Wie funktioniert das nun ganz praktisch? Unser Hund steht immer noch da und diskutiert mit uns über das heruntergefallene Stückchen Wurst.
Es ist eine Frage des Respekts! Je mehr du deine Antwort verstärken musst, desto weniger Respekt genießt du bei deinem Hund. Arbeite am gegenseitigen Respekt! Das verkürzt Diskussionen ungemein.
Antwort an den Hund: Natürlich beginnen wir ganz reflexhaft mit einem sanft und leise gesprochenen »
Nein!«. Doch der Hund zeigt keine Anzeichen, dass er diese Antwort akzeptiert: Er starrt weiterhin auf die Wurst, geht vielleicht sogar schon darauf zu.
Verstärkung 1: Also wiederholen wir das "Nein!" Dieses Mal deutlich energischer. Nicht lauter, sondern kurz und zackig mit mehr "Kommando-Ton", wie beim Militär. Dabei wenden wir uns dem Hund seitlich zu. Also nicht direkt zuwenden, sondern etwas seitlich drehen.
Verstärkung 2: Immer noch nicht? Dann setzen wir die Körpersprache ein: Wir nehmen eine
fordernde Körperhaltung ein und wiederholen das "Nein!", scharf und zackig; ... aber in normaler Lautstärke. (Wenn du möchtest und es dir hilft, dann erhebe zusätzlich warnend den Zeigefinger. Das verstärkt die Wirkung nochmals.)
Verstärkung 3: Immer noch nicht? Dann verstärken wir die Körpersprache: WIR gehen ganz cool auf das Stückchen Wurst auf dem Boden zu. Nicht auf den Hund, sondern auf die Wurst (die wir hoffentlich mittlerweile entdeckt haben). Damit zeigen wir unserem Hund, dass WIR es FÜR UNS SELBST beanspruchen. Ein gut erzogener Hund wird spätestens jetzt aufgeben, das "Nein!" als endgültige Antwort akzeptieren und sich trollen.
Verstärkung 4: Immer noch nicht? Dann verstärken wir die Körpersprache erneut: Wir gehen ZWISCHEN DEN HUND UND DIE WURST. Damit zeigen wir unserem Hund: "Meins! Wenn du es haben willst, musst du an mir vorbei. Und das bedeutet, dass du Ärger haben willst." Jetzt sollten auch schlechter erzogene Hunde endgültig das Diskutieren aufgeben.
Verstärkung 5: Immer noch nicht? Er will es nicht akzeptieren? Okay, dann gehen wir in die
drohende Körpersprache über. Wir verstärken die Körpersprache, doch die Stimme bleibt bei leiser oder normaler Lautstärke, während wir das "Nein!" militärisch-zackig aussprechen.
Verstärkung 6: Immer noch nicht? Wir stehen bereits zwischen Hund und Wurst. Nun gehen wir langsam und bedrohlich auf unseren Hund zu. Dabei schauen wir ihm tief in die Augen und wiederholen - immer noch mit leiser oder normaler Stimme - "Nein!". Jetzt sollte auch der unerzogenste Hund aufgeben und sich trollen; denn wir haben ihm gerade in seiner Sprache gesagt: "Alter! Das ist und BLEIBT MEINS! Trolle dich! Jetzt! Sofort! Oder es gibt Ärger!"
Du siehst: Wir brauchen nicht laut zu werden oder wie verrückt durch die Küche springen, um dem Hund die Wurst doch noch zu entreißen. Wir haben insgesamt SIEBEN Antwort-Möglichkeiten. Und jedes Mal haben wir dieselbe Antwort einfach nur etwas klarer und unmissverständlicher formuliert. Und dabei haben wir bei jedem Schritt das Mindestmaß an Eskalation bewahrt; immer in der Hoffnung, dass der Hund jetzt aufgeben wird und wir nicht weiter eskalieren müssen.
Selbst der unerzogenste Hund wird das verstehen.