Der allergrößte Fehler, den wir machen können, ist zu glauben, es wäre ein Fehler des Hundes, wenn irgendwas nicht wie erwartet funktioniert.
Doch der Hund macht nichts absichtlich. Schon gar nicht, um dich zu ärgern. Wenn also irgendwas nicht funktioniert, dann liegt es mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit daran, dass es mir nicht gelungen ist, dem Hund die Ernsthaftigkeit meiner Absicht klarzumachen und zugleich zu berücksichtigen, dass er ein Hund mit ganz eigenen Vorstellungen von der Welt und ganz eigenen Instinkten ist.
Beispiel: Abruf Der Hund kommt nach dem Abruf nicht oder nicht sofort? Dann gibt es typischerweise drei Gründe dafür:
Kennt der Hund das Kommando hinreichend, könnte es sein, dass ich einen falschen Moment gewählt habe, um ihn erfolgreich abzurufen. Wenn du beispielsweise gerade Kopfhörer aufhast, in denen laute Musik dröhnt, oder wenn du dich besonders fokussiert auf etwas Wichtiges konzentrierst, dann kann man dich noch so oft rufen: Du wirst es nicht hören. Nicht, weil du absichtlich bösartig "weghörst", sondern weil es dich schlicht gar nicht erreicht. ... Hunde kennen das auch.
Kennt der Hund das Kommando hinreichend UND habe ich den richtigen Moment abgepasst: Könnte es sein, dass er gute Gründe hat, das Kommando geflissentlich zu überhören? Stimmt meine Körpersprache? Ist meine Stimme angemessen? Stimmt das Grundvertrauen meines Hundes in mich wirklich? ... Es gibt eine ganze Reihe Fragen, deren Antwort letztlich ... nun, emotional unangenehm sein könnte, wenn wir ehrlich zu uns und unserem Hund sind.
Kennt der Hund das Kommando jedoch nicht hinreichend, ... ist es die Schuld des Hundes, dass er es nicht hinreichend kennt? Oder war das Training vielleicht nicht gut genug oder nicht lange genug?