Problem: Mein Hund bettelt

Die Situation kennen wir alle. Natürlich nicht von unserem Hund. Aber wir haben von einem gehört, der sowas macht: Wir sitzen am Frühstückstisch und lassen es uns schmecken. Unser Hund sitzt schmachtend daneben und guckt uns jeden einzelnen Bissen in den Mund. Der Sabber läuft literweise auf den Boden (oder auf unseren Schoß, wo er ihn sehnsuchtsvoll ablegt).

Das zieht er so lange und so intensiv durch, bis wir mehr oder weniger entnervt aufgeben und ihm ein Stück abgeben.

Woran erkenne ich, dass mein Hund bettelt?

Das offensichtlichste Zeichen ist: Dein Hund hat den Kopf auf deinem Schoß, schaut dir sehnsüchtig in die Augen ... und sabbert dir die ganze Hose und den Fußboden voll.

Ein Hund, der NICHT BETTELT, ist leicht daran zu erkennen, dass er sich für dich, dein Futter und den Esstisch nicht im Ansatz interessiert.

Doch schon, wenn dein Hund einige Meter entfernt von dir sitzt, dich unentwegt anstarrt, jede deiner Bewegungen aufmerksam verfolgt und dein Essen nicht aus den Augen lässt, bettelt er. Dann wartet er nur auf die geringste Bewegung oder das leiseste Wort, dass er als "Na los! Komm her! Bediene dich!" interpretieren kann.

Du willst es abstellen? Dann gib ihm nichts!

Hunde agieren - wie wir Menschen - erfolgsorientiert. Sie probieren, ob es klappt. Und wenn es klappt, probieren sie es immer wieder. Doch wenn es immer und immer wieder scheitert, dann geben sie irgendwann auf. Alles, was du also brauchst, ist Konsequenz. Gib ihm nichts. Beachte ihn nicht einmal. Und nichts meint wirklich GAR NICHTS. Auch keine Reste-Krümel, oder so.

Je nachdem, wie lange dein Hund mit seiner Bettel-Vorstellung bisher erfolgreich war, kann es einige Tage oder auch einige Wochen dauern. Aber irgendwann lernt auch der renitentste Hund, dass er keinen Erfolg mehr hat. Und dann gibt er auf. Der wichtigste Faktor hierbei ist wirklich die Konsequenz. Gibst du auch nur ein einziges Mal nach, fängst du wieder fast ganz vorne an. Deshalb bleibe hart; ganz egal, wie warm und liebevoll dein Hund bettelt. Und er WIRD zum Steinerweichen betteln. Denn wenn seine bisherige Strategie nicht mehr funktioniert, dann wird er alles mögliche ausprobieren, um wieder Erfolg zu haben. Dabei zieht er wirklich alle Register, die ihm einfallen.

Du willst ja, aber dir fällt es schwer?

Oh ja, Hundeaugen können wahnsinnig dramatisch schauen. Und gerade, wenn es um Futter geht, drehen Hunde ihre schauspielerischen Talente bis zum Anschlag auf. Da bekommst du die gesamte Palette von "Ich bin ein Welpe! Gib mir was ab!" über "Schau nur! Wenn du mir nicht sofort etwas abgibst, werde ich 2 Minuten verhungert sein." bis "Sieh nur, wie schwach ich schon bin. Mir ist vor Hunger schon ganz schwarz vor Augen. Gib mir was ab! Sonst sterbe ich.". Und es ist durchaus verständlich, dass mancher - gerade am Anfang dieser neuen Regel - schwach werden könnte.

Die einfache Abhilfe? Sperre deinen Hund während der Mahlzeiten aus dem Esszimmer aus! Natürlich findet er das anfangs befremdlich. Immerhin stört es seine bisher erfolgreiche Strategie des Bettelns. Aber er gewöhnt sich schnell daran. Und du ersparst dir das Drama des Bettelns und den vollgesabberten Fußboden.

Aber drückt "Abgeben" nicht Zuneigung aus?

Viele Menschen glauben, sie könnten den Hund sozusagen "mit Futter bestechen" und sich so mehr von seiner Loyalität erkaufen. Deshalb stecken sie ihm immer wieder leckere Sachen zu. Auch am Esstisch.

Das ist jedoch eine fundamentale Fehlannahme. Vielmehr sehen Hunde es als SCHWÄCHE. Wer abgibt, will nicht Loyalität oder gar Respekt, sondern versucht zu beschwichtigen. Und das ist eher das Gegenteil von dem, was du erreichen möchtest.

Ich darf ihm also nie etwas vom Tisch abgeben?

Naja ... Nie ist ein starkes Wort. Aber du solltest, zumindest, solange dein Hund auch nur minimalste Anzeichen von Betteln zeigt, tatsächlich NIE etwas von deinem Futter abgeben.

Wenn es allerdings nachweislich(!) nur dann geschieht, wenn du es 100%ig kontrollierst, ist es durchaus okay. Nicht gut, aber okay.

Woran erkenne ich, dass es Okay ist, ihm etwas abzugeben?

Du erkennst es ganz einfach, wann du deinem Hund etwas von deinem Futter abgeben kannst: Er interessiert sich gar nicht für dich und den Esstisch. Stattdessen liegt er völlig desinteressiert auf seinem Platz und döst vor sich hin; oder er beschäftigt sich mit irgendwas, nur nicht mit Futter.

Dann, und NUR DANN, ist es okay, deinen Hund zu dir zu rufen und ihm ein, zwei Leckerbissen vom Tisch abzugeben.

Sitzt er jedoch neben dir; oder sitzt er auch ein paar Meter entfernt, starrt aber unentwegt in Richtung Esstisch oder starrt er dich an, als wolle er dich hypnotisieren; dann bettelt er. Und dann bekommt er GAR NICHTS. Auch nicht kurz nach dem Essen.