Denke wie ein Hund - nicht wie ein Mensch!

"Freude an einem Hund haben Sie erst,
wenn Sie nicht versuchen,
aus ihm einen halben Menschen zu machen.
Ziehen Sie stattdessen doch einmal
die Möglichkeit in Betracht,
selbst zu einem halben Hund zu werden!"

(Edward Hoagland)

Dein Hund versteht keine menschliche Sprache. Er hat auch keine Ahnung von Politik, Philosophie, Kunst oder menschlichen Gesetzen und Vorstellungen. Er weiß nicht, was "Wir müssen reden!" ist. Er hat keine - wirklich nicht die geringste - Vorstellung von verbalen Argumenten.

Was er aber IMMER versteht, ist Körpersprache. Darin ist er ein perfekter Meister. Denn fast seine gesamte Kommunikation läuft über die Körpersprache. Nur, wenn jemand völlig unbelehrbar ist, verwendet der Hund auch seine Stimme ... und zuletzt dann auch die Zähne.

Dein Hund hat auch keine Ahnung von Deutsch, Englisch, Spanisch oder irgendeiner anderen menschlichen Sprache. Er weiß nicht, was du sagst. Und er weiß nicht, was Worte bedeuten.

Was er aber IMMER versteht, ist der Tonfall. Er merkt, wenn du freundlich bist. Er merkt, wenn du ärgerlich bist. Er merkt, wenn du Angst hast, wütend bist oder wenn du vor Glück fast platzt.

Mit der Zeit lernt dein Hund, bis zu 250 verschiedene Geräusche & Zeichen (du würdest es "Kommandos" nennen) zu unterscheiden.

Deshalb ist das Beste, was du für deinen Hund tun kannst: Lerne SEINE Sprache! Das ist nicht wirklich schwer. Denn sie ist nicht allzu kompliziert. Du musst nur hinschauen, wenn er sie dir zeigt und erklärt...

Schaue die Welt mit den Augen deines Hundes an! Das ist das Beste, was du für deinen Hund tun kannst, wenn du ihm ein glückliches und erfülltes Leben geben willst.

Mein Hund versteht jedes Wort! Quatsch mit Soße. Was er versteht, ist deine Körpersprache und den Tonfall deiner Wörter.

Teste es! Grinse deinen Hund breit an, nimm die Leine und sage in freundlichem Tonfall: » So, du widerlicher Zeckenteppich! Jetzt geht's zum Schlachter. Lecker Hundewurst machen wir aus dir!« ... und dein Hund wird sich schwanzwedelnd überschlagen, endlich zum Schlachter losgehen zu können.

Lerne von deinem Hund!

Lasse dich darauf ein, deinen Hund als deinen Lehrer zu betrachten! Beobachte ihn in seinem Verhalten. Lerne, was er dir sagen will. Doch nicht nur seine eigene Sprache, sondern auch seine Lebens-Philosophie kann viel dazu beitragen, gemeinsam ein erfülltes Leben zu führen.

Benutze die Körpersprache!

Ob du willst oder nicht: Dein Hund ist permanent dabei, deine Körpersprache zu bewerten. Es liegt ihm in der Natur, die Körpersprache anzuwenden und als Sprache zu benutzen. Darin sind Hunde so absolute Experten, dass sie selbst feinste Veränderungen in der Körperhaltung als ganze Sätze und Aussagen interpretieren können. Und er hört damit bei dir nicht auf.

Deshalb wirst du nicht darum herumkommen, auf deine eigene Körpersprache zu achten und sie gezielt einzusetzen.

Das heißt nicht, dass dein Hund nur wegen deiner tollen Körpersprache auf dich hören wird. Aber die Körpersprache unterstützt dich, bis er dich endlich als seinen Rudelführer respektiert. Und ja: DANN kannst du ihn auch nur mit Körpersprache kontrollieren. Ohne Worte.

Spare mit Worten!

Abgesehen von Kommandos, die dein Hund bereits kennt, versteht er kein Wort. Er hört dich reden. Doch er hat nicht den geringsten Plan davon, was du da erzählst.

Das einzige, was du sicher erreichst, wenn du deinem Hund die Ohren blutig quatschst, ist ... nun, irgendwann hört er dir einfach nicht mehr zu. Er ignoriert, was du sagst. Und dann hört er auch deine Kommandos nicht mehr...

Noch schlimmer ist es, wenn du Kommandos in einen Wortschwall einbaust: » Was habe ich gerade gesagt? Du solltest doch "PLATZ!!!!" machen. Und? Kriegen wir das jetzt so langsam mal hin, oder was?! Wenn du weiterhin nicht zuhörst und nicht endlich "PLATZ!!!!!!" machst, gibt's heute Abend kein Futter. Dann ist Mama so richtig sauer auf dich.«

Das ist so ziemlich das Schlechteste, was du tun kannst. Dein Hund hat schon ab "... gerade gesagt?" nicht mehr zugehört. Für ihn klingt das wie "Grrrrrrrr grrrrrr grrrrrr grrrrrrrrrrrrrrrrr grrrrrrrrrr .... Wuff!" Falls du da ein Kommando gegeben hast: Er hat's nicht gehört. Wirklich. Er kann es nicht ausführen, weil er es NICHT GEHÖRT hat.

Bevor und nachdem du ein Kommando geben willst, ... schweige ein paar Sekunden lang. Kein Geräusch, außer deinem "normalen" Atemgeräusch. SCHWEIGE.

Dann fordere die Aufmerksamkeit deines Hundes ein. Und erst DANN sprich das Kommando aus oder mache die entsprechende Geste für das Kommando, wenn du "stumme Kommandos" übst oder ausgeführt haben willst.

Nur das Kommando. Sonst nichts. » Platz!« Kein Zusatz. Keine Erklärung. Nur still abwarten, bis das Kommando ausgeführt ist.

Spare dir auch Wiederholungen des Kommandos. Hunde sind nicht schwerhörig. Sie hören sogar sehr viel besser als du. Und sie haben auch das Kommando gehört. Wenn dein Hund das Kommando nicht ausführt (aber eigentlich beherrschen sollte), liegt es nicht daran, dass er es nicht verstanden oder nicht gehört hat. Er respektiert dich einfach nicht.

Hunde quatschen nicht! Du wirst nie einen Rudelführer erleben, der einen anderen Hund mit langen Reden dazu bewegt, etwas zu tun oder zu lassen. NIEMALS. Also kannst auch du dir lange Reden oder wütende Einforderung des Befolgen von Kommandos ersparen.

Brüllen oder wütend werden nutzt dir gar nichts und irritiert nur den Hund

Der Volksmund hat da einen einfachen Spruch: » Wes' Geist nicht blitzt, des' Stimme donnert!« Das heißt: Wer keine Argumente hat und es nicht richtig erklären kann, der fängt an zu Schreien.

Schreien oder verärgertes Zerren an der Leine ist völlig sinnlos. Dein Hund hört sehr gut. Wenn er ein Kommando nicht ausführt, dann beherrscht er das Kommando nicht; oder er respektiert dich nicht. Punkt.

Wann immer du glaubst, dass dein Hund gerade an selektiver Taubheit leidet, prüfe dich selbst! Habe ich das Kommando richtig erklärt? Stimmt meine Körpersprache? Respektiert mein Hund mich überhaupt? Habe ich die Aufmerksamkeit meines Hundes; hört er mir also überhaupt zu?

Wer schreit oder die Nerven durchgehen lässt, verliert! Aus der Sicht der Hunde ist Ruhe und Gelassenheit stärker als Bellen oder Knurren. Solange dein Hund nicht aggressiv gegen dich ist oder Angst vor dir hat, wird er immer eher von Ruhe als von Lautstärke beeindruckt sein.

Profi-Tipp Das heißt nicht, dass du deinen Hund nicht auch mal "anknurren" kannst, wenn er sich offensichtlich widersetzt, ein Kommando richtig auszuführen. Aber KURZ ist das Zauberwort. Einmal Blaffen; danach SOFORT wieder ruhig, entspannt und souverän werden.

Hunde leben im Hier & Jetzt

Hunde interessieren sich nicht für Vergangenheit oder Zukunft. Für sie ist es völlig unvorstellbar, dass sie "vor einer Stunde" irgendwas getan haben könnten. Denn sie leben IMMER nur im aktuellen Augenblick. Und sie interessieren sich immer nur für das, was sie gerade tun oder was gerade in diesem Augenblick ihre Aufmerksamkeit erregt.

Strafen für vergangene Frevel oder Verärgerung in der Gegenwart wegen früher mal verpatzter Ausführung von Kommandos versteht dein Hund nicht. Bestrafst du ihn, und er kann den Zusammenhang zur Tat nicht herstellen, dann ist es für ihn die Tat eines Tyrannen.

Also kannst du sie dir auch sparen.

Betrachte jede Einforderung von Kommandos, als ob du das Kommando zum ersten Mal geben würdest. Führt dein Hund es nicht aus, respektiert er dich schlicht nicht. Führt er es falsch aus, hast du es ihm nicht richtig oder nicht gut genug gezeigt.

Hunde kennen kein Fass, das überlaufen kann Hunde sammeln keine "Missetaten" ihrer Rudelmitglieder, bis ihnen der Kragen platzt. Ein Rudelmitglied verbockt was? Dann wird es diszipliniert. SOFORT. AUF DER STELLE. Denn später ist es vergeben und vergessen.

Während der Tat oder nie! Hunde kennen kein "vorhin" oder "gerade eben". Für sie gibt es nur das JETZT. Deshalb ist jede Strafe NACH der Tat kontraproduktiv.

Rudelführer sind nicht "für 4 Jahre gewählt"

Der Anführer eines Rudels hat seine Position nicht "automatisch für 4 Jahre ununterbrochen", oder so. Ein Rudelführer muss in jeder Situation aufs Neue beweisen, dass er imstande ist, das Rudel sicher und souverän zu führen.

Für dich bedeutet das: Du hast einen 24/7-Job. Vollzeit. 24 Stunden am Tag. 7 Tage in der Woche.

Und in jeder einzelnen Situation wird dein Hund zuerst auf den Einsatz seines Rudelführers warten. Kommt diese Reaktion von dir nicht, nicht ausreichend oder nicht rechtzeitig, springt dein Hund ein und übernimmt notgedrungen die Führung, denn aus seiner Sicht MUSS einer von euch reagieren ... erst mal nur in dieser Situation, doch wenn es zu oft passiert, immer und immer wieder. Bis er selbst Rudelführer ist, weil er dir nicht mehr vertrauen kann, dass du imstande bist, das Rudel sicher zu führen.

Wenn dein Hund kläffend an der Leine zerrt und den Radfahrer oder den fremden Hund immer mehr heiser werdend anbellt, ... dann hast du als Rudelführer in dieser Situation versagt. Dann versucht dein Hund - notgedrungen(!) - die Situation für das Rudel zu retten.

Rudelführer sein ist ein Vollzeit-Job. Beobachte die Umgebung. Wann immer du etwas siehst, das aus der Sicht deines Hundes eine Gefahr darstellen könnte, ist deine Reaktion als Rudelführer gefragt.