Schauen wir uns nach all der Theorie mal die Praxis an. Beispiel: "Der Hund soll nicht (mehr) aufs Sofa!"
Nun hat der Hund aber schon erfolgreich einen eigenen Platz auf dem Sofa erobert. Den gibt er nicht freiwillig wieder her. Aber ich will diese Regel von heute an ändern.
Ich beginne mit Konsequenz.
Also schicke ich den Hund - ruhig aber bestimmt - vom Sofa. Im Zweifel schiebe, drücke oder ziehe ich ihn vom Sofa. Direkt danach ignoriere ich den Hund eine Weile. Anfangs nur ein paar Sekunden, doch mit fortschreitendem Lerneffekt immer länger.
Ich bleibe geduldig.
Gerade am Anfang einer Regel-Änderung fällt es dem Hund schwer, sich umzustellen. Er wird also immer und immer wieder versuchen, an die alte Regel ("Ich darf aufs Sofa!") zu erinnern. Doch ich bleibe geduldig und ruhig:
Jedes Mal, wenn der Hund ansetzt, aufs Sofa zu hüpfen, zeige ich ihm, was ich von jetzt an von ihm erwarte: "Du bleibst unten!" Dabei widme ich ihm nur so viel Aufmerksamkeit und so viel eigene Energie, wie nötig ist, um mich durchzusetzen. Ich verhindere, dass er aufs Sofa kommt; und sollte es ihm doch gelungen sein, schicke, schiebe, drücke oder ziehe ich ihn wieder nach unten, als hätte er es zum ersten Mal falsch gemacht.
Nichts hebt mich an. Nichts regt mich auf. Ich weiß ja von mir selbst, dass Lernen manchmal eine langwierige Sache ist. Daher betrachte ich jedes Fehlverhalten als wäre es zum ersten Mal passiert.
Ich verlange Disziplin.
Da ich beschlossen habe, dass der Hund auf dem Sofa nichts mehr zu suchen hat, korrigiere ich auch jede Andeutung des Besteigens des Sofas. Es gibt also auch kein "ein bisschen"; etwa die Vorderpfoten auf dem Sofa. Ich korrigiere JEDE Andeutung. Ruhig. Selbstsicher. Selbstverständlich. Und konsequent.
Lob? Muss nicht sein. Kann aber (gerade am Anfang der Regel-Änderung).
Bleibt er eine Weile freiwillig unten? Dann habe ich zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren.
Erstens kann ich es ignorieren. Der Hund zeigt gutes Verhalten. Das erwarte ich als Normalität. Also gibt es keinen Grund, auf den Hund einzuwirken. Nicht positiv. Und schon gar nicht negativ. Für den Hund ist es okay, denn das ist natürliches Verhalten, wie er es von seinen Artgenossen kennt: Kein Fehler? Keine besondere Aufmerksamkeit!
Zweitens kann ich ihn - gerade am Anfang der Umsetzung von (neuen) Regeln - dafür loben. Das hilft ihm, schneller zu begreifen, was ich von ihm möchte. Dazu begebe ich mich ZU IHM auf den Boden, setze mich also auf den Teppich. Und dann lobe ich den Hund sanft und leise. Ich will nicht, dass er sich aufschaukelt. Denn das könnte ihn motivieren, nun freudestrahlend aufs Sofa zu hüpfen. Ich will, dass er sich entspannt und damit abfindet, dass ich es gut finde, wenn er unten hocken bleibt.
Erfolg? Erfolg!
Je nachdem, wie verfestigt die "alte Regel" bereits war, kann es durchaus einige Dutzend Anläufe und etliche Tage dauern, bis der Hund die neue Regel akzeptiert und verstanden hat. Doch je konsequenter, geduldiger und disziplinierter ich die Einhaltung dieser Regel von ihm verlange, desto leichter mache ich es ihm, sie zu verstehen. ... und zu akzeptieren, dass ich keine Ausnahmen dulde.