Das ist wohl die härteste Nuss überhaupt. Denn jetzt müssen wir zur
ehrlichen Selbstkritik greifen:
Kann es sein, dass wir selbst das Problem verstärken oder sogar auslösen?
Beispiel: Unser Hund reagiert aggressiv auf fremde Hunde. Also nehmen wir ihn kurz und versuchen, ihn zu beruhigen. Wir reden beruhigend auf ihn ein. Doch GENAU DAS verstärkt(!) das Fehlverhalten unseres Hundes. Denn in seinen Ohren ist das, was du da machst, keine "Beruhigung", sondern ein "Aufhetzen". Er glaubt, dass du ihn anfeuerst. Er glaubt, dass er auf dem richtigen Weg ist ... und wird daher nicht aufhören, sondern sich sogar bestärkt sehen.
Beispiel: Unser Hund bettelt am Tisch. Wenn er auch nur eine kleine Chance sieht, tatsächlich etwas von uns abzubekommen, dann wird er für dieses Verhalten belohnt. Die Folge davon? Er VERSTÄRKT das Betteln. Und selbst, wenn du jetzt versuchst, hart zu bleiben, wird er das Betteln NOCH MEHR VERSTÄRKEN. Denn er hatte schon mal Erfolg damit. Also wird er es auch noch eine ganze Weile weiter versuchen. Und wenn du dann zwischendurch - auch nur EIN EINZIGES MAL (und sei es auch nur versehentlich, weil dir etwas vom Tisch fällt) - weich wirst, dann wird er sich sogar NOCH MEHR BESTÄRKT sehen.
Beispiel: Unser Hund hört nicht auf den Abruf. Das kann natürlich viele Ursachen haben, doch eine der häufigsten Ursachen ist schlicht die Tatsache, dass wir uns ungeduldig zeigen, wenn der Hund endlich doch zu uns kommt. Anstatt ihn zu belohnen und uns zu freuen, leinen wir ihn wortlos an (= Strafe für den Hund) und zerren ihn nach Hause (= noch 'ne Strafe für den Hund, wenn das Spiel gerade so schön war). Logisch, dass der Hund dann natürlich nur ungern dem Abruf folgen mag. Aus seiner Sicht kann er dabei nur verlieren. Und wir bestärken ihn auch noch in diesem Glauben. Unbewusst, sicherlich. Aber welches Problem verursachen wir schon absichtlich?