»Komm her!« - Die wichtigsten Fehler & Lösungen

In diesem Abschnitt schauen wir uns einige der wichtigsten Fehler beim Abruf des Hundes an.

Manchmal sind die Fehler so offensichtlich, dass man sich direkt vor die Stirn schlägt und ausruft: » Mensch! Das wusste ich selbst!« Und manchmal muss man ein bisschen mehr wie ein Hund denken, bevor sich die Lösung offenbart.

Aber IMMER gibt es eine Lösung für das Problem. Auch, wenn das bedeutet, dass man in der Situation erst mal Stress hat, weil man es versäumt hat, dem Hund eine gute Erziehung angedeihen zu lassen...

Natürlich nur "bisher versäumt", denn ab heute wird alles besser. Und das folgende Bild gehört FÜR IMMER der Vergangenheit an:

Fehler 1: Der falsche Zeitpunkt

Der Hauptfehler, also der wirklich allerhäufigste Fehler, beim Abrufen des Hundes ist schlicht und einfach der falsche Zeitpunkt.

Wenn du deinen Hund rufst, während er gerade die Nase tief in der Erde hat, gemeinsam mit einem anderen Hund um die Wette läuft oder - im schlechtesten Fall - längst in den "Jagdmodus" umgeschaltet hat, ist dein Abruf praktisch schon zum Scheitern verurteilt, bevor du überhaupt gerufen hast.

Warte daher, bis dein Hund dich anschaut. Und sei es auch nur für den Bruchteil einer Sekunde.

Vorausgesetzt, ihr habt wenigstens eine minimale soziale Bindung zueinander, wird dein Hund von Zeit zu Zeit immer mal wieder zu dir herüberschauen. Manchmal dauert das 2, 3 oder auch 5 Minuten. Manchmal schaut er innerhalb von einer Minute mehrfach zu dir herüber. Aber IMMER wird sich dein Hund wenigstens ab und zu versichern, dass du noch da bist.

Nutze genau diesen Augenblick! Er schaut dich an? Dann rufe ihn JETZT zu dir: »Hasso! Komm her!« Genau JETZT. Und GENAU EIN EINZIGES MAL.

Den richtigen Zeitpunkt verpasst? Dann warte auf den nächsten! Es macht keinen Sinn, ein Kommando einzufordern, solange du nicht die Aufmerksamkeit deines Hundes hast.

Fehler 2: Wiederholtes Rufen

Dein Hund hört nicht beim ersten Abrufen? Also rufst und rufst und rufst du immer und immer und immer wieder:

»Komm her! ... Komm her! ... Hasso, komm her! ... Hierher! ... Komm hierher! ... Hasso! Hier! ... Komm, Hasso! ... Hasso, komm doch endlich! ... Hasssssooooo! ... Hiiiiiierheeeeeer! ... Kommst du endlich her?!«

Doch dein Hund ist nicht taub, auch, wenn es im Augenblick den Anschein haben mag. Er hat dich schon beim ersten Mal gehört, wenn du einen guten Zeitpunkt für den Abruf abgepasst hast. Wenn er nicht kommt, dann WILL ER EINFACH NICHT KOMMEN.

Wiederholtes Rufen, ganz besonders, wenn du ihn in schneller Abfolge rufst, bedeutet für deinen Hund vor allem eines: »Es wird unangenehm!«

Also wird dein Hund mit jeder Wiederholung des Abrufs nur noch mehr motiviert, NICHT ZU DIR ZU KOMMEN.

Auch hier gilt: Warte bis dein Hund dich anschaut. Und sei es auch nur für den Bruchteil einer Sekunde.

Dann rufe ihn! GENAU EIN EINZIGES MAL! Kommt er nicht, warte einige Zeit ab und rufe ihn erneut, sobald er dich das nächste Mal anschaut.

Denke daran: Dein Hund muss ein schönes Spiel gegen "Zu-dir-Kommen" eintauschen. Das macht er nicht unbedingt gern. Deshalb solltest du ihm den Abruf so angenehm wie möglich machen, damit es ein "guter Tausch" wird.

Wenn dein Hund nicht beim ersten Abruf zu dir kommt, solltest du an eurer gemeinsamen Bindung arbeiten! Wie das geht, erfährst du unter anderem hier: »Komm her!« - Der Lebensretter für kritische Situationen

Fehler 3: Ungeduld oder gar Ärger in der Stimme oder der Körpersprache

Der Hund will einfach nicht hören. Du wirst erst ungeduldig, dann ärgerlich und tobst am Ende sogar wütend herum: »Wann kommt das Mistvieh endlich? Wie oft muss ich denn noch rufen? Na dem werde ich was erzählen, wenn er da ist!«

Aber welchen guten Grund sollte der Hund jetzt haben, zu dir zu kommen? Hier hat er das schöne Spiel; dort wartet der Ärger mit dicker Halsschlagader auf ihn.

Aus der Sicht des Hundes ist in solchen Situationen die beste Strategie: Abwarten! Schön weit wegbleiben und warten, bis er/sie sich wieder beruhigt hat.

Hunde kennen das Konzept des "Nachtragens" nicht. Für sie gilt: »Wir haben ein Problem? Dann klären wir es JETZT. SOFORT. AUF DER STELLE.« Schon eine einzige Minute später ist das Problem "ungültig" und vergessen. Es existiert nicht mehr. Und es gibt auch keinen Ärger mehr deswegen.

Also ist es für ihn völlig logisch, in der Entfernung abzuwarten, bis du dich wieder beruhigt hast. Dann - und ERST DANN - kommt er auch wieder zu dir.

Logischerweise liegt die Lösung in einer besseren Reaktion auf das Problem:

Dein Hund soll GERN zu dir kommen. Also rufe ihn mit freundlicher Stimme und mit offener Körpersprache. Mache ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann und das er gern und freiwillig gegen das tolle Spiel mit den anderen Hunden eintauscht, wenn er nun zu dir kommt!

Fehler 4: Hinterherlaufen und "Einfangen"

Ganz ehrlich? Das ist nun wirklich das Dümmste, was du in dieser Situation tun kannst! Und das nicht nur, weil "Einfangen" irgendwie sinnlos ist, denn dein Hund kann sehr viel schneller als du laufen.

Du rennst deinem Hund verärgert oder gar wütend hinterher? Dann wird dein Hund instinktiv vor dir ausweichen. Für ihn ist "In der Entfernung abwarten, bis du dich wieder beruhigt hast." die natürliche Strategie. Also wird er ihr instinktiv folgen.

Im "besten" Fall unterwirft er sich deiner unechten Dominanz. Und das wäre ein schwerer Rückschlag für eure gemeinsame soziale Bindung.

Mehr noch: Du verstärkst das Problem für die Zukunft!

Damit kannst du ihn also vielleicht DIESES MAL einfangen. Doch du bezahlst dafür. Denn es wird jedes Mal schwerer und schwerer, deinen Hund dazu zu bringen, zu dir zu kommen.

Anstatt deinem Hund hinterherzulaufen, mache dich attraktiv! Hole den großen Futterbeutel oder das Lieblingsspielzeug heraus und winke damit. Sei freundlich! Locke deinen Hund! Und achte ganz besonders auf deine Stimme und deine Körpersprache!

Fehler 5: Bestrafen statt Loben

Du hast deinen Hund schon eine ganze Weile immer und immer wieder gerufen? Dabei hat sich eine Menge Frust und Ärger in dir aufgestaut, weil die Töle einfach nicht hören wollte.

Aber irgendwann entschließt sich dein Hund, doch zu dir zu kommen.

Und was machst du? Du "ziehst ihm die Ohren lang". Du hältst ihm eine Standpauke, was für ein mieses Schauspiel das eben war, und dass er das nie wieder machen soll.

Oder noch schlimmer: Du wirst ruppig und leinst deinen Hund mit heftigen Bewegungen und verärgertem Herumgezerre an ihm an.

Damit machst du deinem Hund nur eines klar:

»Okay, ich habe das schöne Spiel und den Spaß aufgegeben ... nur, um mich jetzt anpflaumen und herumschubsen zu lassen? Na warte, Freundchen! Beim nächsten Mal bin ich noch länger taub. Ärger bekomme ich ja so oder so. Also kann ich auch ein bisschen länger Spaß haben.«

Du erreichst also das exakte Gegenteil dessen, was du dir erhoffst. Außer, dass du völlig sinnloserweise deinen Frust über dein eigenes Versagen (Ja, es ist DEINE SCHULD, wenn der Hund nicht kommt; nicht seine!) am Hund abreagierst, erreichst du nur, dass der Hund beim nächsten Mal noch schwerhöriger wird.

So sehr es dich vielleicht anfressen mag, dass der Hund mal wieder so lange brauchte: Schlucke deinen Frust runter! Lasse den Hund NICHTS davon spüren!

Im Gegenteil: Zeige ihm, wie sehr du dich freust, dass er da ist. Ganz egal, wie oft du ihn dafür rufen musstest: Verhalte dich so, als wäre er direkt beim ersten Abruf zu dir gekommen! Beweise ihm, dass er einen guten Deal macht, wenn er seinen Spaß dort hinten aufgibt, um zu dir zu traben!

Fehler 6: Zu großer Abstand

Hierbei handelt es sich nicht um einen Verhaltens-Fehler, sondern um einen Vermeidungs-Fehler. Anstatt IN DER SITUATION hilflos dazustehen, kannst du schon VON VORNHEREIN versuchen, die schwierige Situation zu vermeiden.

Der Abruf (»Komm her!«) ist die Hohe Schule der 7 Grundkommandos. Grundsätzlich gilt dabei: Mit jedem Meter, den der Hund sich von dir entfernt, verlierst du vollautomatisch an Autorität. Das gilt auch für den aller-liebsten und aller-wohlerzogensten Hund. Was bei 10 Metern Entfernung noch super funktioniert; muss bei 20 oder noch mehr Metern überhaupt nicht mehr funktionieren.

Deshalb lasse deinen Hund NIE weiter weg, als du ihn tatsächlich halbwegs sicher "fernsteuern" kannst. Im Regelfall ist das ein Umkreis von ca. 10-20 Metern. Je fester aber eure soziale Bindung ist, desto weiter kannst du ihn weglassen.

Was bedeutet das? Läuft der Hund allzu weit weg, wird er - noch INNERHALB der "sicheren Distanz" - abgerufen. Kommt er, wird er direkt mit warmen Worten und Leckerlie oder einem kurzen Spiel belohnt. Anschließend wird er aktiv wieder weggeschickt (»Lauf!«, oder so.)

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