Die Hausordnung

Jedes Rudel hat eine Hausordnung. Auch dein "menschliches Rudel". Abwasch, Müll, Ruhe, ... es gibt einen ganzen Sack voll Regeln, die für die Familie gelten, um das Zusammenleben zu organisieren.

Der wiederholte Bruch der familiären Regeln führt immer zu Unordnung, Chaos, Ärger, Frust ... und letztlich zu Streit. Deshalb ist eine Hausordnung nicht nur sinnvoll, sondern sie vermeidet auch Streit zwischen den Mitgliedern der Familie.

Auch für ein gutes und gesundes Zusammenleben mit einem Hund sollten wir eine Hausordnung für alle Rudelmitglieder aufstellen.

Sei konsequent! Hunde wünschen sich klare Regeln, die sie konsequent befolgen können. Ausnahmen oder Nachlässigkeiten betrachten sie nicht als "besonderes Lob", sondern als irritierende Führungs-Schwäche.

Nun können wir natürlich nicht in jedem Detail eure Hausordnung festlegen. Vielleicht magst du es, wenn dein Hund auf dem Sofa oder im Bett pennt. Vielleicht ist das nicht das, was dir vorschwebt. Das - und all die vielen anderen Details der Hausordung - musst du allein mit dir und deiner Familie ausmachen. Wir können aber über ein paar wichtige Inhalte sprechen, die in jede Hausordnung gehören.

Die Rangordnung

In einem gesunden Rudel kann es zahlreiche Rudelführer geben. Hunde brauchen keine Fixierung auf einen Rudelführer. Sie ordnen sich auch ganz freiwillig 5, 6 oder noch mehr Anführern unter.

Für dich bedeutet das: Jeder Mensch im Rudel hat einen höheren Rang als der Hund. Jeder. Auch deine Kinder. Auch Kleinkinder.

Widme dich den Problemen mit dem Respekt deines Hundes stets so frühzeitig wie möglich. Dann ist es für euch alle weniger stressig.

Rangordnung Hunde brauchen keinen "hohen Rang", um sich wohl zu fühlen. Sie kommen auch mit dem "niedrigsten Rang" wunderbar klar. Was sie aber immer wollen, ist ein Anführer, der weiß, was zu tun ist.

Das Führungs-Recht

Richtung und Geschwindigkeit werden immer - ausnahmslos(!) - vom Anführer im Rudel vorgegeben. Alle anderen Mitglieder des Rudels akzeptieren das ohne Widerstand.

Für dich bedeutet das: Übernimmt dein Hund die Führung (zieht an der Leine, widersetzt sich bei den Regeln der Hausordnung, etc.), dann spricht er dir das Recht auf Führung des Rudels ab.

Der Rudelführer führt! Wenn dein Hund das nicht akzeptiert, dann spricht er dir das Recht auf Führung ab.

Das Entscheidungs-Recht

Für Hunde bedeutet jede unbekannte oder scheinbar bedrohliche Situation zunächst einmal: "Gefahr! Man will meinem Rudel ans Leder!"

Treten neue Situationen ein, auf die - aus der Sicht des Hundes - reagiert werden muss, übernimmt der Rudelführer die Koordination: Flucht? Oder Kampf? Zwischen diesen beiden Optionen wählt ein Hund instinktiv in den meisten Situationen.

Beide Entscheidungen des Hundes sind in unserer menschlichen Welt aber oft nicht sinnvoll. Deshalb sollte führen und entscheiden, wer sich am besten in unserer menschlichen Welt mit ihren menschlichen Regeln auskennt.

Für dich bedeutet das: Reagierst du nicht, nicht rechtzeitig oder nicht ausreichend auf eine Situation, von der der Hund glaubt, dass reagiert werden muss; ... übernimmt er den Job.

Für deinen Hund ist der "Schutz des Rudels" eine instinktive Aufgabe, der er sich nicht entziehen kann. Er kann die Aufgabe nur an seinen Rudelführer delegieren, damit der für ihn reagiert und das Rudel schützt.

Führen, wenn es notwendig wird Beobachte ständig die Umgebung, ob eine Situation eintreten kann, die dein Hund als "reagierens-wert" betrachtet. Dann übernimm SOFORT die Führung und koordiniere dein Rudel.

Geduld, das wird schon! Das klingt anstrengend, doch mit der Zeit gewöhnst du dich ganz automatisch daran. Beobachte einfach deinen Hund. Dann merkst du schnell, was ihn aufregt und was ihn cool bleiben lässt.

Das Vortritts-Recht

In einem gesunden Rudel haben die Alpha-Tiere IMMER das ultimative Vortrittsrecht. Alle Mitglieder des Rudels machen den Alpha-Tieren freiwillig Platz, so dass diese ungestört weitergehen können.

Für dich bedeutet das: Der Hund hat auszuweichen, wenn ich irgendwo entlang gehe. Für ihn ist das völlig okay. Es entspricht seinen Instinkten. Und du solltest es dir zur zweiten Natur werden lassen, niemals über deinen Hund hinwegsteigen zu wollen, um auf ihn Rücksicht zu nehmen, oder so.

Ignoriert er deinen Anspruch oder zögert er beim Platz-Machen, diskutiert er respektlos mit dir. Das bedeutet noch nicht, dass er gleich die Weltherrschaft will. Aber es ist respektlos und unnötig.

Der Klügere gibt nicht nach Wir steigen NIEMALS über den Hund. Und wir weichen NIEMALS vor dem Hund aus. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Der Hund hat Platz zu machen. Punkt.

Woran merke ich es? Dein Hund sollte dir Platz machen, BEVOR du ihn berührst. Macht er das nicht, diskutiert er schon mit dir darüber (oder hat dich vielleicht übersehen).

Problem-Lösung Macht der Hund keinen Platz, schieben wir ihn sanft aber nachdrücklich beiseite, beanspruchen den Platz, auf dem er gerade stand oder lag, einige Sekunden lang und gehen dann - ohne den Hund zu beachten - ganz normal weiter.

Das Platz-Recht

In einem gesunden Rudel haben die Alpha-Tiere IMMER das ultimative Platzrecht. Wo immer sie sich hinsetzen oder hinlegen wollen, machen sie das einfach. Alle anderen Rudelmitglieder weichen dann aus und suchen sich ggf. einen anderen Platz.

Für dich bedeutet das: Auch das solltest du immer wieder mit deinem Hund üben: Beanspruche den Platz, auf dem er gerade sitzt oder liegt. Das gilt ganz besonders, wenn der Hund auf Couch oder Sessel liegen darf.

Ignoriert er deinen Anspruch oder zögert er beim Platz-Machen, diskutiert er bereits mit dir.

Problem-Lösung Macht der Hund keinen Platz, schieben wir ihn sanft aber nachdrücklich beiseite, und beanspruchen den Platz für uns selbst. Das machen wir so oft, bis der Hund beginnt, freiwillig den Platz zu räumen.

Das Gewinn-Recht

In einem gesunden Rudel haben die Alpha-Tiere IMMER Vorrecht. Das gilt auch für Spiele, die für Hunde letztlich nichts anderes als "Übungen für den Ernstfall" sind.

Für dich bedeutet das: Insbesondere Spiele, die am Ende einen Gewinner produzieren, und in denen es um Ressourcen geht, solltest du häufiger als dein Hund gewinnen.

Ein Zerrspiel (Ja, das ist aus der Sicht deines Hundes instinktiv ein Beute-Training!) sollte IMMER damit enden, dass der Hund den Gegenstand freiwillig(!) - ggf. nach Kommando - an dich abgibt und nicht mehr darüber diskutiert.

Natürlich wird er gelegentlich diskutieren. Das ist sein gutes Recht. Doch je konsequenter du diese Regel durchziehst, desto seltener und kürzer werden die Diskussionen und dein Hund kommt nicht mehr auf die Idee, irgendetwas "vor dir in Sicherheit zu bringen" oder "Fang mich doch!" mit dir zu spielen.

Problem-Lösung Hier helfen nur Konsequenz und Geduld. Der Hund muss lernen, dass Diskussionen nichts nutzen. Er wird es mit der Zeit lernen. Je konsequenter du es durchziehst, desto schneller geht es.

Natürlich kann, darf und soll auch der Hund mal gewinnen! Spiele, die immer damit enden, dass nur einer gewinnt, sind langweilig. Auch für Hunde. Dein Hund kann, darf und soll durchaus auch gewinnen. Doch das Ende des Spiels sollte ausnahmslos zu deinen Gunsten ausgehen. NIEMALS sollte ein Spiel damit enden, dass du aufgeben musst, weil der Hund mit dem Spielzeug türmt.

Das Pflege-Recht

Jedes Alpha-Tier darf rangniedrigere Tiere im Rudel belästigen. Rangniedrigere Tiere müssen das ertragen.

Für dich bedeutet das: Du hast das ultimative Recht, deinen Hund zu bürsten, ihm die Ohren zu säubern und den Fang (= das Maul) zu öffnen.

Übe das häufig, denn es kann für deinen Hund wichtig werden. (Tierarzt, Fellpflege, Parasitenentfernung, Pfotenkontrolle wegen Splittern, etc.)

Üben, Üben, Üben! Übe regelmäßig mit deinem Hund. Öffne ihm das Maul mit der Hand. Nimm hin und wieder eine Bürste und streiche damit über seinen gesamten Körper; auch, wenn du ihn normalerweise gar nicht bürsten musst oder willst. Mache hin und wieder eine "Pfoten-Kontrolle".

Das ist wichtig! Und du wirst uns dafür danken, wenn du das erste Mal zum Tierarzt musst. ;) Denn ein desensibilisierter Hund ist für den Tierarzt leichter zu versorgen, als ein Hund, der es nicht gewohnt ist, "überall angegrabbelt" zu werden.

Einhaltung der Regeln!

Aus der Sicht eines Hundes sind "Ausnahmen" nichts anderes als verwirrend: "Darf ich nun? Oder darf ich nicht?" Und schlimmer noch: Zu viele Ausnahmen machen dich logischerweise inkonsequent. Das wiederum sehen insbesondere charakterstarke (also weniger unterwürfige) Hunde als Führungsschwäche. Ganz egal, wie gut du es vielleicht meinst.

Er braucht klare, feste, immer gültige Regeln.

Wirst du bei der Einhaltung der Regeln nachlässig, sieht er darin instinktiv Unfähigkeit des Rudelführers. Und der gleiche Instinkt sagt ihm, dass du damit die Sicherheit des Rudels gefährdest. Also übernimmt er den Job, um das Rudel zu schützen. 

Nicht in boshafter Absicht, sondern ganz instinktiv.

Für dich bedeutet das: Er kann nicht anders. Er braucht diese klaren und eindeutigen - immer geltenden - Regeln. Und wenn du sie nicht durchsetzt, sieht er nur eine Führungsschwäche. Um das Rudel zu schützen, sagt ihm seine Natur deshalb, dass er beginnen muss, die Anführerschaft zu übernehmen.

Keine Ausnahmen! Ausnahmen von der Hausordnung werden nur gemacht, wenn wirklich ganz sicher ist, dass der Hund sich freiwillig an die Hausordnung hält. NUR DANN. NIEMALS SONST.

Du überforderst deinen Hund! Hunde, die nicht ausgesprochen dominant sind, fühlen sich mit der Führung des Rudels IMMER ÜBERFORDERT. Es ist für sie hochgradiger Dauer-Stress, der sich in immer heftigeren Reaktionen gegen die Rudelmitglieder entlädt.