Warum schnüffelt mein Hund am Hintern und an Geschlechtsteilen?

Alle Hunde-Halter kennen es: Der Hund läuft zum fremden Hund und fängt an, intensiv an dessen Hintern und Geschlechtsteilen herumzuschnüffeln. Manche finden es "freaky", andere ekelig, und wieder andere lustig ... und die meisten halten es für "ungezogen": Sowas gehöre sich einfach nicht. Ganz besonders gilt das, wenn der fremde Hund angerannt kommt und seine Nase direkt mal zwischen UNSERE Beine schiebt; und an UNSEREM Hintern herumschnüffelt.

Tatsächlich ist es jedoch völlig natürliches und - aus der Sicht des Hundes sogar SEHR HÖFLICHES - Verhalten. Es ist eine sehr höfliche BEGRÜẞUNG. Und die höfliche Antwort darauf ist: Bewegungslos stillhalten, bis der Hund fertig ist.

"Hallo, mein Freund! Wie geht es dir? Was gibt es dort, wo du herkommst?"

Das Schnüffeln an Hintern und Geschlechtsteilen ist die höfliche Begrüßung zweier Hunde; ganz egal, ob sie sich schon länger kennen oder gerade kennenlernen: Wenn sie sich längere Zeit nicht gesehen haben, werden auf diese Weise Informationen über Gefahren, Futter, potenzielle Fortpflanzungsmöglichkeiten und den Gesundheitszustand des begrüßten Hundes ausgetauscht. Auch dieses Verhalten ist unseren Hunden mit uralten Instinkten mitgegeben worden, die sie bis heute beibehalten haben.

Hunde nehmen daher an, dass es auch bei Menschen genauso zu handhaben sei: Sie laufen hin und schnüffeln höflich und interessiert.

Muss ich es ertragen?

Das Zurückweisen (Wegstoßen) des Hundes kann dieser als Provokation auffassen. Etwa so, wie du empfindest, wenn du jemanden aus dem Bekanntenkreis freundlich in die Arme schließen willst, der aber sogar den Händedruck verweigert und sich brüsk und wortlos wegdreht. ... Aber natürlich hast du das Recht, derart unhöflich und rüde zu sein.

Da Hunde aber in aller Regel eher zurückhaltend schnüffeln und das auch nicht allzu ausgiebig machen, ... nun, ich kann's ertragen. Es schadet ja nicht. Und es ist dem Hund gegenüber zumindest höflich und diplomatisch. Es ist eben SEINE Art, "Hallo!" zu sagen. Und es verbessert die Vertrauensbasis erheblich, wenn ich dem Hund erlaube, mit ein paar Atemzügen durch die Nase zu erfahren, ob ich Männchen oder Weibchen bin; ob es mir gut geht, ob ich Angst habe, ob ich traurig oder glücklich bin, ... und was er sonst noch so zu wissen wünscht und erfahren kann.

Aber warum gehen sie da so dicht ran? Sie haben doch so gute Nasen, oder?!

Tatsächlich können Hunde etwa 16 Mal besser als Menschen riechen. Aber trotzdem - oder gerade deswegen: Je dichter sie mit der Nase an die Geruchsquelle herangehen, desto mehr Informationen können sie aufnehmen. Daher stecken sie im wahrsten Sinne des Wortes ihre Nase fast überall direkt rein. Ganz egal, ob es ein Mauseloch oder der Hintern der Nachbarshündin ist. Achte mal darauf! Wenn sie an einem Geruch interessiert sind, ist die Nase höchstens Millimeter entfernt; oft genug aber mittendrin. Und manchmal "kosten" sie den Geruch auch. Dann nehmen sie mit der Zunge Geruchsproben auf und helfen so ihren olfaktorischen Rezeptoren zusätzlich, um nur ja keine noch so schwache Information zu verpassen. Seien wir also froh, dass sie bei der Begrüßung nicht mit langer und feuchter Zunge über unseren Hintern und durch unseren Schritt lecken, nicht wahr?! ;o)

Kann ich es meinem Hund abtrainieren?

Da es sich um instinktives Verhalten handelt, über das Hunde nicht nachdenken, sondern das einfach so passiert, ist das mit dem Abtraineren eine schwierige Sache. Nicht völlig unmöglich, aber sehr schwierig und zumeist sehr langwierig.

Viel besser ist es, den Hunde-Freund, der da unseren Hund begrüßt und von ihm begrüßt wird, darüber aufzuklären, dass es sich um natürliches, instinktives und aus seiner Sicht sehr höfliches Verhalten und keinesfalls um eine "Frechheit" unseres Hundes handelt; und dass eher der Hund es als Frechheit empfindet, wenn jemand seine höfliche Begrüßung zurückweist.

Und sollte es sich um jemanden handeln, der den Hund gar nicht selbst begrüßen will, dann können wir natürlich unseren Hund zurückrufen und die Begrüßung abbrechen.