Die grüne, die gelbe und die rote Zone

Sicherlich ist es dir auch schon öfter aufgefallen: Hunde hören unterschiedlich gut. Und das hat durchaus mit ihrer Entfernung zu dir zu tun.

Allerdings liegt das weniger daran, dass der Wind deine Kommandos verweht; so dass man sie in der Entfernung weniger gut hören kann. Es liegt vielmehr an zwei anderen Faktoren:

  1. Der ehrliche Respekt, den dein Hund dir gewährt.
  2. Die echte Dominanz, die du besitzt.

Kurz gesagt: Hier zeigt sich, inwieweit dein Hund dich respektiert; ob dein Hund anerkennt, dass du "der Boss" bist ... oder nicht.

Die Gehorsams-Zonen aus der Sicht des Hundes

Die grüne Zone: "Leinen-Zone"

Die "grüne Zone" ist die typische Leinen-Zone. Sie hat also einen Radius von ca. 2-5 Meter um dich herum.

Und sie wächst und schrumpft mit dem Respekt deines Hundes für dich; aber auch mit deiner Dominanz-Ausstrahlung. Im kleinsten Fall ist sie sogar "0 Meter", dann hat dein Hund genau "0 Respekt" für dich übrig; und du genau "0 Dominanz-Ausstrahlung". Allerdings wird sie nie sehr viel größer als etwa 5 Meter im Radius; also ca. 10 Meter im Durchmesser.

In dieser Zone ist dein Hund besonders unterordnungsbereit. Ein gut erzogener Hund reagiert hier nicht nur auf gesprochene Kommandos, sondern sogar auf kleinste körpersprachliche Signale, die du aussendest.

Kurz gesagt: Das ist die "Trainings-Zone" für dich und deinen Hund. Und es ist zugleich die "Kommando-Zone" für einen respektlosen und/oder dominanten Hund.

Grün = 2-5 Meter; also die "Leinen-Zone"

Die unechte Dominanz wirkt nur hier! Außerhalb der "Leinen-Zone" verliert die unechte Dominanz ihre Wirkung.

Die gelbe Zone: "Freilauf-Zone"

Die "gelbe Zone" ist die typische Freilauf-Zone; oder Schleppleinen-Zone. Sie hat einen Radius von ca. 15-20 Meter um dich herum.

Und auch sie wächst und schrumpft SEHR STARK mit dem Respekt deines Hundes für dich; aber auch mit deiner Dominanz-Ausstrahlung. Im kleinsten Fall ist sie sogar "0 Meter", dann hat dein Hund genau "0 Respekt" dür dich übrig; und du genau "0 Dominanz-Ausstrahlung". Genauso kann sie sogar 50 Meter erreichen; wenn eure Bindung besonders stark und der Respekt deines Hundes für dich, deine echt-dominante Ausstrahlung also besonders groß ist.

In dieser Zone ist dein Hund immer noch grundsätzlich unterordnungsbereit. Ein gut erzogener Hund reagiert hier nicht nur auf gesprochene Kommandos, sondern auch auf deutliche körpersprachliche Signale (Handzeichen, Körpersprache), die du aussendest.

Kurz gesagt: Das ist die "Freilauf-Zone" für dich und deinen Hund; also die "maximale Entfernung", die du deinen Hund ohne Leine von dir weglassen solltest.

Gelb = bis etwa 15-20 Meter; also die " Freilauf-Zone" oder " Schleppleinen-Zone"

Freilauf gut erzogener Hunde Gut erzogene Hunde bleiben im Freilauf ganz selbstverständlich in diesem Radius. Beobachte es! Dein Hund zeigt dir, welchen Radius er für eure Respekts- & Dominanz-Beziehung bemisst, indem er die ganze Zeit zwischen "äußerer Grenze" und dir hin- und herpendelt.

Kein Respekt? Dann hat auch die "Freilauf-Zone" einen Radius von NULL.

Die rote Zone: "Jagd-Zone"

Die "rote Zone" ist die Jagd-Zone.

In dieser Entfernung trifft dein Hund ALLE seine Entscheidungen (fast ganz) ohne deinen Einfluss. Er schaut dich (vielleicht) noch an, er überlegt und er entscheidet selbst, ob er das Kommando, das du gerade über den Platz brüllst, gehört haben will oder nicht.

Ist dein Hund bereits im Jagd-Modus; kannst du dir in dieser Entfernung also jegliche Luft zum Hinterherlaufen aufsparen; denn dein Hund wird dich ganz sicher nicht mehr hören oder sehen. Und das ist selbst in den besten Familien so.

Rot = ab etwa 15-20 Meter; also die " Jagd-Zone". Je besser erzogen dein Hund und je stärker eure persönliche Bindung miteinander ist, desto später beginnt diese Zone. Sie kann also leicht erst ab 50 oder noch mehr Metern beginnen.

Nur unter kontrollierten Bedingungen! Lasse deinen Hund nur unter kontrollierten Bedingungen ("eingezäunt") in die rote Zone!

Warum sollte mich das interessieren?

Natürlich kann man nun fragen: "Warum sollte mich das interessieren? Mein Hund hört sowieso nicht auf mich. Also ist es auch egal, wie weit er weg ist."

Man könnte dieses Wissen aber auch sehr praktisch nutzen:

Nehmen wir mal an, unser Hund ist schwerhörig. Der Abruf gelingt so gut wie nie; und wenn doch, dann nur mit viel Glück und noch mehr lautem Brüllen. Das könnten wir jetzt ändern:

Wir sehen, dass unser Hund immer wieder hin und her über die Wiese tobt. Hin und her. Anstatt nun aber immer verärgerter quer über die Wiese zu brüllen, positionieren wir uns in aller Ruhe an einer strategischen Stelle, an der unser Hund beim Toben "vorbeikommt". Idealerweise in die grüne Zone; mindestens aber schon mal möglichst tief in die gelbe Zone. Und dann warten wir geduldig auf unseren Einsatz:

Je dichter uns der Hund kommt, desto wahrscheinlicher wird es, dass er plötzlich sehr gut hören kann. Ganz ohne Brüllen. Ganz ohne Wut im Bauch und einen Puls von 180. Einfach nur, weil wir die Zonen zu unserem Vorteil ausgenutzt haben.

Er tobt nicht wild herum? Dann bitte ihn doch (mit seinem Lieblingsspielzeug, eigener Spielaufforderung, etc.) erst mal nur näher an dich heran und/oder positioniere dich selbst etwas strategischer. Ganz ruhig und entspannt. Raus aus der roten (Jagd-)Zone, wo er ziemlich sicher nicht hören wird; tief rein in die gelbe (Freilauf-)Zone, wo deine Chancen schon deutlich steigen. Und ERST DORT gibst du ihm das » Komm!«-Kommando.

"Überhörte" Kommandos untergraben deine Dominanz-Stellung! Das gilt ganz besonders bei unechter Dominanz; etwa, weil wir verärgert sind, wenn der Hund mal wieder nicht hört.

Vermeide Kommandos in der roten Zone! Je respektloser der Hund, desto weniger Sinn machen Kommandos in der roten Zone!

Minimiere Kommandos in der gelben Zone! Je respektloser der Hund, desto weniger Sinn machen Kommandos in der gelben Zone!

Konzentriere dich auf Kommandos in der grünen Zone! Hier brauchst du nicht "Brüllen & Herumfuchteln".

Hinterherlaufen zwecklos! Es macht jedoch keinen Sinn, deinem Hund "hinterherzulaufen", um in die gelbe oder grüne Zone zu gelangen. Er ist schneller. Und er kennt das Spiel selbst.