Deine Körpersprache

Auch wir Menschen benutzen die Körpersprache, um unserem Gegenüber etwas mitzuteilen. So ist beispielsweise das Verschränken der Arme vor der Brust ein vorsichtig-zurückweisendes Signal: » Ich bin skeptisch. Rede weiter. Überzeuge mich.«

Hunde haben keine andere Sprache. Sie haben keine Worte. Für sie ist die Körpersprache DAS zentrale Mittel, um sich auszudrücken. Mit ihr teilen sie schon auf große Entfernung mit, ob sie gerade sauer, aggressiv, freundlich oder neugierig sind.

Körpersprache ist eine gute Sprache! Hunde sind Experten in Körpersprache. Sie verstehen diese Sprache sehr leicht, denn sie benutzen sie selbst jeden Tag viele dutzend Male.

Wenn du also deinem Hund etwas Gutes tun willst, dann rede mit ihm in "seiner Sprache" ... rede mit der Körpersprache.

Wenn du Hunde beobachtest, wirst du es schon selbst festgestellt haben: Sie nehmen eine bestimmte Körperhaltung ein. Und dann behalten sie diese eine ganze Weile bei.

Wenn sie sich also entschließen, beispielsweise den Schwanz zu heben, dann machen sie das. Und dann bleibt er oben. Sie nehmen ihn nicht zwischendurch mal runter (was ein anderes Körpersignal wäre) und dann wieder hoch. Und sie fangen auch nicht an, zwischendurch mal damit zu wedeln (was ein anderes Körpersignal wäre) um den Schwanz dann wieder still zu halten.

Wähle dein körpersprachliches Signal. Verzichte auf herumzappeln, weil das unbeabsichtigt widersprüchliche Signale senden kann.

Und behalte das Signal MINDESTENS so lange bei, bis dein Hund darauf reagiert hat. Idealerweise behältst du es so lange bei, bis dein Hund RICHTIG reagiert hat.

Im Grunde ist es wie beim Militär. Je zackiger der Ton wird, desto klarer weißt du: "Die meinen das ernst. Die wollen das wirklich von mir." Dein Hund sieht es nicht anders. Auch für ihn bedeutet ein "zackiges Körpersignal", dass du es wirklich ernst meinst.

  • Körper anspannen
  • Beine zusammen
  • Arme locker am Körper hängen lassen
  • Schultern durchdrücken
  • Brust raus, Bauch rein
  • Mache dich groß und die Schultern breit

Praxis-Tipp Das ist ab heute deine "Grundstellung", wenn du Kommandos ausgeführt haben möchtest.

Dein Hund kann selbst dieses scheinbar winzige Signal auf große Entfernung erkennen. Also zapple nicht herum, sondern bleibe in dieser Körperhaltung, bis dein Hund darauf reagiert und das gewünschte Kommando befolgt.

Stelle dir einfach vor, du begrüßt einen guten Freund, den du schon länger nicht mehr getroffen hast, auf der Straße. Du siehst ihn aus 50 Metern Entfernung. Dein Herz hüpft vor freudiger Überraschung...

  • Körper entspannen
  • Schultern fallen lassen
  • Breites Grinsen im Gesicht
  • Tief ausatmen
  • NICHT vorbeugen

Praxis-Tipp Das ist ab heute deine Grundstellung, wenn du deinem Hund zeigen möchtest, dass du sehr zufrieden bist.

Praxis-Tipp Mit diesem Signal zeigst du deinem Hund schon auf große Entfernung, dass er sich richtig verhält.

Verstärkung für "Komm her!" Wenn du deinen Hund rufst und er zeigt deutlich, dass er zu dir kommt (also schon bei den ersten Schritten in deine Richtung), gehe zusätzlich in die Hocke. Das verstärkt dein "Willkommens-Signal" zusätzlich.

Wenn wir Menschen jemanden bedrohen wollen, dann machen wir ein zorniges Gesicht und "plustern uns auf" (Schultern breit, gerade aufrichten) oder wir nehmen eine "Kampf-Stellung" ein.

Auch Hunde haben diese Drohungs-Haltung. Und sie benutzen sie immer dann, wenn sie Unterwerfung von einem renitenten Widersacher, der sich der Forderung nicht unterwerfen will, einfordern wollen.

  • Körper anspannen
  • Schultern breit
  • Fixiere die Augen deines Hundes (in die Augen schauen!)
  • Oberkörper leicht vorbeugen
  • Zur Verstärkung: Beine ganz leicht einknicken
  • Zur Verstärkung: Ausfallschritt nach vorn

Praxis-Tipp Das ist ab heute deine Grundstellung, wenn du möchtest, dass der Hund umgehend sein aktuelles Verhalten ändert.

Auch dieses Signal kann dein Hund auf große Entfernung sehen. Doch dieses Signal solltest du SOFORT AUFLÖSEN und ein "Freude-Signal" daraus machen, wenn dein Hund schließlich doch das Kommando befolgt.

Unbedingt auflösen! Behältst du das Signal zu lange bei, wird dein Hund "Angst haben", sich dir zu nähern. Das wäre sehr schlecht, denn wir wollen ja, dass er IMMER zu uns kommen kann. Jederzeit. Auch, wenn wir eben noch sehr ärgerlich waren, weil er ungehorsam war.

Fordern ist besser als drohen! Wenn dein Hund nicht auf dich hört, dann sende ihm lieber das fordernde Signal, als das drohende Signal. Benutze die Drohung so selten wie möglich. Sie nutzt sich mit der Zeit ab. (Mehr dazu: s. Echte und unechte Dominanz)

Wenn wir Menschen Fremden begegnen, deren Absichten wir nicht einschätzen können, dann begegnen wir ihnen mit Zurückhaltung ... aber höflich und freundlich. Auch Hunden können wir dieses Signal geben:

  • Körper & Schultern entspannen
  • Arme locker hängen lassen oder vor der Brust kreuzen
  • Aufrecht hinstellen, Beine zusammen
  • "Freundliches" Gesicht ziehen
  • Seitlich zum Hund drehen; Blickrichtung ungefähr 90° weg vom Hund
  • NICHT ansprechen
  • NICHT anfassen
  • NICHT anschauen

Praxis-Tipp Das ist ab heute deine "Grundstellung", wenn du einem unbekannten Hund begegnest.

Du nimmst diese Körperhaltung an und erstarrst darin, bis der Hund mit dem Schnüffeln (das ist seine Art "Hallo!" zu sagen) fertig ist. Fremde Hunde wollen normalerweise an dir schnüffeln, um einschätzen zu können, wer du bist und was du vorhast. Bleibe einfach still stehen und warte, bis der Hund fertig geschnüffelt hat. (Das dauert nie mehr als 1 Minute.) Wenn er sich dann trollt, sagt er dir: "Alles klar. Ich tue dir nichts, du tust mir nichts. Damit bin ich einverstanden."

Erst die Begrüßung, dann der Small Talk! Warte diese Begrüßung ab, bevor du dich mit dem Hund beschäftigst, ihn streichelst oder was-auch-immer machen willst.

Geduldig warten! Das Schnüffeln aneinander ist eine normale Begrüßung für Hunde. Sie machen das mit jedem Fremden, auf den sie neugierig sind oder mit dem sie Interaktion suchen. Behalte diese Stellung bei. Bewege dich nicht. Rede nicht. Schaue ihm nicht in die Augen.

Augenkontakt - also das Starren in die Augen des Anderen - empfinden ALLE Hunde als Bedrohung.

Ein gut sozialiserter Hund lernt, dass Menschen gern in die Augen schauen. Er wird es mit der Zeit akzeptieren. Doch sobald seine Instinkte übernehmen, etwa bei Verunsicherung, Ärger oder Wut, empfindet JEDER Hund das Anstarren als (zusätzliche) Bedrohung.

Vermeide Augenkontakt! Starre keinem Hund in die Augen. Schon gar nicht einem verunsicherten oder verärgerten Hund.

Widerstehe dem menschlichen Instinkt! Es ist menschlich, den "Augenkontakt" zu suchen. Du wirst es also nicht vermeiden können. Doch halte den Augenkontakt so kurz wie möglich. Schaue lieber "am Hund vorbei" in Richtung des Hundes, als ihn direkt anzustarren.

Insbesondere unsichere oder verärgerte Hunde reagieren sehr empfindlich auf JEGLICHE Bewegung deines Körpers. Vermeide daher möglichst immer jegliche hektischen Bewegungen.

Aggressive Hunde interpretieren jede hektische Bewegung in zwei Schubladen:

  1. Er/Sie will fliehen!
  2. Er/Sie will angreifen!

Deutet der Hund deine hektische Bewegung als Flucht-Bewegung, befeuert das seinen Beute-Instinkt. Er wird motiviert, zum Angriff überzugehen und dich zu hetzen, zu stellen oder sogar zu beißen.

Deutet der Hund deine hektische Bewegung als Angriffs-Bewegung, wird er zur aggressiven Verteidigung motiviert. Das bedeutet, dass er möglicherweise nur noch "Zähne einsetzen" als letzte Option für sich sieht.

Vermeide ruckartige Bewegungen! Beim Umgang mit ALLEN Hunden (auch mit deinem) vermeide jegliche ruckartigen Bewegungen. Natürlich sollst und kannst du dich bewegen, doch bleibe auch in den Bewegungen stets echt dominant: Selbstsicher und ruhig.

Wenn du dich zu einem Hund herunterbegeben willst, dann hocke dich hin! Aber beuge dich NIEMALS über den Hund!

Vorbeugen ist für Hunde das körpersprachliche Signal der Aggression! Selbst gut sozialisierte Hunde können Aggressions-Signale nicht einfach so wegdrücken. Ganz besonders kleine Hunde mit weniger ausgeglichenem Wesen empfinden das Vorbeugen des Menschen nicht selten als massive Bedrohung.

Wenn du dich über den Hund beugst, empfindet er das als Einengung seiner Freiheit. Er verliert die Kontrolle. Und das verunsichert ihn stark. Verunsicherte, ängstliche oder verärgerte Hunde werden diese Situation auf zwei Weisen auflösen wollen:

  1. Ausweichen
  2. Angreifen

Beide Verhaltensweisen sind Haupt-Reaktionen (Flucht, Kampf, Vermeidung) jedes Hundes.

Welche Verhaltensweise der Hund wählt, hängt nur noch von den Umständen ab: Stark verunsicherte, verängstigte oder verärgerte Hunde werden den Angriff wählen. Wenn sie allerdings noch eine Chance sehen, den drohenden Konflikt deeskalieren zu können, werden sie ausweichen wollen.

Beschneidest du sie auch beim Ausweichen, indem du sie zu allem Überfluss auch noch "umarmst", oder so, hast du in Bruchteilen von Sekunden einen Angst-Beißer im Gesicht oder am Arm hängen.

Wenn du die Anzeichen der Verunsicherung, Verängstigung und/oder Verärgerung des Hundes nicht richtig deutest, hast du in Windeseile einen Angst-Beißer im Gesicht, an der Hand oder am Arm.

Für Hunde ist es ausgesprochen unhöflich, ohne vorher eingeholte Erlaubnis am Kopf berührt zu werden. Diese Erlaubnis bekommst du (wie jeder andere Hund auch), indem er dir das Berühren an anderen Körperstellen erlaubt (lies: es duldet).

Beginne das Berühren des Hundes stets am Halsansatz (unterer Nacken). Erlaubt der Hund diese Berührung, ist "Streicheln erlaubt!" Weicht er jedoch davor aus oder zeigt andere Beschwichtigungssignale, ist "Streicheln verboten!"

Beginne jeglichen Körperkontakt mit dem Hund, indem du deine Hand auf seinen Halsansatz (lies: im Nacken, dort, wo der Hals endet und der Rücken beginnt) legst. Duldet der Hund diese Berührung, erlaubt er dir auch mehr. Weicht er davor aus - und sei es noch so geringfügig - könnten weitere Berührungen problematisch werden.

NIEMALS "Kopf-an-Kopf" berühren! Viele Menschen lieben es, Hunden "Küsschen zu geben" oder das Gesicht des Hundes nahe an ihr eigenes Gesicht zu halten. Sie glauben, das sei eine besonders wohlwollende Geste. Doch für Hunde ist es das Gegenteil: Es ist eine sehr beänstigende Geste ... ungefähr so, als würde dir ein fremder Mensch ungefragt in den Schritt fassen: Sie können es dulden. Sie können aber auch spontan sehr heftig reagieren. Und dann ist dein Gesicht das erste Ziel.

Ist es nicht dein Hund? Dann verzichte auf jegliche "Umarmung" des Hundes! Es besteht ernsthafte Beiß-Gefahr! Und das Ziel ist dann dein Gesicht.

"Umarmt werden" und "Küsschen geben" ist für Menschen ein Zeichen des großen gegenseitigen Vertrauens. Für Hunde ist es im wahrsten Sinne des Wortes eine sehr - wirklich SEHR - beklemmende Situation. Sie fühlen sich eingeengt. Ängstliche oder schlecht mit Menschen sozialisierte Hunde können sich sogar angegriffen fühlen. Und ihre instinktive Reaktion ist ... Gegenwehr!

Vermeide daher insbesondere bei fremden Hunden JEGLICHES Umarmen oder Küssen! Und "fremd" ist alles, was nicht dauerhaft bei dir im Haushalt wohnt. Ja, auch der niedliche Kleine, den du jeden Tag beim Spaziergang triffst, ist ein "fremder Hund".

Wenn du nicht einordnen kannst, was der Hund da gerade von dir denkt, dann erstarre. Verhalte dich völlig still. Bewege dich nur sehr sparsam und sehr ruhig. Nicht in "Slow-Motion", sondern in flüssigen, langsamen Bewegungen.

  • Jegliche hektische Bewegung vermeiden
  • Am besten gar nicht bewegen
  • Augenkontakt UNBEDINGT vermeiden
  • Kopf leicht zur Seite drehen
  • Körper klein machen (als wäre dir sehr, sehr kalt)
  • Nicht sprechen, schon gar nicht schreien
  • NIEMALS "beruhigend" auf den Hund einreden

Es liegt uns Menschen in der Natur, beruhigend auf den Gegner einzureden. Doch Hunde äußern Deeskalation nicht laut. Deshalb werden sie deine Beruhigung nicht als Beruhigung verstehen können.

Und nein, keine Panik: Die wenigsten Hunde gehen "auf Kehle", oder so. Das machen nur sehr wenige Rassen und besonders ausgebildete Hunde. Der "normale Haushund" ist viel mehr damit beschäftigt, die Eskalation gar nicht erst bis dahin gehen zu lassen. (siehe dazu Hunde wollen keinen Streit)

Unser menschlicher Instinkt sagt uns, den Predator (Jäger) mit den Augen zu verfolgen, um seine Handlungen besser einschätzen zu können. Widerstehe diesem Instinkt! Drehe den Kopf deutlich zur Seite. Beobachte den Hund stattdessen nur aus den Augenwinkeln.

Damit sendest du dem Hund ein klares Deeskalations-Signal ("Ich tue dir nix. Du tust mir nix, okay?!"). Wenn der Hund sich nicht bedrängt sieht und auch nicht allzu aufgedreht ist, wird er selbst versuchen, etwas herunterzufahren. Habe Geduld.

NIEMALS WEGLAUFEN! Die allermeisten Hunde rennen schneller als du. Selbst die kleinsten. Läufst du weg, befeuerst du nur ihren Beute-Instinkt. Und dann geben sie sich noch mehr Mühe, dich zu stellen.

Ein vertrauter Hund wird deine körpersprachlichen Signale spiegeln. Ein fremder Hund wird sie interpretieren. Ob du willst oder nicht.

Bleibe du selbst! Spiele keine Pantomime-Show!

Bei aller Wichtigkeit der Körpersprache: Es ist keine Show! Finde körpersprachliche Ausdrücke, die klar und deutlich sind. Doch übertreibe es nicht als Pantomime. Dein Hund lernt mit der Zeit, deine Körpersprache zu lesen. Du hilfst ihm nur dabei, deine unterschiedlichen Ausdrücke besser verstehen zu können.

Viel wichtiger als jede "formale Körpersprache" ist daher: Eine bestimmte Haltung für eine bestimmte Absicht. Die dann allerdings wirklich immer.

Vor dem Spiegel üben! Schaue dir vor dem Spiegel an, wie du wirkst, wenn du bestimmte Haltungen einnimmst. Probiere es aus! So sieht dich dein Hund.

Praxis-Tipp Wenn dein Hund partout nicht auf dich hören mag, lasse dich von Familienmitgliedern filmen. Schaue dir hinterher den Film an. Gar nicht so selten wirst du von dir selbst ziemlich überrascht sein, weil du deinem Hund unabsichtlich widersprüchliche Signale sendest.