfach nur ein Familienmitglied sein!

Auch da gibt es unzählige Möglichkeiten: Gestalte deine Spaziergänge so, dass dein Hund dabei beschäftigt wird! Den Ball zu werfen ist schon mal ein (ziemlich einfacher) Anfang. Suchspiele nach Menschen oder Futter; das Beibringen von Kommandos, aber auch von Tricks & Kunststücken sind schon anspruchsvoller. Dog-Frisbee, Agility, Obedience, ... und ... und ... und ... sind ausgewachsene Hunde-Sportarten. Irgendwas ist garantiert auch für euch dabei. Und ja: Das ist "Arbeit" für deinen Hund. Gute Arbeit. Zumeist sogar artgerechte Arbeit, solange du daraus keine olympische Disziplin zu machen versuchst.

Arbeitslose Hunde werden krank

Mittlerweile gibt es unzählige Studien zu Mensch und Hund: Arbeitslose werden krank. Sie leben kürzer und ungesünder. Und sie sind psychisch instabiler.

Nicht krank, im Sinne von "Sie bekommen eine Lungenentzündung.", sondern krank, im Sinne von "Sie bekommen nervliche Störungen, unter denen sie sehr leiden." Dann wird dein Hund schnell zum Dauer-Kläffer, zerkaut Türen und Schuhe, rent ständig am Zaun hin und her, übernimmt Schutz-Aufgaben, wo er es besser nicht sollte, versucht, Raufereien mit fremden Hunden anzuzetteln, ... kurz gesagt: Er bekommt die typischen Verhaltens-Probleme, die auch du sicherlich schon bei anderen Hunden (und womöglich sogar schon bei deinem eigenen Hund) beobachtet hast.

Dabei muss all das gar nicht sein: Dein Hund verlangt keinen 24-Stunden-rund-um-die-Uhr-Service. Er will nur teilhaben am Leben. Und dazu gehört für ihn auch, eine Aufgabe zu bekommen, die über "Du darfst nett aussehen!" hinaus geht.

Und was ist mit dem Kuscheln?

Natürlich kannst (und sollst!) du auch mit deinem Hund kuscheln. Doch die Betonung liegt auf AUCH. Nicht nur oder ausschließlich. Denn wenn dein Hund wählen dürfte, dann würde er sagen: "Gib mir Arbeit! Sei ein guter Rudelführer!" Und dann zeige ihm deine Liebe!