Der tägliche Spaziergang

Obwohl wir Hunde "Haus-Tiere" nennen, sind sie doch eigentlich "Natur-Tiere". Als Wölfe sind sie jeden Tag viele, viele Kilometer gewandert. Oft waren es 30km und mehr an einem einzigen Tag. Und obwohl Hunde seit rund 15.000 Jahren domestiziert sind: Das hat man ihnen einfach nicht wegzüchten können. Sie brauchen das "tägliche Wandern" für ihr Wohlbefinden. Ihr Instinkt verlangt es von ihnen.

  • Mindestens 30 Minuten pro Spaziergang
  • Besser 1-2 Stunden pro Spaziergang
  • Wenn Zeit ist, gern auch 3-4 Stunden pro Spaziergang
  • Mindestens 2 Mal am Tag (Morgens und Abends)
  • Besser 3-4 Mal am Tag

Bei Spaziergängen kennen Hunde kein "zu viel". Lediglich Welpen, ganz kleine, kranke oder alte Hunde brauchen weniger Auslauf. Aber ansonsten dürfen es gern - je nach Rasse - bis zu 10, 20km jeden Tag sein.

Faustregel für junge Hunde: Pro Lebensmonat ca. 5 Minuten; kleinere Rassen 1-2 Minuten weniger; größere Rassen 1-2 Minuten mehr.

Der richtige Spaziergang

Vorbereitung

Jeder Spaziergang beginnt mit der Vorbereitung darauf. Wir holen die Leine, der Hund hopst aufgeregt um uns herum und freut sich ein zweites Loch in den Hintern: » Wir gehen raus! Endlich!«

Doch genau das wollen wir nicht! Wir wollen einen ruhigen, entspannten Hund beim Spaziergang haben. Deshalb bereiten wir uns gemeinsam ganz entspannt und ruhig darauf vor. Und wir bringen unseren Hund dazu, sich ebenfalls zu entspannen.

Wie? Ganz einfach: Unbeweglich und still stehen- oder sitzenbleiben. Hund nicht beachten und nicht anschauen, ganz egal, wie aufgeregt er ist. Schon nach wenigen Minuten wird er ruhiger werden. » Wie? Es passiert nix? Wir gehen nicht los? Dann lohnt sich die Aufregung ja gar nicht.«

Hat er sich erst mal beruhigt, können wir ihm Gurtzeug und Leine anlegen. Ganz langsam und entspannt. Ohne Quatschen. Ohne Worte. Kein Lob. Kein Tadel. ... und wenn er sich doch wieder aufregt, heißt es erneut: » Abwarten, bis er sich beruhigt hat.«, bevor wir losgehen.

Ruhe ist das Geheimnis eines entspannten Spaziergangs Entspannter, ruhiger Hund = beste Vorbereitung auf den Spaziergang; für den Leinenhalter UND für den Hund

Ignoranz Aufgeregter Hund? ... Dann ignoriere ihn! Tue so, als wäre er Luft. Bleibe still stehen oder sitzen. Schaue ihn nicht an. Rede nicht; schon gar nicht mit ihm.

Verlassen des Hauses bzw. Hofes

Die Leine ist am Hund befestigt. Es kann losgehen. Wir öffnen die Haustür und der Hund wetzt an uns vorbei und reißt uns das erste Mal fast um.

Kennst du das? Brauchst du nicht! ... Denn auch das wollen wir vermeiden. Schließlich soll der Hund mit uns spazierengehen; und nicht wir vom Hund ausgeführt werden.

Bringe den Hund ins »Sitz!« Öffne die Tür nur einen kleinen Spalt. Wenn dein Hund aufspringt, um an dir vorbeizuflitzen, schließt du die Tür wieder so weit, dass er nicht durchpasst. Das wiederholst du notfalls so oft, bis der Hund das Aufspringen sein lässt. Dann wird er das Drängeln schnell aufgeben. Du verlässt als erster das Haus. (Gleiches gilt am Hoftor! Auch hier hast du Vorrang.)

Impulskontrolle Es ist dein Vorrecht als Rudelführer, zuerst durch die Tür zu gehen. (s. Impulskontrolle Übung 4: »Warte!«)

Impulskontrolle: »Warte!« Setze den Hund an der Tür ab. Erst dann öffnest du die Tür. Springt er auf, schließt du sie wieder. Nur wenn er sitzenbleibt, geht's weiter.

Der falsche "Spaziergang" - wie er leider oft verläuft

Wir sind vom Hof. Und der Hund bleibt am erstbesten Baum, Busch oder sonstwas stehen. » Das ist sein gutes Recht!«, denken wir, » Deshalb gehen wir ja raus.« Doch das ist falsch. Wir gehen raus, weil der Hund "wandern" will und muss. Weil seine Instinkte das von ihm verlangen. Und natürlich, weil er "stubenrein" ist und draußen kacken soll. Doch das passiert nebenbei.

Dein Hund beschließt selbst, was als nächstes geschieht? Tja, dann übernimmt er den Spaziergang (und die Rudel-Führung), weil er dich für unfähig hält, selbst einen einfachen Spaziergang richtig und hunde-gerecht zu gestalten.

Warum er dann so zielsicher Büsche ansteuert, um daran zu schnüffeln? Weil er sich langweilt. Er ist nicht zum Rudelführer geboren. Er weiß nicht, was man jetzt machen könnte. Also macht er das, was du auch machst, wenn du dich langweilst: Er fängt an, »Zeitung zu lesen«.

Und so zieht er viele Leinenhalter von Busch zu Busch, hetzt hierhin und dorthin, ... irgendwann kackt er eeeeeendlich. Und der Leinenhalter ist froh und glücklich, endlich wieder nach Hause gehen zu können. Kurz gesagt: Ein Scheiß-Spaziergang. In des Wortes wahrstem Sinne. Der Hund ist unbefriedigt, und der Leinenhalter glaubt, seine Pflicht erfüllt zu haben, erntet aber einen unruhigen Hund. Und darüber wundert er sich dann: » Wieso das denn? Ich war doch draußen!«

Wer vorne geht, der führt Bei Hunden in Einzelhaltung ist es ganz einfach: » Wer vorne geht, der führt das Rudel an.« Wenn also dein Hund dich an der Leine irgendwo hin zieht, dann führt er das Rudel an und du darfst ihm folgen.

Spannende Spaziergänge verstärken die Bindung deines Hundes zu dir

Wie wäre es denn, wenn wir ab heute den Spieß umdrehen? Nicht unser Hund bestimmt, was wir machen ... und langweilt sich dabei zu Tode; sondern wir machen einen spannenden und unterhaltsamen Spaziergang daraus. Das ist nicht nur für den Hund lustiger und abwechslungsreicher. Das stärkt auch seine Bindung an uns und sein Vertrauen in unsere Fähigkeit als Rudelführer.

Wie geht's? Was muss man machen? Es gibt nur wenige Grundregeln, die du beachten solltest:

  • Als Rudelführer bestimmst du - und nur du - wann was getan wird.
  • Gestalte die Spaziergänge abwechslungsreich. Ersetze deinem Hund die "spannende Natur", die seine Gene und Instinkte erwarten.

Klingt schwierig? Ist es gar nicht. Es gibt Hunderte Spiele und Beschäftigungsmöglichkeiten. Auch die Grundkommandos kannst du immer wieder zwischendurch üben. All das macht es für deinen Hund spannend und abwechslungsreich. Und er dankt es dir, indem er dir - als Rudelführer - vertraut.

Gestalte den Spaziergang abwechslungsreich. Damit ersetzt du deinem Hund die fehlende Natur, denn auf den "wilden Wanderungen" seiner Vorfahren ist IMMER irgendwas passiert. Und seine Instinkte erwarten das bis heute.