Praxis-Übung Die Abruf-Fütterung

Unser Hund braucht sein tägliches Futter. Und wir brauchen einen Hund, der auf den Abruf hört. ... Warum kombinieren wir also nicht beides und machen daraus ein Spiel mit dem äußerst positiven Seiteneffekt, dass wir schon bald einen Hund haben, der hört, wenn wir ihn rufen?!

Das geht so einfach, dass du es JEDERZEIT üben und beliebig oft wiederholen kannst. Und obendrein macht es euch beiden auch noch Spaß.

Praxis-Tipp Dieses Futter-Abruf-Spiel ist super-einfach, praktisch frei von möglichen Fehlern und kann jederzeit beliebig oft genutzt werden. Obendrein zeigt es sehr schnell großartige Erfolge, was dich UND deinen Hund motivieren hilft.

Schritt-für-Schritt: Das Futter-Abruf-Spiel

Dieses "Arbeiten-fürs-Futter-und-Abruf-Training"-Spiel ist super-einfach, man kann nur sehr wenig falsch machen, ... und obendrein hat es gleich mehrere Vorteile für uns:

  • Wer das Futter kontrolliert, hat Macht

    Futter ist eine extrem starke Ressource für unseren Hund. Aus seiner Sicht gilt: "Wer das Futter kontrolliert, besitzt Macht!" Das brauchst du nicht extra zeigen. Er weiß das ganz instinktiv.

  • Der Hund arbeitet für das Futter

    Dein Hund WILL arbeiten. Und mit diesem Futter-Abruf-Spiel gibst du ihm auf spielerische Art Arbeit, die für alle Beteiligten positiv ist. Anstatt sich also am All-Inclusive-Buffett gelangweilt den Bauch vollzuschlagen und anschließend auf dumme Ideen zu kommen, DARF dein Hund jetzt für sein Futter arbeiten. Schaue ihn dir bei dieser Arbeit an! Sobald er begriffen hat, wie es funktioniert, wirst du erleben, wie er aufblüht und gar nicht genug arbeiten kann. Ganz freiwillig. Und mit wachsender Begeisterung. Was will man mehr verlangen? Was kann man mehr verlangen?

  • Abruf bedeutet nicht zwingend Anleinen

    Dadurch, dass wir unseren Hund einfach so zwischendurch mal abrufen, weiß er nie, was jetzt als nächstes passiert. Es könnte leckeres Futter geben. Es könnte sein, dass er einfach nur mal zwischendurch gelobt wird. Oder es könnte sein, dass er angeleint wird. Er hat also eine sehr viel größere Motivation, auf den Abruf zu hören.

  • Der Abruf schont Zeit und Nerven

    Da unser Hund von heute an motivierter ist, auf unseren Abruf zu hören - immerhin hat er großen Appetit und weiß, wo er Futter bekommen kann -; bedeutet das für uns: Der Abruf wird immer zuverlässiger, je häufiger wir dieses Spiel spielen. Eine Win-Win-Situation, sozusagen...

Wir geben unserem Hund also praktisch alles, was er für ein gutes Hundeleben braucht: Arbeit, Futter & gemeinsames(!) Spiel. Sei versichert: Dein Hund wird es lieben. Und du wirst es lieben, dass dein Hund immer besser und besser auf den Abruf hört.

Zur Vorbereitung braucht es ein kleines bisschen Planung.

  • Unser Hund bekommt heute nur maximal 1/3 seiner Tages-Ration im Napf
  • Den gesamten Rest packen wir ein und nehmen ihn zum Spaziergang mit

Praxis-Tipp Einfach das Futter in eine kleine Plastiktüte abfüllen. Verschließen. (Es gibt Haushaltsclips dafür) In die Tasche stecken.

Praxis-Tipp Feuchtfutter ist ekelig? Portioniere es, indem du es in kleinere Plastikbeutel oder in medizinische Haushaltshandschuhe abfüllst. Dann kannst du deinem Hund jedes Mal eine kleine Portion geben.

Praxis-Tipp Füttern DIREKT AUS DER HAND stärkt die Bindung zu deinem Hund enorm. Doch mit Futter wird nicht gespielt! Gib es ihm; und halte dabei still, bis er aufgegessen hat.

Nun lässt du deinen Hund sicherlich irgendwann und irgendwo auch mal von der Leine. Und irgendwann wirst du ihn auch abrufen. Doch dieses Mal ändern wir das Ergebnis des erfolgreichen Abrufs.

  • Du rufst deinen Hund wie gewöhnlich ab.
  • Du freust dich wie gewöhnlich, sobald er bei dir angekommen ist.

Doch anstatt es bei Freude, warmen Worten und ein paar Streicheleinheiten zu belassen, gibst du deinem Hund eine kleine Portion von seinem Rest-Futter. Eine kleine Hand voll reicht völlig aus. Er wird ja heute noch öfter abgerufen. Und er soll fast jedes Mal ein bisschen Futter bekommen.

Anstatt nun aber den Hund anzuleinen ... lässt du ihn wieder laufen, sobald er seine Portion vertilgt hat.

Schicke ihn kurz ins "Sitz!". Warte, bis der Hund wirklich entspannt sitzt. (Du merkst es daran, dass dein Hund nach etwa 30 Sekunden bis 1 Minute im Sitzen merklich(!) und deutlich sichtbar die Muskeln entspannt.) ... Und dann schicke ihn unvermittelt wieder los zum Spielen: "Lauf!"

Bei den ersten Malen wird er es gar nicht fassen können, dass der Abruf keine Strafe für ihn sein soll. Doch schon sehr bald wird er wieder freudig lossprinten und in einer Staubwolke verschwinden.

Nachdem du deinen Hund freigegeben hast, lässt du ihn ein paar Minuten in Ruhe. Er soll sich in sein Spiel vertiefen.

Irgendwann rufst du ihn dann erneut ab: "Jean-Claude! ... (Kurze Pause) ... Komm her!" Und wie immer freust du dich, dass der Hund kommt. Und wie immer freust du dich noch mehr, sobald der Hund da ist. Abermals gibt es dann eine kleine Portion seiner Tages-Ration.

Und anschließend dasselbe Procedere: "Sitz!" ... Warten, bis der Hund entspannt. ... "Lauf!"

Dieses Spiel wiederholst du im Verlauf des Spaziergangs immer wieder völlig zufällig und willkürlich! Vermeide dabei jegliche Vorhersagbarkeit; etwa indem du deinen Hund jedes Mal genau drei Mal abrufst und wieder laufen lässt; und jedes Mal beim vierten Mal anleinst, oder so. Mache es wirklich völlig zufällig: Mal rufst du ihn drei Mal ab, mal fünf Mal und manchmal auch nur einmal.

Es gibt keinerlei andere Regeln. Du kannst es also beliebig oft machen und beliebig lange ausdehnen oder abkürzen.

Bei irgendeinem (zufällig ausgewählten!) Abruf schickst du deinen Hund zum Abschluss wie immer ins "Sitz!". Und du wartest wieder, bis der Hund sich völlig entspannt hat.

Doch dieses Mal schickst du ihn nicht wieder los, sondern leinst ihn an. Danach bleibt der Hund mindestens 5 Minuten an der Leine, während ihr euren Spaziergang fortsetzt.

Anschließend schickst du ihn - wie für gutes Ableinen erforderlich - zuerst wieder ins "Sitz!", wartest, bis er ruhig sitzt, leinst ihn ab und schickst ihn mit "Lauf!" zum Spielen davon. ... die nächste Abruf-Trainings-Runde kann beginnen.

Tipps, Hinweise, Fehler & Lösungen

Futter ist für Hunde eine extrem starke Ressource. Damit verstehen sie keinen Spaß. Deshalb gilt ultimativ: Mit Futter wird NIEMALS gespielt!

Wenn du ihm das Futter in der Hand hinhältst, dann halte still, bis er es völlig aufgefressen hat. Oft stellt der Hund sicher, dass er nichts übersehen hat, indem er die Hand noch einmal untersucht oder ableckt. Lasse es zu. Warte, bis er wirklich fertig ist und dir das auch anzeigt, indem er das Interesse für die Hand verliert.

Futter ist KEIN SPIELZEUG! Wir nehmen unserem Hund niemals Futter weg, das wir ihm einmal gegeben haben. Entweder er bekommt es. Oder er bekommt es nicht. Doch NIEMALS nehmen wir es ihm zwischendurch weg. Das gilt auch für die Hand-Fütterung!

Praxis-Tipp Halte deinem Hund das Futter in der flachen Hand hin. Halte still und bedränge deinen Hund nicht, während er frisst. Nicht streicheln, nicht einmal anfassen. Einfach nur stillhalten und warten, bis er fertig ist. Auf diese Weise stärkst du sein Vertrauen deutlich stärker, schneller und nachhaltiger, als wenn du hier noch irgendwelche Psycho-Verhaltens-Tricks probierst.

Oh, es geht selbstverständlich beides: Futter und/oder Leckerchen. Auch zwischendurch abwechselnd, wenn du möchtest. Hier geht es lediglich darum zu zeigen, dass dein Hund sogar für sein ganz normales - sonst gelangweilt am All-Inclusive-Buffett heruntergeschlungenes - Futter ARBEITEN WILL und kann.

  • Wir machen also die ganz normale Fütterung spannender.
  • Und wir nutzen die Tatsache, dass ein hungriger Hund sehr viel bereitwilliger mitarbeitet, schamlos aus, um das Abruf-Training zu verbessern.

Praxis-Tipp Wenn du das "normale Futter" einsetzt, arbeitet sogar ein sonst sehr dickköpfiger Hund sehr viel freiwilliger mit. Sollte er das nicht gleich am ersten Tag machen: Gib nicht auf! Wiederhole es an aufeinanderfolgenden Tagen! Du wirst erleben, wie es jeden Tag besser funktioniert.

Das liegt völlig in deinem freien Ermessen. Eine Portion kann so klein, wie ein Leckerchen sein. Sie kann aber auch eine ganze Hand voll sein. Das gilt für größere wie kleinere Hunde gleichermaßen. Denn hier geht es einzig darum, dass der Hund für sein Futter arbeitet. Ihm macht's großen Spaß; selbst wenn er nur sehr wenig - oder sogar mal gar nichts - pro Arbeitseinsatz bekommt.

Praxis-Tipp Sobald der Hund die Spielregeln gut kennt, sollte er nicht bei jedem Abruf Futter erhalten. Rufe ihn ab, lobe ihn BEIM Kommen, lobe ihn FÜRS Kommen, schicke ihn ins "Sitz!", warte, bis er entspannt ist, ... und dann schicke ihn wieder los.

Praxis-Tipp Dein Hund soll sich gar nicht daran gewöhnen, dass es JEDES Mal Futter gibt. Vielmehr soll er nie so genau wissen, was gleich passiert. So behältst du die Kontrolle; und dein Hund kommt gar nicht auf die Idee, enttäuscht abzuziehen oder gar in einiger Entfernung zu warten, bis du ihn die letzten Meter mit Futter oder Leckerchen heranlockst.

Dieser Futter-Abruf ist ein kombiniertes "Fürs-Futter-arbeiten-und-Abruf-Training"-Spiel. Du kannst es JEDEN TAG machen, wenn du willst. Und du kannst es auch 20 Mal an einem Tag machen, wenn du magst.

Doch mache es wenigstens zwei, drei Mal im Monat. Ganz besonders, wenn dein Hund beim Abruf nicht sicher ist. Es ist ein ausgesprochen nützliches Spiel, das dir sehr leicht und sehr effizient hilft, deine Bindung zum Hund zu stärken.

Nein. Im Gegenteil: Er sollte im Laufe der Zeit völlig zufällig mal Futter bekommen und mal nur verbales Lob fürs Kommen nach dem Abruf. Auf diese Weise weiß er nie, was auf ihn wartet, wenn du ihn abrufst. Und deshalb wird er sehr viel eher geneigt sein, deinem Ruf zu folgen. Schließlich könnte es ja sein, es gibt etwas Tolles...

Ja. Dein Hund frisst auch Scheiße. Und er steckt seine Nase tief in irgendwelche Erdlöcher. Und er schlabbert auch Wasser aus Pfützen. Warum sollte er sein Futter nicht von der Erde fressen?

"Sauberer Dreck" macht deinem Hund überhaupt nichts aus. Allerdings solltest du schon ein bisschen darauf achten, dass das Futter nicht auf irgendwelchem Müll, unverdaulichen Kleinteilen (Kienäpfel, etc.) oder in irgendwelchem Zivilisationsdreck (Öl, etc.) liegt, wenn du es ihm hinwirfst.

Praxis-Tipp Ein großes Blatt als "Teller", ein herumliegender Baumstamm als Unterlage, ja, selbst "einfach ins Gras geworfen" reicht völlig aus.

Praxis-Tipp Trotzdem ist die Hand-Fütterung das Sahnehäubchen dominanter Fütterung. Wenn dich das Futter ekelt, dann nimm dir Gartenhandschuhe mit! Achte nur darauf, dass sie keinen chemischen Gestank ausdünsten. Ggf. kannst du auch ganz einfach diese medizinischen Einweg-Haushaltshandschuhe nutzen. Die sind absolut sauber. Und mit ein bisschen vorsichter Nutzung kannst du sie zumindest den ganzen Spaziergang über nutzen, so dass du mit einer 50er Packung fast vier Monate reichst (du brauchst ja immer nur einen Handschuh).

Ja. Dein Hund ist ein Karnivore, ein Fleischfresser, ein Jäger. Und als solcher steckt er sogar mehrere Tage am Stück ohne Futter weg. Er findet es nicht gut. Wie niemand sowas gut findet. Aber wenn es bei "maximal ein Tag, dann wieder satt" bleibt, gibt es KEINERLEI medizinische Bedenken.

Wasser MUSS für den Hund eine UNBEGRENZTE Ressource sein! Wenn wir das Futter beschränken, ist es umso wichtiger, dass der Hund jederzeit so viel Wasser trinken kann, wie er will. Stelle ggf. einen kleinen Eimer mit Wasser hin. Und achte darauf, dass er jederzeit freien Zugang zum Wasser hat.

Wir setzen hier voraus, dass dein Hund gesund ist. Sollte er irgendwelche Krankheiten haben (Diabetes, etc.), stimme das mit deinem Tierarzt ab! Ggf. rät der dir zu anderen Möglichkeiten der Zwischenfütterung.