Stellen wir uns dazu mal zwei typische Hunde im Park vor. Hunde, wie du sie jeden Tag in jedem beliebigen Park erleben kannst:
Hund A erfährt von seinen hauptamtlichen Dosenöffnern keinerlei Dominanz, also keine Grenzen, keine Regeln ... er darf einfach leben, wie er will und machen, was er will.
Hund B wächst in Händen auf, die Wert darauf legen, dass der Hund Regeln und Grenzen kennt und einhält. Er wird dominant erzogen.
Ich schätze, den Rest des Bildes kannst du selbst malen. Denn es ist ein alltägliches Bild. Der Vollständigkeit halber mache ich es hier trotzdem:
Hund A wird an der Leine hinter dem Halter hergeschleift oder - was weitaus öfter passiert - er läuft voraus und der Leinenhalter hat Mühe, am ausgestreckten Arm und mit straffer Leine zu folgen. Der Hund legt sich mit allen Hunden und Menschen im Umkreis an, zerrt an der Leine, bis sein Hals wundgescheuert ist und er vor Heiserkeit kaum noch bellen kann. Und man kann ihn nicht von der Leine lassen, weil er dann erst mal für ein, zwei Stunden verschwindet.
... Überhaupt ist der Hund den Haltern meist so peinlich, dass sie ihn gerade so zu den "leider ja notwendigen" Routine-Gassi-Gängen mitnehmen mögen und den Rest der Zeit am liebsten in der Wohnung "verstecken". Ihn abends mal zum Strand oder in ein Restaurant mitzunehmen, ist völlig ausgeschlossen. Stattdessen bleibt er in "Einzelhaft" in der Wohnung, wenn der Rest des Rudels, also die Familie, ausgeht. Oder er wird, weil er eben so unglaublich kacken-dreist und rotz-frech ist, irgendwo mit der kurzen Leine an der Heizung angebunden: »
Nicht hingucken! Nicht beachten! Der beruhigt sich sonst nie wieder!«
Hund B ist, wie gesagt, dominant erzogen. Er läuft brav bei Fuß, und nach dem Ableinen verschwindet er nicht auf Nimmerwiedersehen, sondern hält sich immer rund um seinen Leinenhalter auf. Selbst beim Spiel mit anderen Hunden auf der Wiese orientiert er sich immer wieder mit kurzen Blicken an seinem Leinenhalter. Obendrein macht er seinen Halter stolz wie Bolle, weil er sich ohne Aufwand abrufen lässt, wenn er frei herumläuft.
Welcher der beiden Hunde
genießt wohl das schönere Leben?
Welcher Hund hat wohl eher die Chance, auch mal ohne die lästige und unnatürliche Leine herumlaufen zu können? Welcher Hund wird wohl "hunde-gerechter" spielen können? Welcher Hund wird öfter die Gelegenheit bekommen, mit anderen Hunden Kontakt aufnehmen zu dürfen?
Kurz gesagt:
Welcher Hund kann "hunde-gerechter" leben?
Der "frei erzogene" Hund A;
oder der "dominant erzogene" Hund B?