Deine Stimme

Die Stimme ist dein effektivster Helfer. Du hast sie immer dabei. Und du kannst sie auf die unterschiedlichste Art einsetzen.

Hunde "reden" zwar selten mit der Stimme (am ehesten noch, wenn sie selbst zornig sind), aber sie haben ein sehr feines Gehör, das auch kleinste Unterschiede in unserer Stimme wahrnehmen kann.

Körpersprache und Stimme müssen eine Einheit bilden! Achte stets darauf, dass deine Körpersprache und deine Stimme ein eindeutiges Bild erzeugen! Wenn du eine drohende Haltung annimmst und » Hierher!« rufst, bringt das deinen Hund in einen Konflikt.

Das Gehör des Hundes

Hunde haben ausgesprochen fantastische Ohren. Die meisten Rassen können sie nicht nur in die Richtung der Geräuschquelle drehen - sie hören auch sehr viel mehr Töne als der Mensch.

Der Mensch hört Töne, deren Frequenz zwischen etwa 50 und 20.000 Hertz liegt. Der Hund hört Töne, deren Frequenz zwischen 50 und 65.000 (bei einigen Rassen sogar bis zu 100.000) Hertz liegen.

Hunde hören besser; nicht lauter. Hunde hören hohe Frequenzen sehr viel besser als wir. Aber sie hören nicht "lauter" als wir.

Brüllen? Zwecklos!

Wir alle kennen das: Wir rufen den Hund, aber den kümmert's einen Dreck. Er springt weiter freudig in der Entfernung herum und ignoriert uns.

Unsere instinktive Reaktion? Wir brüllen uns die Seele aus dem Leib: » Tarzan! Hierher! ... Komm sofort hierher, Tarzan! ... Wirst du wohl herkommen? ... Komm jetzt her! ... Komm endlich! ... Hierher! ... Tarzan! Hierher! ... Hier, Tarzan! ... Hierher! ... Hier! Her!«

Und unsere Stimme wird dabei immer lauter und verzweifelter.

Und? Was hört unser Hund?

"Oh, ich glaube er hat gerufen." (Hund guckt kurz zu uns rüber.) "Yep, sieht ganz so aus. Aber er ist weit weg. Ich mache erst mal weiter hier."

Und später dann: "Alter, seine Stimme wird immer aggressiver. Jetzt droht er mir also schon? ... Nöööö, lass mal. Das tue ich mir nicht an. Der soll sich erst mal wieder beruhigen. Vorher gehe ich da nicht hin."

Das ist irgendwie nicht ganz das, was wir dabei im Sinn haben, nicht wahr?! Also können wir uns das Brüllen auch sparen.

Wir stellen sicher, dass der Hund uns hören kann. Also warten wir einen Augenblick ab, in dem er mal nicht den Kopf ganz unten auf der Erde hat oder sonstwie abgelenkt ist. Idealerweise schaut er gerade in unsere Richtung.

Dann nehmen wir die fordernde Körperhaltung ein und rufen ihn. Laut genug, dass er uns sicher hören kann. Und EINMAL. "Tarzan! ... Hierher!"

Was wir machen, wenn er nicht hört? Naja, üben eben. ;) Wenn dein Hund nach dem ersten Ruf nicht freiwillig kommt; und wenn du sicher bist, dass er deinen Ruf gehört haben muss, ... tja, dann bist du kein guter Rudelführer und dein Hund respektiert die Hausordnung nicht. Arbeite daran! Dann klappt's auch mit dem Abrufen.

Brüllen nutzt sich ab! Je öfter du ein Kommando brüllst, desto mehr nutzt sich deine Forderung ab. Du wirst in den Augen des Hundes mit jeder Wiederholung immer unglaubwürdiger und unglaubwürdiger.

Hunde sind nicht nachtragend Hunde verstehen das Konzept der "späten Strafe" nicht. Sie sind nicht nachtragend. Deshalb wird dein Hund es im Zweifel immer aussitzen und aus der Entfernung abwarten, bis du dich wieder beruhigt hast.

Der Ton macht die Musik

Mit unserer Stimme drücken wir auch anderen Menschen gegenüber unsere aktuelle Stimmung aus. Wir sprechen sanft und leise, wenn wir verliebt sind. Wir schreien, wenn wir zornig sind. Wir reden lauter, wenn wir glauben, dass man uns nicht zuhört. Unsere Stimme wird schrill, wenn wir Angst haben.

Hunde modulieren ebenfalls ihre Stimme. Wenn sie uns anknurren, ist das nicht unbedingt aggressiv oder bösartig. Manchmal ist es auch einfach nur ein Hinweis, dass wir eine Grenze erreicht haben, die wir nicht überschreiten sollten. Aber je tiefer das Grummeln ist, desto böser sind sie. Und ein hohes Winseln bedeutet für den Hund immer freundliche Unterwerfung.

Für uns bedeutet das:

  • Je höher unsere Stimme ist, desto freundlicher erscheinen wir.
  • Je tiefer unsere Stimme ist, desto unfreundlicher erscheinen wir.

Das müssen wir nicht üben, denn zumindest das haben wir mit dem Hund gleich.

Speziell an Frauen: Frauen neigen dazu, Wohlwollen durch eine "piepsige Stimme" zu demonstrieren. Das ist für Menschen-Kinder gut; für Hunde jedoch sehr schwierig zu interpretieren. Insbesondere, wenn Kommandos gegeben werden, achtet darauf, einen möglichst tiefen Tonfall anzuschlagen (ohne euch dabei stimmlich zu verrenken, natürlich).

Flüstern erwünscht!

Wir haben es schon mehrfach gesagt: Unser Hund hört ausgezeichnet. Wenn er uns nicht hört, obwohl er es eigentlich hören müsste, dann ignoriert er uns ganz einfach (und respektlos).

Das können wir auch beim Üben von Kommandos zielgerichtet einsetzen:

Je leiser du sprichst, desto aufmerksamer wird dein Hund.

"Erkläre" ihm ganz besonders neue Kommandos in leisem, freundlichen Flüstern. Senke die Lautstärke der Stimme so weit, wie es für dich gerade noch angenehm ist.

Aber übertreibe das Flüstern nicht. Wenn dir dann der Hals schmerzt, weil du einen Flüster-Krampf hast, hast du auch nichts gewonnen. Ziel ist es nur, die Aufmerksamkeit des Hundes einzufordern und zu fördern. "Normal leises Sprechen" reicht dafür völlig aus. Flüstern ist ein zusätzliches Mittel, die Aufmerksamkeit zu fördern.

Flüstern fördert die Aufmerksamkeit! Je leiser du sprichst, desto aufmerksamer wird dein Hund.