Wir wollen ja "Hunde-freundlich" sein, nicht wahr?! Also
schauen wir einfach mal, wie Hunde die Dinge untereinander regeln, wenn man sie von den menschlichen Vorstellungen und Regeln befreit. Etwa beim Herumtoben auf der Hundewiese. Oder, wenn sie das Glück haben, gemeinsam mit mehreren Artgenossen in einer Familie leben zu dürfen:
Beobachte es selbst! Verleiten sie einander mit Leckerlie dazu, etwas zu tun oder zu lassen? Ignorieren sie vielleicht "schlechtes bzw. unerwünschtes Verhalten" eines Artgenossen? Belohnen sie möglicherweise "gutes bzw. erwünschtes Verhalten" eines Artgenossen?
Wer jemals Hunde auf der Wiese - oder im Rudel - beobachtet hat (von Wölfen brauchen wir hier gar nicht erst anfangen), der wird eine ganz klare Antwort haben:
Nein!
Sowas habe ich NOCH NIEMALS beobachtet.
Stattdessen sieht man typischerweise die folgenden sehr interessanten und immer wiederkehrenden Verhaltensweisen:
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Manchmal steht ein Hund etwas abseits; beteiligt sich nicht oder kaum am Spiel der anderen; beobachtet aber alles mit Argusaugen und mischt sich hier und da doch ein. Ganz kurz. Und, wie es scheint, ziemlich energisch: Da wird plötzlich ein spielender Hund abgedrängt; ein anderer wird offensichtlich drohend angeknurrt; und nach einem weiteren wird kurz geschnappt. Doch schon eine Sekunde später scheint er wieder völlig relaxt und uninteressiert und stolziert unbeeindruckt durch die herumwuselnden Hunde.
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Und wenn ein Hund über die Stränge schlägt und beim Spielen allzu rabiat wird, dann weisen ihn ein oder mehrere Hunde kurz zurecht. Dann wird mal schnell abgedrängt, ein "Bodycheck" gemacht (der betreffende Hund also wie unabsichtlich wirkend "angerempelt"), kurz und deutlich geknurrt, gezielt angesprungen und/oder auch schon mal angedeutet(!) zugebissen. ... Und schon eine Sekunde später wird wieder gemeinsam gespielt, als sei nie etwas passiert.
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Wenn sich aber einer partout nicht "belehren" lassen will und in schneller Folge immer wieder über die Stränge schlägt, dann wird auch schon mal zu heftigeren Maßnahmen gegriffen: Es gibt eine kurze Keilerei; die manchmal sogar blutig enden kann. Trotzdem wird der verprügelte Hund direkt nach dem Ende der Prügelei wieder in der Gruppe akzeptiert und darf weiterhin mitspielen.
Doch man kann so lange beobachten, wie man will: Die "positiv-fördernde Methode", also
das Belohnen guten Verhaltens und das Ignorieren schlechten Verhaltens, wendet kein Hund an. NIEMALS.
Im Gegenteil: Für gutes/erwünschtes Verhalten gibt es EINZIG die "Belohnung der Ungestörtheit bzw. Nicht-Zurechtweisung"; der Hund darf also weitermachen mit dem, was er gerade macht. Und für schlechtes/unerwünschtes Verhalten gibt's erst ein paar Verwarnungen und gelbe Karten; und wenn er nicht einsichtig wird, dann gibt's kurz(!) "einen auf die Nase".
Aber ist nicht GENAU DAS jenes "dominante Verhalten", das wir in der Erziehung unseres Hundes eigentlich ablehnen wollten? Lehnen wir also NATÜRLICHES VERHALTEN des Hundes ab?