Hunde wollen keinen Streit

Hunde sind als Raubtiere mit äußerst scharfen Waffen ausgestattet: Ihre Zähne. Und weil sie das selbst wissen (der andere hat ja auch scharfe Zähne), versuchen sie IMMER, einen entstehenden Konflikt zu deeskalieren, um so eine Auseinandersetzung zu vermeiden:

Sie wollen keinen Streit.
Sie sind wahre Meister darin,
Konflikte frühzeitig zu deeskalieren.
Wir müssen nur hinschauen
und es bemerken!

Das heißt nicht, dass sie gar keinen Streit anfangen (oder sich an einem Streit beteiligen), oder dass sie gar nicht beißen. Das heißt aber sehr wohl:

Hunde beißen nur,
wenn sie keinen anderen Ausweg sehen.

Auf der nachfolgenden Grafik siehst du die Eskalations-Stufen, die ein Hund durchläuft, bevor er bereit ist, wirklich ernsthaft zuzubeißen.

Hunde wollen keinen Streit - deshalb versuchen sie lange, die Situation zu deeskalieren

Viele Eskalations-Stufen, doch nicht immer eine nach der anderen

Bevor ein Hund seine schärfte Waffe benutzt, durchläuft er immer diese Eskalations-Stufen.

Aber Hunde sind IMMER eher bereit, wieder eine oder zwei Stufen runterzufahren, als eine Stufe draufzusetzen. Biete ihnen rechtzeitig und deutlich die Deeskalation an! Wenn sie nicht schon völlig verzweifelt oder sich "in die Wut hineingebellt" haben, werden sie dein Angebot dankbar annehmen.

Manchmal dauert es einige Sekunden oder auch Minuten, bis sie dein Beschwichtigungs-Signal akzeptieren. Bleibe trotzdem dabei und warte die Reaktion des Hundes ab.

Manchmal überspringt er Eskalationsstufen! Verlasse dich nicht darauf, dass "eine Stufe nach der anderen" durchlaufen wird, dass du also "noch Zeit" hast. Manche Stufen überspringt der Hund, wenn er sich zu sehr bedrängt und zum schnellen Handeln gezwungen sieht.

Wie deeskaliere ich, wenn mein Hund sich aufschaukelt?

Ein fremder Hund, ein Radfahrer, ... Warum auch immer: Unser Hund schaukelt sich immer mehr auf und zeigt immer stärkeres Eskalationsverhalten. Jetzt ist es unser Job als Rudelführer, unseren Hund wieder zu erden und zu beruhigen.

Leider lässt uns unsere menschliche Natur hier in die Irre laufen: Wir glauben, durch gutes Zureden und Streicheln könnten wir den Hund beruhigen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Dadurch wird unser Hund immer aufgeregter und aufgeregter, bis er sich kraftvoll in die Leine legt und aussieht, als wolle er den Gegner zerfleischen.

  • Nicht-Reagieren auf die Eskalation ist keine Lösung
  • Trösten & Streicheln verstärken das Fehlverhalten
  • Zerren an der Leine verstärkt das Fehlverhalten
  • Schreien verstärkt das Fehlverhalten

Vielmehr sollten wir jetzt einen guten Hund mimen und "auf Hündisch deeskalieren":

Je früher wir den Hund aus der Eskalations-Spirale holen, desto einfacher ist es. Im grünen Bereich reicht oft einfache Ablenkung. Im gelben Bereich reicht meist ein souveränes Kommando und klare Ablenkung. Erst im roten Bereich wird es schwieriger.

  • Ruhe bewahren, fordernde Körperhaltung & Schweigen
  • Klare, kurze Kommandos mit militärisch-zackigem Ton (Nicht "böse", sondern "fordernd"!)
  • Positiv denken (" Ich schaffe das!")
  • Zorn, Wut, Frust & Verzweiflung verstärken das Fehlverhalten
  • Wenn möglich, den Hund ablenken
  • Situation wechseln (an einen anderen Ort gehen)

Souveräne Körperhaltung + Ruhe bewahren + Schweigen Streicheln und "gutes Zureden" verstärken das Aggressions-Verhalten und beschleunigen die Eskalation.

Trösten ist Belohnung für falsches Verhalten! Wenn du deinen Hund tröstest (= ihm gut zuredest), dann fühlt er sich "im Recht": » Siehst du! Ich hab's doch gewusst. Wir werden alle sterben! Sie machen sich schon Sorgen um mich.«